Heute habe ich erneut eine Münze aus Markianopolis bekomme, auf der der Name des Statthalters Quintilianus falsch geschrieben ist. Quintilianus war der Statthalter der Provinz Moesia zur Zeit des Caracalla. Griechisch sollte sein Name geschrieben werden KVNTILIANOC bzw. als Genitiv KVNTILIANOV. Aber seht, was ich gefunden habe:
1. Münze
Moesia inferior, Markianopolis, Caracalla, AMNG I/1 643
De Legende ist VP KVNTILLIANOV. Die Legende ist zwar abgenützt, aber die beiden Lambdas sind gut zu sehen.
2. Münze:
Moesia inferior, Markianopolis, Caracalla, AMNG I/1 646
Hier ist die Legende VP KVNTILINOV, oder vielleicht KVNTIAINOV.
3. Münze:
Moesia inferior, Markianopolis, Caracalla, AMNG I/1 644 var.
Diese Legende ist die eigenartigste von allen. Wir finden hier VP KVNTILILIANOV, oder vielleicht KVNTILIAIANOV.
Hristova/Jekov listet interessanterweise eine Variante dieses Typs unter No.6.18.1.10 mit der Legende KVNTIALIANOV
4. Münze:
Moesia inferior, Markianopolis, Caracalla & Julia Domna, AMNG I/1 689var.
Diese Variante mit KVNTILANOV wird von Pick erwähnt. Hinzu kommt noch der Fehler in der Münzstätte, die hier MARKIANOPOLTWN heißt, also ebenso mit fehlendem I!
Ich halte dies für eine interessante Beobachtung, die es wert ist, gezeigt zu werden. Ich hatte zunächst gedacht, daß es sich um die frühesten Ausgaben gehandelt haben könnte, bei denen die Stempelschneider die richtige Schreibweise noch nicht 'draufhatten', aber Curtis hatte bei einem Beitrag im amerikanischen Forum diese Theorie für falsch gehalten.
Mit freundlichem Gruß
Probleme mit dem Namen Quintilianus
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Probleme mit dem Namen Quintilianus
Zuletzt geändert von Peter43 am So 22.02.09 14:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Hallo, mal wieder!
Ich denke, ein fehlender Buchstabe ist doch bei Provinzialrömern nicht wirklich aufsehenerregend, I sowieso nicht (Ligatur) und ein gedoppeltes L auch nicht, zumal von einem Verschriftungssystem ins andere gewechselt wird. (Versuch mal "Günther" mit griech. oder kyrill. Lettern zu schreiben und lass das Muttersprachler aussprechen...).
3. ist allerdings wirklich vogelwild.
Hast Du auch "richtig" beschriebene? Ich besitze von Quintilianus nur eine, bei der ist allerdings alles an rechtem Ort und rechter Stelle:
KVNTILIANOV
Es grüßt: Posa
Ich denke, ein fehlender Buchstabe ist doch bei Provinzialrömern nicht wirklich aufsehenerregend, I sowieso nicht (Ligatur) und ein gedoppeltes L auch nicht, zumal von einem Verschriftungssystem ins andere gewechselt wird. (Versuch mal "Günther" mit griech. oder kyrill. Lettern zu schreiben und lass das Muttersprachler aussprechen...).
3. ist allerdings wirklich vogelwild.
Hast Du auch "richtig" beschriebene? Ich besitze von Quintilianus nur eine, bei der ist allerdings alles an rechtem Ort und rechter Stelle:
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Hallo Posa!
Diese Häufung von falscher Schreibweise gibt es bei den moesischen Legaten nur für Quintilianus. Ich habe in meiner Sammlung 12 Münzen von Quintilianus, davon sind 4 falsch geschrieben. Dabei handelt es sich nicht um einfache Flüchtigkeitsfehler. Sonst hätte sie Pick nicht mit eigener Nummer in sein Corpus aufgenommen.
Mit freundlichem Gruß
Diese Häufung von falscher Schreibweise gibt es bei den moesischen Legaten nur für Quintilianus. Ich habe in meiner Sammlung 12 Münzen von Quintilianus, davon sind 4 falsch geschrieben. Dabei handelt es sich nicht um einfache Flüchtigkeitsfehler. Sonst hätte sie Pick nicht mit eigener Nummer in sein Corpus aufgenommen.
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Hmmm, Peter, spannende Sache!
Lass es mich mal so sagen: Es ist aber auch unwahrscheinlich, dass alle moesischen Legatennamen von allen moesischen Stempelschneidern korrekt geschrieben werden können - nur der eine nicht, der dazu nicht komplizierter als andere lautet. An so eine akute Lega(s)t(h)enie mag ich nicht glauben.
Was, wenn das fehlende I tatsächlich, einer orthographischen Mode von außerhalb folgend, in Ligaturen verschwindet? und A und N rutschen auch schon mal zusammen...
Ansonsten müsste man Beispiele sammeln und Reihen bilden: Welcher Stempelschneider, welcher Typus, welcher Fehler,...
Weiß irgendwer etwas Stadtgeschichtliches, ob es da nach 211 irgendwelche sozialen Verwerfungen gab?
freundlich grüßt: Posa
Lass es mich mal so sagen: Es ist aber auch unwahrscheinlich, dass alle moesischen Legatennamen von allen moesischen Stempelschneidern korrekt geschrieben werden können - nur der eine nicht, der dazu nicht komplizierter als andere lautet. An so eine akute Lega(s)t(h)enie mag ich nicht glauben.
Was, wenn das fehlende I tatsächlich, einer orthographischen Mode von außerhalb folgend, in Ligaturen verschwindet? und A und N rutschen auch schon mal zusammen...
Ansonsten müsste man Beispiele sammeln und Reihen bilden: Welcher Stempelschneider, welcher Typus, welcher Fehler,...
Weiß irgendwer etwas Stadtgeschichtliches, ob es da nach 211 irgendwelche sozialen Verwerfungen gab?
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