Beizeichen / Kontrollziffern auf Republikanern

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drakenumi1
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Beizeichen / Kontrollziffern auf Republikanern

Beitrag von drakenumi1 » So 16.03.08 13:39

Wenn mein hiesiges Anliegen bereits in früheren threads abgehandelt worden sein sollte, so laßt es mich bitte wissen, dann erübrigen sich diese Zeilen. Die Suchfunktion jedenfalls führt auch nur in eine ewige Sucharbeit.
Auf einigen Denaren (hier z.B. ein L. Calpurnius Piso L.f. Frugi von 90 v. Chr.) wimmelt es förmlich von Beizeichen und Kontrollziffern. Hier auf der Vs. und Rs. jeweils 2 und wenn man den Punkt unter dem "V" auf der Rs. dazurechnet. werden es sogar ges. 5. Über ihre Bedeutung bin ich trotz einiger Hinweise im Net allerdings sehr im Unklaren. Ich weiß zwar, daß die Forschung wohl noch eher in den Kinderschuhen steckt, wenn nicht Ergebnisse aus jüngerer Zeit hier bereits einige Klarheit gebracht haben, aber selbst das Bekannte bleibt für mich rätselhaft:
Da lese ich bei numispedia zu Beizeichen: "Münzstempel wurden gekennzeichnet, um ihre spätere Wiederverwendung oder aber die Herstellung plattierter Fälschungen zu erschweren" oder auch "um verschiedene Ausgaben ähnlicher Münzen voneinander unterscheiden zu können"
Und zu Kontrollziffern (Buchstaben oder Ziffern bzw. deren Folgen) liest man: Die Bedeutung geht dahin, daß somit ein Mißbrauch bzw. eine Weiterverwendung der Stempel ausgeschlossen wurde".
Tut mir leid, ich brauchs etwas kleingekaut, um es verdauen zu können. Ich begreife es nicht, erschließt sich mir nicht an vorstellbaren Beispielen.
An anderen Stellen im Net liest man fast wörtlich gleiche Formulierungen, so daß sich der Verdacht aufdrängt, einige der Schreiber könnten ihre Formulierung selbst nicht so richtig erklären.
Wenn diese Calpurnia hier an 4 unterschiedlichen Stellen solche Zeichen trägt, sollte es da nicht auch 4 verschiedene Bedeutungen für sie geben müssen?
Sicher stelle ich mich unter Eurem wissenden Blick mehr als ungeschickt an, aber trotzdem: Wer reißt mir den Schleier von den Augen?. Egal, ob das gelingt, oder nicht, für Eure Mühe dankt schon hier

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Beitrag von El Che » So 16.03.08 14:56

Hallo Drakenium,

ich kenn mich nicht wirklich mit den Republikanern aus, kann Dir also keine umfassende Antwort geben, nur einige Gedanken:
Ich habe einmal einen Artikel von Sydenham im NC gelesen, in dem er Beizeichen auf verschiedenen Republikdenaren des 1. Jhdts. in die Nähe der Berufsgilden (collegia) stellte; durch die Betonung einer Verbindung des Münzmeisters zu den Collegia, stellt er sich nach Sydenham in die Tradition der Popularen. Demnach wären diese Beizeichen eine politische Aussage im innenpoltischen Konflikt Roms. Das Beizeichen hinter dem Kopf auf Deiner Münze, könnte ein solches sein.
Ich habe zu L. Calpurnius Piso ein wenig im Internet recherchiert, bin aber nicht wirklich weitergekommen, da es wohl mehrere gibt; zumindest war einer names Frigo (laut wikipedia) zwar im 2. Jhdt. Volkstribun, dann als Konsul aber ein Gegner der Gracchen... Er kann aber eigentlich nicht mit dem Münzmeister identisch sein...

Liebe Grüße,
Uli

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Beitrag von Peter43 » Mo 17.03.08 12:37

Beizeichen auf republikanischen Münzen

Ich kann mich hier nur auf die Münzen des BURSIO beziehen. In seinem Artikel 'The Denarii of the Roman Republican Mneyer Lucius Julius Bursio, a Die Analysis, Numismatic Chronicle 1996' schreibt P.H.de Ruyter:
Die Denare des L.Julius Bursio sind eine wichtge Quelle für die kleinen Symbole, die die Stempel mehrerer Münzmeister der römischen Republik zieren. Der Zweck von Bursios Symbolen allerdings bleibt unklar. Sie erscheinen nur auf den Aversen und differenzieren sicherlich nicht einzelne Stempel, da viele von ihnen auf verschiedenen Stempeln wiederholt werden. Auf der anderen Seite tragen die Reverse eine Vielzahl von Buchstaben, Buchstabenkombinationen und Zahlen, die zum größten Teil erlauben, den Stempel zu identifizieren, auf dem sie erscheinen.
Diese Varietäten erleichtern die Identifikation und erlauben uns die Rekonstruktion von Stempelverkettungen und Paarungen, sowie die Aufstellung von Zeitserien. Das Ergebnis ist ein tiefer Einblick in die Praxis der Münzstätte, was bei unmarkierten Münzen nicht möglich ist.
Die Markierungen selbst folgen keinem System. Sie erscheinen zufällig. Es gibt keinen Zusammenhang mit der Reihenfolge der Gravierungen oder dem Benutzen der Stempel. Die Symbole auf den Aversen sind auch so winzig und unterscheiden sich oft nur so wenig voneinander, daß es unwahrscheinlich ist, daß sie zum Unterscheiden der Stempel benutzt worden sind. Im Falle der Bursio-Denare wird zwischen 2 Stempelschneidern unterschieden, G (gross) und F (fine). Die Symbole verteilen sich jedoch zufällig auf beide, sodaß sie auch nicht zum Unterscheiden der beiden Stempelschneider geeignet waren.

Nachdem ich dies alles gelesen habe, glaube ich, daß Vermutungen, diese Markierungen dienten der Verhinderung von Fälschungen oder seien Abzeichen von 'Innungen', ohne wirklich überzeugende Beweise sind.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von El Che » Mo 17.03.08 13:53

Ich habe den Artikel leider nicht mehr vorliegen, da er mir (mit leider vielen anderen schönen Texten :cry: ) bei einem Festplattencrash verloren gegangen ist.

Ich habe aber die Literaturangabe auf einer Seite wiedergefunden (ziemlich weit oben, Sydenham 1931), die sich mit den Papius-Denaren befasst. Dabei auch eine umfangreich Liste der Beizeichen, in deren Gattung das Zeichen hinter dem Kopf der obigen Münze gehören könnte...

http://www.bonannocoins.com/l_papius/l_papius_db.php

Wie gesagt, ich kenne mich viel zu wenig auf dem Gebiet aus, um hier eine qualifizierte Aussage machen zu können...

Liebe Grüße,
Uli

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Beitrag von drakenumi1 » Mo 17.03.08 15:12

In der Hoffnung, die Diskussion könnte noch weiter in die Breite des Forums übergreifen und dem Gebiet der Republik insgesamt wesentlich mehr Geltung verschaffen, als von mir bisher registriert, hier zur Auflockerung aus meiner Sammlung 2 Belege der von Euch zitierten
- Bursio - und - Papia - mit sehr schönen Beispielen für Beizeichen (auf dem Av. der Papia hier ein Gerbermesser, auf deren Rv. ein Schaber).
Erstmal schönen Dank Euch beiden. Daß noch weitere Bausteine von Euch zu einem begehbaren Gebäude beitragen können, hofft

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