EIOVLI Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Moderator: Homer J. Simpson
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EIOVLI Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Liebe Freunde der Münzen aus Nikopolis ad Istrum!
Inzwischen befinden sich im amerikanischen Forum unter Nikopolis Addenda II bereits 203 neue Typen. Darunter auch diese beiden aus meiner Sammlung mit einer interessanten Legendenvarianten:
(1)
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Julia Domna, 193-217
AE 17, 3.74g, 16.92mm, 195°
Av.: ЄIOVΛI - ΔOMN CЄ
Büste, drapiert, n. r.
Rv.: NIKOΠOΛIT ΠPOC ICTPON
Mondsichel mit 2 Sternen: in Stern in der Höhlung, ein zweiter unter der Mondsichel
Ref.: a) AMNG I/1, 1486 corr. (schreibt IOVΛIA; 1 Ex., Bukarest)
b) Varbanov (engl.) 2848 corr. (= AMNG 1486)
c) nicht in Hristova/Hoeft/Jekov (2012)
selten, fast SS, dunkelgrüne Patina
Pedigree:
ex CNG Electronic Auction 283, Lot 161
Interessant ist an dieser Münze, daß vor dem IOVΛI ein Є zu sehen ist. Pick schreibt dazu: Auf der Vs. scheint vor IOVΛI ein Є zu stehen; ob aber wirklich ЄIOVΛI[A] zu lesen ist, bleibt zweifelhaft.
Hier heißt es aber deutlich und unzweifelhaft ЄIOVΛI!
Nun habe ich vor kurzem eine zweite Münze mit dieser Legendenvariante auf der Vs. gefunden:
(2)
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Julia Domna, 193-217
AE 17, 3g
Av.: EIOVΛI - ΔOMN CE
Büste, drapiert, n. r.
Rv.: NIKOΠOΛIT ΠPOC ICTPON
Großer 8-strahliger Stern mit Punkten an den Spitzen
Ref.: a) nicht in AMNG
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) nicht in Hristova/Hoeft/Jekov (2012):
Rs. No. 8.17.48.4 (stempelgleich)
Vs. wie die obere Münze (stempelgleich)
sehr selten, S/S+, dunkelgrüne Patina, Reste eines Doppelschlags auf der Vs.
Die Frage ist natürlich: Was bedeutet das Є? Ist es einfach eine griechische Variante von IOVΛIA wie z.B. NЄIKOΠOΛITωN anstatt NIKOΠOΛITωN? Oder hat jemand eine andere Erklärung? Kennt jemand diese Variante von anderen Münzen, z.B. aus Asia Minor?
Mit freundlichem Gruß
Inzwischen befinden sich im amerikanischen Forum unter Nikopolis Addenda II bereits 203 neue Typen. Darunter auch diese beiden aus meiner Sammlung mit einer interessanten Legendenvarianten:
(1)
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Julia Domna, 193-217
AE 17, 3.74g, 16.92mm, 195°
Av.: ЄIOVΛI - ΔOMN CЄ
Büste, drapiert, n. r.
Rv.: NIKOΠOΛIT ΠPOC ICTPON
Mondsichel mit 2 Sternen: in Stern in der Höhlung, ein zweiter unter der Mondsichel
Ref.: a) AMNG I/1, 1486 corr. (schreibt IOVΛIA; 1 Ex., Bukarest)
b) Varbanov (engl.) 2848 corr. (= AMNG 1486)
c) nicht in Hristova/Hoeft/Jekov (2012)
selten, fast SS, dunkelgrüne Patina
Pedigree:
ex CNG Electronic Auction 283, Lot 161
Interessant ist an dieser Münze, daß vor dem IOVΛI ein Є zu sehen ist. Pick schreibt dazu: Auf der Vs. scheint vor IOVΛI ein Є zu stehen; ob aber wirklich ЄIOVΛI[A] zu lesen ist, bleibt zweifelhaft.
Hier heißt es aber deutlich und unzweifelhaft ЄIOVΛI!
Nun habe ich vor kurzem eine zweite Münze mit dieser Legendenvariante auf der Vs. gefunden:
(2)
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Julia Domna, 193-217
AE 17, 3g
Av.: EIOVΛI - ΔOMN CE
Büste, drapiert, n. r.
Rv.: NIKOΠOΛIT ΠPOC ICTPON
Großer 8-strahliger Stern mit Punkten an den Spitzen
Ref.: a) nicht in AMNG
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) nicht in Hristova/Hoeft/Jekov (2012):
Rs. No. 8.17.48.4 (stempelgleich)
Vs. wie die obere Münze (stempelgleich)
sehr selten, S/S+, dunkelgrüne Patina, Reste eines Doppelschlags auf der Vs.
Die Frage ist natürlich: Was bedeutet das Є? Ist es einfach eine griechische Variante von IOVΛIA wie z.B. NЄIKOΠOΛITωN anstatt NIKOΠOΛITωN? Oder hat jemand eine andere Erklärung? Kennt jemand diese Variante von anderen Münzen, z.B. aus Asia Minor?
Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 29.04.13 10:53, insgesamt 1-mal geändert.
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- Peter43
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Re: EIOVLI Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Niemand?
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 29.04.13 10:54, insgesamt 1-mal geändert.
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- Homer J. Simpson
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Re: Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Das erinnert mich an eine Überkompensation. Ich weiß nicht, wie der Fachausdruck dafür ist; was ich meine, ist:
Im Fränkischen wird das T wie D, P wie B (do gibd's waachs B wie Berda und hadds B wie Baula) und K wie G gesprochen; manchmal will's dann jemand beim Schreiben besonders gut machen und denkt sich "wenn da G gesprochen wird, schreibt sich's wahrscheinlich mit K". Und so habe ich kürzlich mal wieder einen Patienten zur "Ultraschalldiaknostik" angemeldet bekommen.
Im Lateinischen wurde AE zu E abgeschliffen ("Veris leta facies", Carmina Burana; Caesar=>Cesar; Salus Reipublice statt -cae). Da konnte sich sehr leicht jemand denken, er mache es besonders richtig, wenn er "PIAETAS" auf die Münzen schreibt.
Genauso könnte "Neikopolis" anstatt Nikopolis auf einen griechischsprechenden, des Schreibens kundigen, nicht besonders gebildeten, aber mitdenkenden und gutwilligen Stempelschneider hindeuten. "Eiulia" ist natürlich schon ein Extremfall, was ein Zeichen sein könnte, daß das anlautende I recht prominent und lang, weniger wie ein deutsches J gesprochen wurde.
Zu der Münze gibt's noch zu sagen:
1. Schöne Münze, und so ungewöhnlich schön erhalten!
2. Das E ist ja so eindeutig wie's eindeutiger nicht geht, und eindeutig am Anfang, nicht am Ende der Legende (da steht ja schon ein E, und zwei ergäben keinerlei Sinn).
Viele Grüße,
Homer
Im Fränkischen wird das T wie D, P wie B (do gibd's waachs B wie Berda und hadds B wie Baula) und K wie G gesprochen; manchmal will's dann jemand beim Schreiben besonders gut machen und denkt sich "wenn da G gesprochen wird, schreibt sich's wahrscheinlich mit K". Und so habe ich kürzlich mal wieder einen Patienten zur "Ultraschalldiaknostik" angemeldet bekommen.
Im Lateinischen wurde AE zu E abgeschliffen ("Veris leta facies", Carmina Burana; Caesar=>Cesar; Salus Reipublice statt -cae). Da konnte sich sehr leicht jemand denken, er mache es besonders richtig, wenn er "PIAETAS" auf die Münzen schreibt.
Genauso könnte "Neikopolis" anstatt Nikopolis auf einen griechischsprechenden, des Schreibens kundigen, nicht besonders gebildeten, aber mitdenkenden und gutwilligen Stempelschneider hindeuten. "Eiulia" ist natürlich schon ein Extremfall, was ein Zeichen sein könnte, daß das anlautende I recht prominent und lang, weniger wie ein deutsches J gesprochen wurde.
Zu der Münze gibt's noch zu sagen:
1. Schöne Münze, und so ungewöhnlich schön erhalten!
2. Das E ist ja so eindeutig wie's eindeutiger nicht geht, und eindeutig am Anfang, nicht am Ende der Legende (da steht ja schon ein E, und zwei ergäben keinerlei Sinn).
Viele Grüße,
Homer
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Re: EIOVLI Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Herzlichen Dank! Hat was für sich. Ich werde es überlegen. Immerhin nicht so etwas wie die E(meseische) IOVLIA!
Jochen
Jochen
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 29.04.13 10:54, insgesamt 1-mal geändert.
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- divus
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Re: Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Hallo!
Bei einem Personennamen habe ich so eine Schreibweise auch noch nicht gesehen - sehr interessant!
Dieses Beispiel geht auch in diese Richtung, allerdings mit einem Stadtnamen:
http://www.sixbid.com/browse.html?aucti ... lot=570855
Grüße!
Bei einem Personennamen habe ich so eine Schreibweise auch noch nicht gesehen - sehr interessant!
Dieses Beispiel geht auch in diese Richtung, allerdings mit einem Stadtnamen:
http://www.sixbid.com/browse.html?aucti ... lot=570855
Grüße!
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Re: EIOVLI Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Etwas ähnliches gibt es bei einigen seltenen Münzen des Commodus aus Nikopolis. Bei AMNG 1242. heißt es PROC EICTR, bei HrJ (2012) ist es EICTRON. AMNG 1242 habe ich hinzugefügt; ist leider in schlechtem Zustand.
Jochen
Jochen
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 29.04.13 10:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EIOVLI Eine seltene Legendenvariante aus Nikopolis
Nun habe ich eine dritte Münze mit dieser Schreibweise:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Julia Domna, 193-211
AE 17, 2.65g, 17.44mm, 45°
Av.: EIOVLI - [DOMN C]E
drapierte Büste n.r.
Rv.: NIKOPOLIT PROC ICTRON
Korb mit Henkel, gefüllt mit Früchten (Äpfel?)
Ref.: a) nicht in AMNG
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2012) No. 8.17.52.2 corr. (mittlere Münze)
stempelgleich, Variante der Av.-Legende nicht erkannt
selten, S+, Rs. mit zentralem Patinaschaden wahrscheinlich durch Reinigung mit Drahtbürste
Alle bisher bekannten Typen sind von demselben Vs.-Stempel. Der genaue Begriff, den Homer Simpson meinte, nennt sich "Hyperkorrektur". Die hat eine soziale Komponente in dem Sinn, daß sich jemand sprachlich an eine für vorbildlich gehaltene Sprachform anpassen will und dabei über das Ziel hinausschießt (Wikipedia). Z.B. lat. Nicomedia, Seleucia, griech. Nikomedeia, Seleukeia. Da kann man schon auf die Idee kommen, daß jedes lat. I zu griechischen EI wird.
Mit freundlichem Gruß
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Julia Domna, 193-211
AE 17, 2.65g, 17.44mm, 45°
Av.: EIOVLI - [DOMN C]E
drapierte Büste n.r.
Rv.: NIKOPOLIT PROC ICTRON
Korb mit Henkel, gefüllt mit Früchten (Äpfel?)
Ref.: a) nicht in AMNG
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2012) No. 8.17.52.2 corr. (mittlere Münze)
stempelgleich, Variante der Av.-Legende nicht erkannt
selten, S+, Rs. mit zentralem Patinaschaden wahrscheinlich durch Reinigung mit Drahtbürste
Alle bisher bekannten Typen sind von demselben Vs.-Stempel. Der genaue Begriff, den Homer Simpson meinte, nennt sich "Hyperkorrektur". Die hat eine soziale Komponente in dem Sinn, daß sich jemand sprachlich an eine für vorbildlich gehaltene Sprachform anpassen will und dabei über das Ziel hinausschießt (Wikipedia). Z.B. lat. Nicomedia, Seleucia, griech. Nikomedeia, Seleukeia. Da kann man schon auf die Idee kommen, daß jedes lat. I zu griechischen EI wird.
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