Unbekannte Münze

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Suzuki GS
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Unbekannte Münze

Beitrag von Suzuki GS » Di 10.01.12 21:17

Hallo zusammen,

mein Name ist Kai. Ich bin eigentlich kein Numismatiker, ich habs eher mit altem Blech der letzten 60 Jahre (Mopeds und Motorräder). Bin aber immer wieder seit früher Kindheit von den Römern angetan. Die waren hier bei uns in Südbaden auch sehr vertreten, schon am alten Waldsee gabs eine antike Römerstraße und Reste eines Gasthauses.

Nunja, letztes Wochenende war hier im Nachbarort Riegel eine Römerausstellung. Da gabs zu Römerzeiten mehrere Lager, man geht davon aus das Riegel mal ein Hauptort einer Civita der Römer war (zwischen Windisch/Vindonissa, Straßburg, Basel, Schwarzwald und Elsass). Es wurde gegründet weil es hier am Kaiserstuhl im Dreiländereck an den Kreuzungswegen Ost-West und Nord-Süd lag. Der Limes war auch nicht fern. Jedenfalls was Riegel so ungefähr 70 bis 300 n.Chr. bedeutsam.
Vielleicht bedeutsam für meine Münze: es kamen allerhand Soldaten hier durch und machten wohl auch Rast / waren stationiert. Das war der Ursprung Riegels, erst Lager dann Stadt.
Die zeitliche Einordnung der Römerkativität hier war eben wohl nach Christus.

Und das hat mich wieder an eine alte Münze im Familienbesitz erinnert. Ich weiss nix darüber, aber es interessierte mich schon immer. Nun gibts ja inzwischen Internet, evtl. löse ich (also Ihr) das Rätsel ja damit. Ich habe nach allen erdenlichen Stichwörtern gegoogelt, aber keine ähnliche gefunden. Es gibt einfach zu viele!

Das ist das Teil:
[ externes Bild ]
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Die Münze ist wohl aus Kupfer denke ich, hat einen Durchmesser von 20mm / 22mm und ist ca. 2,2mm stark, 4g schwer (genauer kann ich hier nicht wiegen).
Vorne ein Kopf, hinten ein Lanzen-/Speerträger. Wenn man sie in der Hand hat, ist auf dem Kopf definitiv ein Lorbeerkranz ersichtlich. Und der Typ hat wohl ne riesige Nase, falls es zur Identifikation beiträgt.
Aufschrift ist kaum auszumachen, ich tippe mal was ich mir einbilde zu erkennen:
Kopfseite, rechts vom Kopf zusammenhängend ... H O C A Y... (das "H" sieht aus wie eine Raute, kann ein anderer Buchstabe sein)
Rückseite, rechts vom Speerträger zusammenhängend ... T U H L ...
Aber man kann die Buchstaben auch verwechseln. Das U ist unten rund, nicht wie ein V Und beide H sehen eben aus wie Rauten-Symbole auf der Tastatur oder Römisch II mit Querstrichen oben und unten.

Umgedreht wird sie über Kopf, also damit man die Bilder immer richtig rum sieht muss man die Münze vor sich haltend um eine horizontale Achse drehen, nicht vertikal wie es bei einem Euro der Fall ist.

Bereits mein Vater besas diese Münze, sie soll aus der Gegend stammen. Genauer Fundort aber leider unbekannt. Was mich nun interessieren würde:
- wie alt ist sie (also aus welcher Periode / welcher Regentschaft)
- wer ist drauf
- Material?
- Was soll ich zur Konservierung machen? Bisher hat kein Reinigungsversuch stattgefunden. Ich bewahre sie in einer Folientasche mit Zipper auf.

So, genug getippt. Jetzt seid Ihr dran (und hoffentlich nicht bereits gelangweilt)

Danke Euch und Grüße,
Kai

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Pscipio
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Re: Unbekannte Münze

Beitrag von Pscipio » Di 10.01.12 23:36

Hallo Kai,

herzlich willkommen im Forum! Eine exakte Bestimmung deiner Münze wird aufgrund der unleserlichen Legenden und der generell sehr schlechten Erhaltung wohl nicht möglich sein (jedenfalls nicht vom Foto her). Allerdings kann ich dir einige Informationen liefern: es handelt sich um eine sogenannte römische Provinzialprägung, d.h. sie wurde in einer griechischen Stadt unter römischer Herrschaft geprägt. Vorne erkennt man den Kopf des römischen Kaisers, vom Porträt her dürfte es sich am ehesten um Severus Alexander (222-235 n. Chr.) handeln, dazu passen die einzigen beiden Buchstaben, die ich auf dem Foto erkennen kann: PH links vom Porträt (für griechisch AYPH = Aure[lius]: der volle Name des Kaisers lautete Marcus Aurelius Severus Alexander). Auf der Rückseite erkenne ich nur ein Ω auf der rechten Seite. Provinzialprägungen nennen auf der Rückseite zumeist den Stadtnamen im Genitiv, der im Griechischen auf ΩN endet, das wird auch hier der Fall sein. Mit etwas Phantasie möchte ich rechts ...IEΩN lesen, was z.B. auf Nikaia in Bithynien passen würde, aber da bin ich mir vom Foto her überhaupt nicht sicher - die Erhaltung ist einfach zu schlecht.

Falls es sich um Severus Alexander handelt, dürfte die Averslegende M AVPH CEV AΛEΞANΔPOC AVΓ oder ähnlich zu lesen sein (= Marcus Aurelius Severus Alexander Augustus). Zu erkennen ist das wie gesagt nicht mehr.

Was die Konservierung angeht: da gibt es nicht viel zu machen, ausser trocken zu lagern, damit nicht irgendwann aktive Korrosion ensteht. Die Münze hat aufgrund der Erhaltung keinen finanziellen Wert, aber als geerbtes Fundstück für dich bestimmt einen ideellen!

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Laurentius
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Re: Unbekannte Münze

Beitrag von Laurentius » Di 10.01.12 23:52

Hallo

Das ist aber wirklich eine harte Nuss.
Konnte mich nicht entscheiden, zwischen einer Provinzialprägung des Alexander Severus,
oder einem Dupondius mit Restitutor RV, wo die Strahlenkrone nicht mehr ersichtlich ist.
Aber wenn der Pscipio da griechische Buchstaben erkennt, wirds wohl eine Provinzmünze sein.
Der kennt sich auf diesem Gebiet etwas besser aus als ich.

Das Gewicht wäre noch interessant.

edit: Das mit dem Gewicht hat sich erledigt, steht ja schon da.
Also Provinz. :D

Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Suzuki GS
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Re: Unbekannte Münze

Beitrag von Suzuki GS » Fr 13.01.12 09:28

Hallo Leute,

vielen lieben Dank für Eure Hilfe. Damit weiss ich nun schonmal einiges.

Die Münze hat ja schon einen ordentlichen Weg hinter sich, wenn sie aus dem antiken Griechenland kommt.
Leider kann ich nichts weiteres mehr von der Inschrift erkennen, am Rand hat die Münze durch Korrosion wohl auch schon einiges an Material gelassen. Jedenfalls erkennt man, daß die Inschrift fast umlaufend war.

Das sie nichts wert ist war mir fast klar, deshalb hab ich auch nicht danach gefragt.

Lieben Dank und Grüße an alle Helfer aus dem schönen Südbaden,
Kai

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Re: Unbekannte Münze

Beitrag von Altamura » Fr 13.01.12 18:24

Suzuki GS hat geschrieben:... Die Münze hat ja schon einen ordentlichen Weg hinter sich, wenn sie aus dem antiken Griechenland kommt. ...
Das kommt jetzt darauf an, was man unter dem antiken Griechenland versteht :wink: .
In der Antike wurde, ganz grob gesprochen, im oberen rechten Viertel des Mittelmeerraums überwiegend oder zumindest massiv Griechisch gesprochen und geschrieben (siehe z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Koine). Deine Münze kann also aus diesem gesamten Bereich stammen.

Gruß

Altamura

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Re: Unbekannte Münze

Beitrag von Suzuki GS » Fr 13.01.12 21:30

Der Link ist falsch. Der Begriff "koine" wird bis heute und bis nach "Ostbaden" verwendet. Das auch unter "Schwaben" bekannte Volt setzt dieses Wörtlein häufig und gerne ein.

Nee, im Ernst. Hier jedenfalls sprach keiner Griechisch - denke ich. Und die rechte obere Ecke der Mittelpfütze ist doch schon eine Ecke weg - oder?

;-)

Grüßle,
Kai

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