Einst stolze Auktionshäuser...

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

einlieferer
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Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von einlieferer » Sa 29.10.11 12:05

Einst konnte sie sich wirklich sehen lassen, die Antiken Abteilung von Busso Peus, Deutschland's ältester Münzhandlung. Gut erinnere ich mich noch an Auktionen, in denen wirklich hochwertigste Bronzen versteigert wurden. Auch sollen so schillernde Persönlichkeiten wie z.B. die Gebrüder Cahn vor ihrer Emigration in die Schweiz dort gewirkt haben.

Wenn man sich heute dieses Armutszeugnis anschaut, dann muss man sich fragen, was eigentlich aus der einst so stolzen Antikenabteilung der ältesten deutschen Münzhandlung geworden ist.

Fast ein Jahrzehnt ist es her, seit dem ein gewisser Lockenschneider die numismatische Welt mit nachgeschnitzten Bronzen erschütterte, und immer noch soll es tatsächlich Leute geben, die den Unterschied zwischen derartigen (Ver)Fälschungen und originalen einfach nicht peilen. Schlimmer noch: Diese Leute sitzen in renommierten Auktionshäusern und man beauftragt sie, Kataloge zusammenzustellen! Und der Gipfel: Dieses an Betrug grenzende "Fehlverhalten" wiederholt sich inzwischen schon seit Jahren und verunsichert in zunehmendem Maße nicht nur die eigene Kundschaft sondern auch die gesamte Sammlerwelt!!! Da fällt dann auch gar nicht ins Gewicht, wenn da doch das ein oder andere hübsche Münzlein zwischen einer so massiven Ansammlung von Schmuddel hervorsticht. Und die Tatsache, dass Hirsch tatächlich noch schlimmer ist, und Lanz und Gorny auch keine Engel sind, kann nicht als Entschuldigung akzeptiert werden.

Mein Appel an Busso Peus: Beenden Sie diesen Wahnsinn! Holen Sie - und zwar schnell - sich jemanden ins Haus, der dazu in der Lage ist, die Spreu vom Weizen zu trennen und ziehen sie den Schmuddel zurück!
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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von areich » Sa 29.10.11 13:00

Von den Griechenbronzen sind auch viele bearbeitet aber deutlich dezenter.

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von pontifex72 » Sa 29.10.11 13:01

Schlimm finde ich vor allem, dass in der Beschreibung der jeweiligen Münzen kein Hinweis auf die Bearbeitung zu finden ist. Solange da Hinweise wie "smoothed and heavily tooled" oder ähnliches dabei stehen, finde ich es nicht dramatisch. Es muss dann jeder selber wissen, ob er sowas haben will. Aber nichts dazu schreiben geht gar nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Mitarbeiter von Auktionshäusern so etwas nicht bemerken. Es gibt ja nicht nur erfahrene Sammler, die sicherlich Schnitzwerke erkennen und keinesfalls kaufen würden, sondern bestimmt auch viele Menschen, die sich vielleicht nicht weitergehend mit antiken Münzen auskennen, aber sich lieber die eine oder andere wunderschöne Münze ins Bankschließfach legen, anstatt das Geld anzulegen. Gerade dieser Personenkreis wird dann betrogen.

Ich finde, man muss da sicherlich differenzieren. Wer üble Schnitzwerke bei irgendwelchen obskuren Ebay-Anbietern für ein Heidengeld ersteigert ohne sich auszukennen, der hat sicherlich zu viel Geld und mein Mitleid hält sich in Grenzen. Bei renommierten Auktionshäusern, denen der Kunde vorab großes Vertrauen entgegenbringt, sieht das natürlich anders aus.
Viele Grüße
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Homer J. Simpson
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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 29.10.11 13:33

Was mir gerade auffällt: Da werden drei spätrömische Solidi angeboten - und deren Gewichte bewegen sich zwischen 3,61 und 3,88 Gramm bei einem Sollgewicht von 4,44 Gramm. Die werden mir bei meiner nächsten Zeitreise, wenn ich in Rom damit bezahlen will, um die Ohren gehauen! Von dem Untergewicht und seiner wahrscheinlichen Ursache (beschnitten / befeilt, wohl als Schmuck gefaßt gewesen) kein Wort!

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 29.10.11 13:41

Oh je... und einige der sizilischen Bronzen scheinen von dem Menschen (?) eingeliefert zu sein, der auf Ebay als Aitnacoins firmiert (oder war es decussius?):
http://www.sixbid.com/nav.php?p=viewlot ... 6&lot=2162
http://www.sixbid.com/nav.php?p=viewlot ... 6&lot=2189
Für den letzteren Stempel hätte in Syrakus der Stempelschneider seinen Vertrag nach der Probezeit nicht verlängert bekommen!!

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von n.......s » Sa 29.10.11 14:19

wir meckern hier zwar regelmäßig, tun allerdings viel zu wenig gegen solche Machenschaften!
Gemeinsam sollten wir gegen solche Häuser vorgehen! Und wir sollten zahlreiche Protestbriefe an die entsprechenden Verbände schicken!

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von areich » Sa 29.10.11 14:21

Homer J. Simpson hat geschrieben:Oh je... und einige der sizilischen Bronzen scheinen von dem Menschen (?) eingeliefert zu sein, der auf Ebay als Aitnacoins firmiert (oder war es decussius?):
http://www.sixbid.com/nav.php?p=viewlot ... 6&lot=2162
http://www.sixbid.com/nav.php?p=viewlot ... 6&lot=2189
Für den letzteren Stempel hätte in Syrakus der Stempelschneider seinen Vertrag nach der Probezeit nicht verlängert bekommen!!

Homer
Das sind ein paar der auffälligsten Bearbeitungen. Aber leicht bearbeitet sind sehr viele. Was mich an Peus auch stört ist, die werfen (offensichtlich und weniger offensichtlich) falsche Münzen in die Grabbelkisten auf Börsen. Das ist echt fies.

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von beachcomber » Sa 29.10.11 14:31

Homer J. Simpson hat geschrieben:Was mir gerade auffällt: Da werden drei spätrömische Solidi angeboten - und deren Gewichte bewegen sich zwischen 3,61 und 3,88 Gramm bei einem Sollgewicht von 4,44 Gramm. Die werden mir bei meiner nächsten Zeitreise, wenn ich in Rom damit bezahlen will, um die Ohren gehauen! Von dem Untergewicht und seiner wahrscheinlichen Ursache (beschnitten / befeilt, wohl als Schmuck gefaßt gewesen) kein Wort!

Homer
von den dingern habe ich letztens so viele gesehen, von ebay bis vcoins, alle im gleichen zustand und aus der gleichen zeit, da kann man schon ins grübeln kommen......
grüsse
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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von kuddlbutschi » Sa 29.10.11 19:27

hallo homer,

ich sehe bei allen drei solidi wie der anbieter leider auch keine wahrscheinlichen ursachen.bei 3,61 g fehlen zum optimum 0,83g,das wären gute 20 % oder 1/5 der substanz.ich habe beschnittene und angeknapperte solidi in deren gewichtsklasse......die sehen aber anders aus.da ist kein oder nur wenig material überhalb der legende.bei den drei aber keine spur.entweder sind die gewichtsangaben nicht richtig oder die feinwaage hat nen knacks :wink:

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von einlieferer » Sa 29.10.11 21:09

pontifex72 hat geschrieben:Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Mitarbeiter von Auktionshäusern so etwas nicht bemerken.
Es ist in der Tat unvorstellbar. Einmal auf so einen Mist reinzufallen, dafür könnte man ja vielleicht noch Verständnis aufbringen. Aber so viele Jahre lang penetrant oft ein derartiges Armutszeugnis vorzulegen, nein, da muss irgendetwas anderes noch im Spiel sein. Wahrscheinlich ist es aber eine gefährliche Mischung aus Inkompetenz und Schlitzohrigkeit, und vermutlich hält der Katalogersteller uns Sammler für ziemlich blöde. Aber: Die Auktion wird so manches Nachspiel haben, sobald Käufer feststellen, dass sie geleimt wurden. Es steht also noch viel mehr Ärger ins Haus. Außerdem: Einen großen Anteil am Boom bei antiken Münzen, der zur Zeit zu beobachten ist, wird dieses Auktionshaus mit Sicherheit nicht haben! Insofern empfehle ich Busso Peus dringend, die Notbremse zu ziehen und die Lose zurückzuziehen. Es wäre am besten und würde von großer Souveränität dieses Auktionshauses sprechen, wenn der antike Teil der Auktion ganz gecancelt werden würde. Dieser Schrott wird die Zuschlagspreise der "guten Münzen", die - so viel zur Ehrenrettung der ältesten Münzhandlung Deutschlands - ja auch vorhanden sind, wohl ziemlich in den Keller ziehen.

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von n.......s » Sa 29.10.11 21:17

einlieferer hat geschrieben:
pontifex72 hat geschrieben:Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Mitarbeiter von Auktionshäusern so etwas nicht bemerken.
Wahrscheinlich ist es aber eine gefährliche Mischung aus Inkompetenz und Schlitzohrigkeit,
wohl eher Kaltschnäuzigkeit und Geldgeilheit...

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von areich » Sa 29.10.11 21:22

einlieferer hat geschrieben: ...Insofern empfehle ich Busso Peus dringend, die Notbremse zu ziehen und die Lose zurückzuziehen. ...
Das wird ihm schwerfallen, besonders weil er schon länger tot ist. Er könnte die aktuellen Geschäftsführer zwar bespuken aber das hat beim Hirsch ja auch schon nicht geklappt. :lol:

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von n.......s » Sa 29.10.11 21:34

es wäre in der Tat interessant zu erfahren wie die Gründer von einst erfolgreichen , seriösen und renommierten Häusern wie Peuss, Hirsch oder auch Giessener Münzhandlung heute reagieren würden wenn sie von den Machenschaften der Nachfolger erführen...

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von einlieferer » Sa 29.10.11 22:25

areich hat geschrieben:
einlieferer hat geschrieben: ...Insofern empfehle ich Busso Peus dringend, die Notbremse zu ziehen und die Lose zurückzuziehen. ...
Das wird ihm schwerfallen, besonders weil er schon länger tot ist. Er könnte die aktuellen Geschäftsführer zwar bespuken aber das hat beim Hirsch ja auch schon nicht geklappt. :lol:
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

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Re: Einst stolze Auktionshäuser...

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 29.10.11 22:39

Hey, Ihr seid ja thematisch schon voll auf Halloween!

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