Maximianus oder Maximinus Daza ????

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Maximianus oder Maximinus Daza ????

Beitrag von tournois » Mi 20.10.04 00:05

Hallo Ihr Spezialisten von der Römerfraktion!
Ich habe mit der Zuordnung folgenden Stückes ein kleines Problem.
Auf dem Avert der Münze findet sich folgende Umschrift:
*G oder V AL MAXIMIANUS PF AUG* (ich tendiere zu G)
Demnach sollte es ein Folles von Maximianus sein.
Leider will mir das Revert nicht so recht in's Bild passen:
Genius n. l. opfernd *GENIO AUGUSTI*
diese Umschrift scheint mir eher zu einem Folles des Maximinus Daza zu passen.
Auch kann ich mit den "Beizeichen" auf dem Revert nix anfangen......

HIIIILFEE!!

Helft einem armen Mittelalterlichen!!!
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Beitrag von Peter43 » Mi 20.10.04 00:23

@tournois:

Es ist GAL MAXIMIANVS PF AVG, du brauchst doch nur die Buchstaben zu zählen!
Der Typ ist leicht zu bestimmen, die drei Punkte im re. Feld sind charakteristisch.

Es ist RIC VI, Cyzikus 65
Av. Kopf belorbeert n.r.
Rv. GENIO A - AVGVSTI
Genius steht n.l., modius auf dem Kopf, nackt bis auf Chlamys über
der li. Schulter, hält re. Patera, aus der Flüssigkeit fließt, li.
Cornucopiae
im re. Feld: drei Punkte untereinander
im li feld: Stigma (nicht Sigma!), steht für griech. Sechs
im Abschnitt: MKV
Follis, Cyzikus 6. officina; datiert c.311; häufig

Das Stigma wurde geschrieben wie das Sigma am Ende eines Wortes,
siehe http://www.parthia.com/fonts/stigma.htm

Mit freundlichen Grüßen
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Beitrag von tournois » Mi 20.10.04 01:08

Peter43 hat geschrieben:Der Typ ist leicht zu bestimmen, die drei Punkte im re. Feld sind charakteristisch.
Hallo Peter43,
erstmal danke das Du meine Konfusion zerschlagen hast! :D

Und nun möchte ich mal etwas loswerden.............. :roll:
Für jemanden der sich ständig mit seinem Sammelgebiet beschäftigt, ja sogar entsprechende und umfangreiche Literatur Zuhause hat, ist es sicherlich leicht und einfach eine Münze zu bestimmen!
Bedenke aber bitte das nicht jeder in solchem Maße versiert ist!
Ich zum Beispiel beschäftige mich eigentlich ausschließlich mit MA-Numismatik, habe auch einiges an Literatur über MA-Numismatik angesammelt, aber zum Bestimmen von Römern lediglich Kampmann und Albert.....
Da ich das oben eingestellte Stück im Kampmann nicht beschrieben, respektive abgebildet fand, war das Naheliegendste sie hier einzusetzen.

FÜR MICH WAR DAS NICHT EINFACH!!! :silly: :drinking: :wink:
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Beitrag von Peter43 » Mi 20.10.04 01:56

@tournois:

Bitte glaube mir, ich bin weit entfernt davon, Dich zu kritisieren oder etwas in dieser Richtung zu meinen! Soetwas würde ich nie machen! Ich weiß selbst, wie es ist, wenn man vor einer Münze sitzt, und keinen Ansatz findet, sie zu bestimmen. Deshalb finde ich es gut, daß es so ein Forum wie dieses gibt, an das sich auch jemand wenden kann, der nicht so genau Bescheid weiß. Wenn ich eine Münze aus Deinem Sammelgebiet hätte, würde es mir ja genauso gehen.
Das mit den 3 Punkten hat eher mir gegolten; denn auch mit entsprechender Literatur ist es nicht immer einfach, eine Münze zu bestimmen. Ich bin kein Fachmann, sondern nur Sammler von römischen Münzen. Und mit dem Revers GENIO AVGVSTI gibt es unendlich viele Typen. Umso erfreuter war ich, daß ich mit den 3 Punkten nur diesen einen Typ fand! Und dann war es eben einfach!

Das mit dem Buchstabenzählen war vielleicht etwas frech. Aber es ist eine gute Methode, mit der man oft Erfolg hat, wenn man zwischen mehreren Möglichkeiten entscheiden muß. Deshalb wollte ich es etwas betonen.

Es ist leider so, daß man in einem Post, wo man sich nur schriftlich ausdrücken kann, oft den Sinn, den man meint, nicht so gut zeigen kann, wie es mündlich möglich ist!

Mit freundlichen Grüßen
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Beitrag von tournois » Mi 20.10.04 02:08

War von mir auch nicht bös' gemeint! ;)

Aber da habe ich direkt noch ein paar Fragen!

Was ist
1. Cyzikus
2. modius
3. Chlamys
4. Patera
5. Cornucopiae
?
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Beitrag von Peter43 » Mi 20.10.04 03:08

Prima! Also
1. Cyzikus ist eine bekannte Münzstätte. Heute Balkis in der Türkei.
War 268-423 für Westrom tätig, dann für Ostrom, unter Leo I. 474
endgültig geschlossen
Kenntlich durch die Buchstaben im Abschnitt (exergue): CM, KVA, MKVA,
SMKA
2. Modius ist das übliche römische Getreidemaß, zwischen 8 und 9 Liter. Steht gewöhnlich auf 4 Füßen und ist oben etwas schmaler. In der römischen Kunst ein Symbol für die Getreideversorgung. Ist ein Symbol der Personifikation Annona, oder symbolisiert kaiserliche Großzügigkeit, wie hier. Wird auch als Kopfbedeckung des Gottes Serapis getragen.
Heißt dann aber richtiger Kalathos (griechisch für Modius)
3. Chlamys ist ein kurzer Umhang. Ursprünglich Griechisch. Das römische Pendant heißt Paludamentum. Später wurde die Chlamys zur Bezeichnung eines zivilen Umhangs gebraucht, Paludamentum für einen militärischen Umhang (oft über dem Brustpanzer)
4. Patera ist eine flache Schale ohne Griffe, die gebraucht wurde, um flüssige Spenden (Libation), Salz oder Getreidekörner bei religiösen Zeremonien zu spenden. Wird meistens gehalten von Priestern oder Kaisern und ist ein Attribut von vielen Gottheiten und Personifikationen; dann oft ohne spezielle Bedeutung, außer daß diese Person durch Libation verehrt wird.
5. Cornucopiae ist das deutsche Füllhorn. Ursprünglich griechisch, das Horn der Ziege, die Zeus als Säugling genährt hatte. Voll mit Früchten und Kornähren. Symbol von Fülle und Wohlergehen. Wird zum Attribut vieler Gottheiten und Personifikationen, so Abundantia, Annona, Concordia, Felicitas, Fortuna, Hilaritas, Liberalitas, Moneta, Pax, Providentia, Securitas und Spes. Auch getragen von den Figuren, die fruchtbare Länder repräsentieren, Afrika, Italien und Alexandria. Der Name steht im Plural(!)

Mit freundlichen Grüßen
Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 04.10.06 12:23, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von tournois » Mi 20.10.04 03:18

Wow.......
Danke! :)
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Beitrag von chinamul » Mi 20.10.04 11:04

Peter43 hat geschrieben: 5. Cornucopiae ist das deutsche Füllhorn. Ursprünglich griechisch, das Horn der Ziege, die Zeus als Säugling genährt hatte. Voll mit Früchten und Kornähren. Symbol von Fülle und Wohlergehen. Wird zum Attribut vieler Gottheiten und Personifikationen, so Abundantia, Annona, Concordia, Felicitas, Fortuna, Hilaritas, Liberalitas, Moneta, Pax, Providentia, Securitas und Spes. Auch getragen von den Figuren, die fruchtbare Länder repräsentieren, Afrika, Italien und Alexandria. Der Name steht im Plural(!)
Hallo Peter43
Darf ich Dich in aller gebotenen Demut auf einen häufig vorkommenden lateinsprachlichen Fehler aufmerksam machen? Du bezeichnest Cornucopiae als Plural, den es in dieser Form aber gar nicht gibt, da er eine grammatische Unmöglichkeit darstellt. Das Wort ist eine Zusammensetzung aus cornu (Neutrum) = "das Horn" und copia (Femininum) = "die Menge, die Fülle". Das Füllhorn ist ein "Horn der Fülle", d. h. die Fülle muß im Genitiv stehen, also copiae heißen. Korrekt ist demnach cornucopiae (Singular!), das indessen von Leuten, die im Lateinischen nicht so firm sind, fälschlicherweise für den Plural gehalten wird. Der jedoch würde cornuacopiae (= "Hörner der Fülle") lauten. Ein ähnlicher Fehler ist häufig zu beobachten bei dem Plural des Fachbegriffs Pluraletantum für ein Wort, das nur im Plural existiert (z. B. Leute, nicht aber cornucopiae), der nicht etwa Pluraletanta sondern Pluraliatantum lautet.
Übrigens: Im RIC wird der Terminus cornucopiae (einschließlich des zugegebenermaßen exotisch aussehenden Plurals) ausnahmslos korrekt verwendet!

Gruß

chinamul
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Beitrag von tournois » Mi 20.10.04 11:16

@chinamul:
Klugscheißer! <-- Singular und Plural :mrgreen:


Mal Spass beiseite!! War nicht ernst gemeint! Nicht krumm nehmen!! :wink:

Im Gegenteil, ich freue mich über diese Aufklärung!!
Ich denke mal das man im Lateinischen noch mehr falsch machen kann als im Hochdeutschen!
Oder täusche ich mich da??
Ich empfinde Latein als äußerst schwierig.......
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Beitrag von chinamul » Mi 20.10.04 11:45

Meiner Meinung nach muß sich niemand schämen :oops: , wenn er kein Latein kann, wohl aber, wenn er es als Römersammler unterläßt, sich allmählich in diese Materie einzuarbeiten. Ich selbst habe mich im reifen Alter von fast fünfzig Jahren ohne viel fremde Unterstützung und ohne ein hilfsbereites Forum im Rücken so weit in das Chinesische reingeschafft, daß ich jetzt die meisten Inschriften auf Amuletten lesen kann (mein anderes Sammelgebiet). Natürlich bin ich als ehemaliger Pauker schon von Berufs wegen ein Klugscheißer (der Liebe Gott weiß alles, nur der Deutsche Studienrat weiß alles besser! :wink:), aber wenn meine Absonderungen meinen Sammlerfreunden weiterhelfen, sollte es mich freuen. :D

Gruß

chinamul
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Beitrag von gordiphilos » Mi 20.10.04 13:28

Hallo chinamul !
Ich möchte dir für deinen Beitrag zum Thema präziser Umgang mit dem Lateinischen sehr danken. Ich habe selbst das humanistische Gymnasium absolviert mit Griechisch und Latein als Abiturfächern. Mit den Jahren geht freilich viel Wissen wieder verloren.
Ich fand den Beitrag ausgesprochen erfrischend, denn er hat mich erinnert, wie herrlich diese Sprache ist und ich glaube, ich muss mal wieder einen Seneca zur Hand nehmen..

Beste Grüsse
gordiphilos

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Beitrag von Peter43 » Mi 20.10.04 14:01

@chinamul:

Danke für den Hinweis mit Cornucopiae und Cornuacopiae! Natürlich hast Du recht, aber es war schon weit nach Mitternacht! Es sollte heißen 'Steht scheinbar im Plural'! und dann sollte die Erklärung dafür kommen. Doch dann übermannte mich die Müdigkeit.
Ich möchte allerdings ergänzen, daß es in moderneren englischen Texten öfter 'cornucopia' heißt. Angeblich stammt das aus dem Italienischen. (Aus Melville Jones, A Dictionary of Ancient Roman Coins).

Mit freundlichen Grüßen
Omnes vulnerant, ultima necat.

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