Münzmeister der römischen Republik: Q. Titius

[Karsten]

Hier mal der erste Versuch zum Start der Reihe (falls weiters Interesse besteht) 'Münzmeister der römischen Republik'.

Heute: Q. Titius und seine geflügelten Rosse

Zu den Abbildungen unten:

AV(1): Kopf des Mutinus Titinus (phallische Gottheit) mit Spitzbart und geflügelten Diadem

Anmerkung: Tutunus / Titinus auf dem Avers entspricht der griechischen Gottheit Priapos, sein Bild wurde in der Hochzeitsnacht verehrt.

AV(2): Kopf des jungen Bacchus mit Efeukranz
AV(3): Geflügelte und drapierte Büste der Victoria

RV: Pegasus von einer mit Q TITI beschrifteten Plinthe nach rechts auffliegend

Prägejahr: 90 v. Chr.

Alle Silbermünzen (zwei Denare und ein Quinar) zeigen auf der Rückseite die Darstellung eines auffliegenden Pegasus.

Frage Nr.1: Gibt es eine Beziehung des Münzmeisters zu den Abbildungen auf der Rückseite oder wurde die Darstellung rein willkürlich gewählt ? Welche Informationen gibt es über den Münzmeister ?

Frage Nr.2: Wenn ich mich richtig erinnere (und das Lexikon bestätigt meine Annahme) kommt Pegasus doch ursprünglich aus dem griechischen. Wann und in welcher Weise wurde Pegasus in die römische Kultur übernommen und welche Bedeutung hatte Pegasus bei den Römern ?

www.muenzen-lexikon.de -> Pegasos

Pegasos
Nach antiken Sagen wurde das geflügelte Ross von Poseidon und der Gorgone Medusa gezeugt und entsprang - bei der Tötung Medusas durch Perseus - dem Rumpf der Gorgone. Hauptsächlich stand Pegasos im Dienst von Zeus, wurde aber von Bellerophon gezähmt und bei der Tötung der Chimäre geritten. Der Pegosos steht in besonderer Beziehung zu Korinth, denn er soll durch Scharren mit dem Huf auf dem Felsen von Akrokorinth die Quelle der Peirene geöffnet haben. Das geflügelte Ross ist auf Gold-, Silber- und Kupfermünzen der antiken griechischen Welt dargestellt, vor allem auf Münzen von Korinth und dessen Kolonien (Pegasosstatere), Korkyra (Korfu) und Syrakus. Es ist stehend, springend, an der Quelle trinkend und zusammen mit Bellerophon dargestellt. Auch in hellenistischer Zeit ist das Motiv auf einigen Münzen zu sehen, u.a. auf Münzen Mithradates' VI. von Pontos (120-63 v.Chr.), auf dessen Veranlassung 89 v.Chr. der große Aufstand gegen die Römer ausbrach. Auch römische AE-Barren und -Münzen sowie Silbermünzen der Kaiserzeit (vor allem von Gallienus) zeigen das geflügelte Ross als Symbol des Angriffsgeistes.

Gibt es noch mehr offene Fragen ?

[payler]

schöner beitrag, danke @ den republikaner!

[payler]

schöner beitrag, danke @ den republikaner!

[Attacke]

Salvete!

Spitzenidee! Diese Reihe werde ich bedingungslos unterstützen. Stelle nächste Woche mal meine Lieblingsmünzweister vor!

Münzmotive sind nach meiner Beobachtung fast nie willkürlich gewählt. Da die Münzmeister seit etwa 140 v. Chr. zusehends freie Hand bei der Wahl hatten, bringen sie immer Motive, die auf die eigene Biographie oder auf die Heldentaten ihrer Vorfahren verweisen. Das dürfte bei Q. Titius genauso sein. Oft sind dabei die Bezüge zwischen Mann und Münze recht verwickelt. Leider habe ich im Kleinen Pauly keine Informationen zu unserem Titius gefunden. Alle, die da erwähnt sind, kommen zeitlich nicht in Frage.

Der Pegasus ist laut Lexikon nicht nur die Leibesfrucht der sterbenden Medusa, sondern ließ auch durch einen Hufschlag die Musenquelle auf dem Berg Helikon entspringen. (Ovid: Metamorphosen V 256-264) Dadurch wurde er schon damals zum Symbol für dichterische Höhenflüge. Möglich, daß unser Titius ein dilettierender Hobby-Schriftsteller war: das war damals in in der römischen Nobilität. Ich schau am Montag mal in die RE. Steht leider im Büro.

[Karsten]

@Attacke,

o.k., der nächste Münzmeister dieser 'Serie' gehört Dir. Aber nich zu viele auf einmal, ansonsten geht der ein oder andere in der Menge unter.

D.h., es gibt keinen direkten Bezug zu irgendwelchen Schlachten gegen die Griechen, die einer seiner Vorfahren gewann (siehe 'Monetars, Q. Caecilius Metellus' - makedonische Schild auf dem Revers feiert den Sieg seines Vaters über den Usurpator Andriscus in Makedonien) ?
Das mit der Musenquelle und dem Schriftsteller klingt interessant, mal sehen ob es dafür Hinweise gibt.

[Attacke]

Ich kann ja mal nächste Woche unter Titius noch einmal genauer nachsehen.

[Nikolausi]

HOHO
die Person des Münzmeisters liegt im Dunkeln der Geschichte, er war mit Sicherheit ein Zeitgenosse Sullas und ein guter Kollege von C. Vibius Pansa (belegt durch Stempelkoppellungen)
ein Tip zur Personengeschichte T.P.Wiseman(1964)...

Das gepflügelte Pony beruht m.E. darauf das der Familiennamen des Müzmeisters mit dem Mutinus Titinus /Priapus ein Wortspiel bildet,
der Kult des Priapus war mit Kultstätten / Tempeln in Rom vertreten,
und stammt ursprünglich aus der Gegend von Lampsacus (Mysien)
hier ein numismatisches Wildwind Beispiel :
[ externes Bild ] (ein paar Jahre älter)
Hier ist der Kult des Priapus mit dem Pegasus verknüpft.
[als eine spekulative Möglichkeit der Verknüpfung: der Konflikt Sullas mit Mitradathes VI (König von Pontus) war doch auch ca 90 vor? liegt doch quasi um die Ecke ]

[chinamul]

Hallo, Ihr Republikfans!
Falls es interessiert: Seht Euch doch mal eBay Art.-Nr. 3907143183 an!
Gruß
chinamul

[klaupo]

Ein interessanter Beitrag - vor allem, weil ich hier einen "alten Bekannten" wiedergefunden habe, der mir bisher unbekannt war. Ich habe ihn als Fälschung gekauft. Woran erkennt man das? Auf der Kopfseite im Bereich des Ohrs erkennt man einen Silberausbruch - subaerat?

Würde mich über Aufklärung freuen!

Danke und Gruß

klaupo

[Karsten]

@Nikolausi

D.h., der Kult des Mutinus Titinus im römischen entspricht dem der griechischen Gottheit Priapos. Der Kult des Priapos steht in Verbindung mit Pegasus und dadurch steht auch der Kult des Mutinus Titinus in Verbindung mit Pegasus. Wenn man im Namen 'Titinus' das 'n' entfernt entsteht dadurch der Nachname des Münzmeisters Q. Titius. Ist das daß Wortspiel ?

Deine 'spekulative Möglichkeit' geht dann in Richtung kriegerische Auseinandersetzung ? Ist es nicht üblich (zumindest vor Caesar) Darstellungen zu wählen die auf Ereignisse hinweisen die mit den Vorfahren im Zusammenhang stehen ? D.h., ich hätte eher mit einem Ereignis gerechnt was weiter zurückliegt, wobei aber hier auch -M. Furius M.f. Philus- eine Ausnahme bildet. Die Prägung von 119 v. Chr weist auf den Sieg 121 über Allobroger und Averner in Gallien, wozu im Jahre 120 Triumphe gefeiert wurde. Hier beträgt der zeitlich Unterschied gerade mal 2 Jahre.


@chinamul

Auch wenn er besser erhalten ist, ich bin bedient. Trotzdem danke.


@klaupo

Warum kaufst Du Münzen als Fälschungen ? Wenn Du schon sagst das es eine Fälschung ist würde ich auf einen Guß tippen. Ausschlaggebend hierfür währe dann die ungewöhnlich Rauhe Oberfläche. Wobei, ich habe auch schon Münzen mit ähnlichen Oberflächen gesehen die zweifellos echt waren und nur etwas zu lange in einer eher unvorteilhaften Umgebung verweilt haben.

D.h., diverse chemische Einflüsse haben die glatte in eine rauhe Oberfläche verwandelt. Ich hoffe mal das jemand in der Lage ist eine etwas bessere Erklärung abzugeben.

schönes Wochenende,
Karsten

[Nikolausi]

@karsten
a) ja so meinte ich
b) Sullas mit Mitradathes VI (reine spekulation) haut auch nicht
hin, das war 3 Jahre nach Prägung der Münze... (hat ja keiner
gemeeeerkt
c) gallischer Sieg? hmm, gibt es da nicht parallelen zwischen
Priapos und dem gallischen Merkur auch Tatinos genannt
[ externes Bild ]
gelinkt aus dem http://www.gaulois.org/forum-celticcoin ... m=2&page=0

@klaupo: also an meinem Bildschirm sieht die Münze echt aus,
zwar ziemlich abgerubbelt aber alt, den Einschuß halte ich für
eine Prüfpunze.....