Neues aus Nikopolis

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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chinamul
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Neues aus Nikopolis

Beitrag von chinamul » Mi 11.04.12 19:32

Dieses Æ 28 des Geta aus Nikopolis erreichte mich jetzt aus den USA. Stempelgleiche Exemplare finden sich bei acsearch (s. diesen Link: http://www.acsearch.info/record.html?id=72413) und bei Wildwinds.
Bei der Rückseiten-Legende ist meiner Ansicht nach den Beschreibern des Stückes ein grammatisch-logischer Fehler unterlaufen. Sie lesen das zugegebenermaßen ziemlich unübersichtliche Legendenende im Abschnitt nur ΠPOC, wodurch diese Präposition gewissermaßen beziehungslos in der Luft hängt. Präposition heißt auf Deutsch Verhältniswort, aber wo wäre hier etwas, das in irgendeinem Verhältnis zu der Stadt Nikopolis stehen könnte? Ich postuliere daher, hier nach dem ΠPOC noch ein I für ICTPON zu lesen.
Zu meinem Erstaunen fand ich jedoch in meiner Sammlung ein weiteres Stück dieser Art von Caracalla (Abb. ganz unten), dessen Legende nun allerdings eindeutig nach ΠPOC endet, davon abgesehen aber trotz eines anderen Bildes in verblüffender Weise der Legende des Getastückes ähnelt.
Halten es die Experten für denkbar, daß hier listigerweise die Lesung nach ΠPOC um die Ecke weiterging, so daß das I am Ende von NIKOΠOΛI gleich eine doppelte Verwendung fand, auch wenn es dann einmal – als Anfangsbuchstabe von ICTPON nämlich - auf dem Kopf stünde?
geta nikop nemes.jpg
GETA 211 - 213
Æ 28 mm Nikopolis in Moesia Inferior
Av.: AYT K Π CЄ - Π ΓЄTAC AY - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: Y ΦΛ OYΛΠIAN - NIKOΠOΛI ΠPOC I - Nemesis nach links stehend; in der Rechten Waage, in der Linken Stab; links vor ihr am Boden Rad
Magistratus Flavius Ulpianus
Varbanov 3281v.; Moushmov 1191; stempelgl. mit Mail Bid Sale vom 7. 11. 08, Los 370 (s. Link)
Ø 28 mm / 13,34 g
Stempelstellung 7h

carac nikop apoll.jpg
Gruß

chinamul
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Peter43
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Re: Neues aus Nikopolis

Beitrag von Peter43 » Mi 11.04.12 20:04

Hallo chinamul!

Zu Deinen Fragen habe ich auch mehrere Antworten:
(1) PROC ist zwar eine Präposition, aber das PROC ICTRON ist eine Formel, die auf die Münzen geschrieben wird, um dieses Nikopolis von anderen zu unterscheiden. Dazu ist das ICTRON nicht nötig. Es reicht ein PROC oder PR allein aus, wie es auch öfter vorkommt, besonders auf Einern, auf denen der Platz beschränkt ist.
(2) Deine Münze ist HrJ (2011) 8.22.35.4 und hat eigentlich NIKOPOPOLIT / PROC I auf dem Rv. Bei deinem Ex. ist irgendetwas schiefgegangen: das T von NIKOPOLIT und das I von PROC scheinen zusammengequetscht sein. Vielleicht ein Fehler des Stempelschneiders?
(3) Über Doppelverwendungen von Buchstaben oder zuletzt der Doppelverwendung des oberen Teils des Szepters als I haben wir schon in diesem Forum gesprochen, und das wurde bisher immer abgelehnt.

Der Caracalla mit Apollo (Bonus Eventus?) ist übrigens HrJ (2011) 8.18.7.6 (nicht so häufig). Den gibt es auch mit PROC I im Abschnitt, dann aber mit anderer Legendenteilung.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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chinamul
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Re: Neues aus Nikopolis

Beitrag von chinamul » Sa 14.04.12 18:45

Hallo Jochen!

Zunächst vielen Dank für Deine Wortmeldung. Ich muß zugeben, daß ich mit meinem Posting auch auf Dich gezielt hatte.
Daß das ΠPOC schon für sich, also ohne ein folgendes I(CTPON), das spezielle Nikopolis eindeutig definiert, ist ohne weiteres einzusehen. Was indessen verwundert, ist, daß bei den Münzen Gordians immer penibel darauf geachtet wurde, daß der Flußname zumindest angedeutet wurde. In etlichen Fällen ging man aber so weit, daß die Legende im Feld des Rv. und von dort aus gelegentlich sogar im Abschnitt fortgesetzt wurde. Dabei muß man sich die dort oft unsystematisch verteilten Buchstaben bisweilen mühsam zusammensuchen.
Man sollte doch unterstellen, daß sich zur Zeit Gordians, des letzten Kaisers, der in Nikopolis prägen ließ, die Bedeutung der Verkürzung durchgesetzt hatte. Man hätte man sich die der Schönheit des Münzbildes eher abträglichen Buchstaben im Feld daher eigentlich sparen können.
Entsprechende Bildbelege werden auf Wunsch gerne nachgeliefert. obwohl ich meine, daß Du sie alle selbst vorliegen hast.

Gruß

Horst
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Re: Neues aus Nikopolis

Beitrag von Peter43 » Sa 14.04.12 22:38

Zu Deiner Bemerkung, daß man sich die oft unsystematisch verteilten Buchstaben bisweilen mühsam zusammensuchen muß, ein Beispiel aus meiner Sammlung: HrJ (2011) 8.26.1.20 (diese Münze). Aber warum das alles so gemacht wurde, das weiß ich auch nicht.

Jochen
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nikopolis_elagabal_HrJ(2011)8.26.1.20.jpg
Omnes vulnerant, ultima necat.

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