Weissieden - wie geht das?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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diocletian
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Weissieden - wie geht das?

Beitrag von diocletian » So 12.03.06 19:45

Ich hab keine Ahnung, ob hier dazu schon mal was gesagt wurde. Vermutlich ja, aber bevor ich da was finde, frag ich mal ganz allgemein in die Runde.
Ich hab einen Antoninian des Diocletian mit noch ganz gutem Silbersud. Mich würde mal recht detailiert interessieren, wie er da draufkommt. Ich hab gehört, dass da viel Chemie dabei ist?

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » So 12.03.06 20:49

Hallo Diocletian!

Du hast recht, dieses Thema ist schon mehrfach besprochen worden und das erzielte Ergebnis sieht so aus, daß es im Grunde nicht 100%ig geklärt ist. Ich neige persönlich folgender Vorstellung zu:
1. Die Münzen enthalten einen kleinen Anteil von Silber, sagen wir mal 4-5%.
2. Taucht man diese Münzen in die Lösung einer schwachen Säure, vielleicht
Weinsäure, dann gehen zuerst die Ionen der unedleren Metalle in diese
Lösung, d.h. hier das Kupfer. Nimmt man die Münze rechtzeitig heraus,
dann hat man eine schöne, glänzend silbrige Oberfläche. Die ist natürlich
nicht von Dauer, da sie nur mikroskopisch dünn ist.
3. Ob dieses Verfahren vor der Prägung oder nach der Prägung benutzt
wurde, weiß ich ncht. Ich nehme an, nach der Prägung, weil sonst die dünne
Schicht beschädigt worden wäre.

Eine andere Auffassung ist die, daß die Münzen vor oder nach dem Prägen in eine silberhaltige Lösung gelegt wurden, in der sie solange 'gesiedet' wurden, bis sich auf den Münzen ein dünner Silberüberzug gebildet hatte.

MfG
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mo 13.03.06 10:05

Hallo Peter43!

Münzen mit Silbersud sind oft stempelglänzend. Hätte man sie aber erst nach der Prägung mit Säure behandelt, hätte man allenfalls eine zwar silberfarbene, leider aber auch matte Oberfläche erhalten. Die infolge des durch die Säure herausgelösten Kupfers aufgelockerte Metallstruktur kann also nur durch einen Prägeschlag wieder so stark verdichtet worden sein, daß überhaupt ein Prägeglanz zustandekam. Zumindest die Theorie, daß erst nach dem Prägen eine wie auch immer vorgenommene Versilberung angebracht wurde, scheidet damit nach meinem Dafürhalten aus.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von Peter43 » Mo 13.03.06 10:12

Klingt überzeugend!

MfG
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Fridericus
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Beitrag von Fridericus » Mo 13.03.06 10:29

Die Antoniniane der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts sind in großen Mengen hergestellt worden. Irgendeine aufwendige Behandlung jeder einzelnen geprägten Münze kann ich mir nur schwer vorstellen. Es muß also meiner Meinung ein ziemlich einfaches Verfahren gegeben haben, daß bei einer großen Menge von Münzen anzuwenden war.

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Beitrag von Peter43 » Mo 13.03.06 10:49

Fridericus, Du kannst doch hunderte oder tausende von Münzen in einen großen Kessel mit Säure werfen!

MfG
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Susat
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Beitrag von Susat » Mo 13.03.06 10:50

Hallo zusammen,
es gibt 2 varianten des weißsiedens von silber.
1. die heiße, sie besteht aus einer beize von einem teil schwefelsäure und 10 teilen wasser. bei diesem verhältnis wird das kupfer in der legierung gelöst wenn man die beize kocht.
2. die kalte, sie besteht aus kaliumdisulfat. 100 gramm auf 1 liter wasser ergeben eine lösung die zum kaltsieden gebraucht werden kann.

Frage ist nur, wollt ihr das wirklich euren münzen zumuten??? nach meiner erfahrung sind diese varianten des weißsiedens am effektivsten, je höher der feingehalt des metalls ist. überlegt es euch noch mal, ob ihr das wirklich wollt
mit freundlichen Grüßen aus der alten Hansestadt Soest, susat

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Beitrag von Peter43 » Mo 13.03.06 11:26

Hallo Susat!

Das soll doch nicht unseren Münzen angetan werden!

Bei Susat fällt mir übrigens ein: Kennst Du das Buch 'Die Nibelungen ritten nach Norden' von Ritter-Schaumburg? Da wird nämlich die These vertreten, daß es sich bei Susa nicht um Ofen, die alte Hauptstadt der Hunnen, handelt, sondern eben um Susat=Soest. Und Etzel/Attila ist auch nicht der Hunnenkönig, sonder Atlan, ein Stadtkönig von Soest. Ganz interessant zu lesen!

MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Susat » Mo 13.03.06 11:40

hallo Peter43
ich tu es meinen münzen nicht an, das ist sicher, ich erleichter mir aber so die arbeit wenn ich silberschmuck herstelle.
das buch kenne ich und auch die ganzen diskussionen darum. jährlich finden hier tagungen statt um die thesen ritters noch glaubhafter zu machen. die soester geschichtswissenschaftler wollen dem ritter aber noch nicht folgen. trotzdem würde ich diese thesen als wirtschaftsförderer der stadt ausschlachten, das haben schon ganz andere stadte gemacht :-)))
mit freundlichen Grüßen aus der alten Hansestadt Soest, susat

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Beitrag von diocletian » Di 14.03.06 21:28

Danke für die Infos!
Hallo Susat,
...du benutzt also das Weissieden, um versilberten Schmuck herzustellen? Wie hoch ist die Konzentration der Schwefelsäure? Dann müssten sich doch damit ausreichend dicke Silberschichten verhältnismäßig abriebsicher herstellen lassen?

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Beitrag von Susat » Di 21.03.06 13:59

hallo diocletian,
du mußt leider was falsch verstanden haben.
einfach gesagt ätzt die säure das kupfer weg, silber bleibt stehen. das ist weißsieden. unterm mikroskop sieht so eine behandelte münze wie ein schwamm aus.
gruß susat
mit freundlichen Grüßen aus der alten Hansestadt Soest, susat

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Beitrag von diocletian » Mi 22.03.06 21:29

[quote]ich erleichter mir aber so die arbeit wenn ich silberschmuck herstelle. [/quote] ...was hab ich da denn falsch verstanden?[/quote]

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Beitrag von Susat » Do 23.03.06 08:42

du mußt eine hohe silberlegierung haben damit überhaupt silber stehen bleiben kann 925,- fein, weissieden hat nichts mit versilbern zu tun. (bin ich in meinen ausfürungen so unverständlich?)
mit freundlichen Grüßen aus der alten Hansestadt Soest, susat

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