Lagerplan?
Moderator: Homer J. Simpson
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Lagerplan?
Hallo liebe Freunde
Ich habe eine Frage zu dieser Münze von Constantinus I.:
Av: CONSTANTINVS AVG, belorbeerte und kürassierte Büste nach rechts
Rev: VIRT EXERC, Sol über Lagerplan stehend
Ex: TSA
Thessalonica RIC VII 66
Ø 18-19 mm, 2.48 g
In den meisten Publikationen wird die Darstellung auf der Rückseite als "Lagerplan" bezeichnet, jedoch scheint man sich diesbezüglich nicht sicher zu sein. Verständlicherweise, denn auch mir fällt es schwer, in diesen schematischen Linien einen "Lagerplan" zu sehen! Mich würde deshalb eure Sicht der Dinge interessieren und erhoffe mir dadurch zusätzliche Informationen.
Gruss, Pscipio
Ich habe eine Frage zu dieser Münze von Constantinus I.:
Av: CONSTANTINVS AVG, belorbeerte und kürassierte Büste nach rechts
Rev: VIRT EXERC, Sol über Lagerplan stehend
Ex: TSA
Thessalonica RIC VII 66
Ø 18-19 mm, 2.48 g
In den meisten Publikationen wird die Darstellung auf der Rückseite als "Lagerplan" bezeichnet, jedoch scheint man sich diesbezüglich nicht sicher zu sein. Verständlicherweise, denn auch mir fällt es schwer, in diesen schematischen Linien einen "Lagerplan" zu sehen! Mich würde deshalb eure Sicht der Dinge interessieren und erhoffe mir dadurch zusätzliche Informationen.
Gruss, Pscipio
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Hallo Pscipio!
Deine Münze ist hochinteressant! Ich hatte dazu im Thread über historische Münzen bereits die neuesten Erkenntnisse dazu vorgestellt (War übrigens mein erster Beitrag in diesem Forum!). Hier sind sie noch einmal:
Bei dem Sonnenereignis muß es sich um eine Sonnen-Halo gehandelt haben. Es gibt eine Münzentyp RIC VII, Thessalonika 66-71, deren Rückseite mißinterpretiert wird als 'Plan of Roman Camp'. Allerdings gibt es nirgends ein Lager, daß einen solchen Plan haben kann. Tatsächlich handelt es dabei um die 1.Vision, die Constantin gehabt hat! In der Arbeit von Peter Weiss werden photographische Aufnahmen von Sonnen-Halos gezeigt, die fast identisch sind mit der Rückseite dieses Münztyps. Auch sie zeigen einen großen Kreis am Himmel, in dem sich ein großes Kreuz befindet. Diese 1.Vision des Constantin wird nicht als Traumbild geschildert, sondern als Ereignis während des Tages!
Habe eben die Beiträge zu Constantins Vision gelesen. Da dies ein nicht nur für die Geschichte des Römischen Reiches, sondern - wie bereits erwähnt - auch für die Geschichte Europas entscheidendes Ereignis gewesen ist, lohnt es sich, sich mit ihm näher zu beschäftigen. Deshalb möchte ich alle interessierten Forummitglieder darauf hinweisen, daß es zu diesem Thema - das schon immer das Objekt von Untersuchungen war - eine neue, grundlegende Untersuchung von Peter Weiss
gibt. Sie wurde veröffentlicht 1993 in J.Bleicken (Hrg.), Colloquium aus Anlaß des 80. Geburtstages von Alfred Heuß (Frankfurter Althistorische Studien 13, Kallmünz 1993) 143-69. Ich habe nur eine englische Übersetzung von 2003.
Man kann eine Kopie dieser Arbeit erhalten vom 'Journal of Roman Archives' über jra@journalofromanarch.com für $10 +$6 für Porto +Gebühren.
Darin wird gezeigt, daß die 1.Vision, die Constantin hatte (Er hatte 1 Vision und 2 Träume!), bereits vor dem Krieg gegen Maxentius stattfand (Eusebius, Vita Constantini. Ihm von Constantin persönlich erzählt!) und auf ein Sonnenereignis zurückgeführt werden kann, das man heute physikalisch überzeugend darstellen kann
Mit freundlichem Gruß
Deine Münze ist hochinteressant! Ich hatte dazu im Thread über historische Münzen bereits die neuesten Erkenntnisse dazu vorgestellt (War übrigens mein erster Beitrag in diesem Forum!). Hier sind sie noch einmal:
Bei dem Sonnenereignis muß es sich um eine Sonnen-Halo gehandelt haben. Es gibt eine Münzentyp RIC VII, Thessalonika 66-71, deren Rückseite mißinterpretiert wird als 'Plan of Roman Camp'. Allerdings gibt es nirgends ein Lager, daß einen solchen Plan haben kann. Tatsächlich handelt es dabei um die 1.Vision, die Constantin gehabt hat! In der Arbeit von Peter Weiss werden photographische Aufnahmen von Sonnen-Halos gezeigt, die fast identisch sind mit der Rückseite dieses Münztyps. Auch sie zeigen einen großen Kreis am Himmel, in dem sich ein großes Kreuz befindet. Diese 1.Vision des Constantin wird nicht als Traumbild geschildert, sondern als Ereignis während des Tages!
Habe eben die Beiträge zu Constantins Vision gelesen. Da dies ein nicht nur für die Geschichte des Römischen Reiches, sondern - wie bereits erwähnt - auch für die Geschichte Europas entscheidendes Ereignis gewesen ist, lohnt es sich, sich mit ihm näher zu beschäftigen. Deshalb möchte ich alle interessierten Forummitglieder darauf hinweisen, daß es zu diesem Thema - das schon immer das Objekt von Untersuchungen war - eine neue, grundlegende Untersuchung von Peter Weiss
gibt. Sie wurde veröffentlicht 1993 in J.Bleicken (Hrg.), Colloquium aus Anlaß des 80. Geburtstages von Alfred Heuß (Frankfurter Althistorische Studien 13, Kallmünz 1993) 143-69. Ich habe nur eine englische Übersetzung von 2003.
Man kann eine Kopie dieser Arbeit erhalten vom 'Journal of Roman Archives' über jra@journalofromanarch.com für $10 +$6 für Porto +Gebühren.
Darin wird gezeigt, daß die 1.Vision, die Constantin hatte (Er hatte 1 Vision und 2 Träume!), bereits vor dem Krieg gegen Maxentius stattfand (Eusebius, Vita Constantini. Ihm von Constantin persönlich erzählt!) und auf ein Sonnenereignis zurückgeführt werden kann, das man heute physikalisch überzeugend darstellen kann
Mit freundlichem Gruß
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@ Peter43
Ich fasste es auch nicht als Vorwurf auf, sondern ärgerte mich über mein Gedächtnis, wenngleich es lange her war, dass ich deinen Beitrag gelesen hatte.
Übrigens habe ich soeben entdeckt, dass diese Darstellung auch auf Crispus-Münzen erscheint (dies war mir bis anhin nicht bekannt). Angenommen, die Theorie von Peter Weiss stimmt: erklärt sich dann die Übernahme des Motives auf den Münzen von Crispus daraus, dass der Sohn des Vaters Prägemotive schlicht übernahm, ohne selbst grossen Einfluss auf die Gestaltung der Münzen zu gewinnen? Oder könnte man das Auftauchen dieses Motvies auch bei Crispus als Gegenargument zu Weiss' Theorie verwenden?
Gruss, Pscipio
Ich fasste es auch nicht als Vorwurf auf, sondern ärgerte mich über mein Gedächtnis, wenngleich es lange her war, dass ich deinen Beitrag gelesen hatte.
Übrigens habe ich soeben entdeckt, dass diese Darstellung auch auf Crispus-Münzen erscheint (dies war mir bis anhin nicht bekannt). Angenommen, die Theorie von Peter Weiss stimmt: erklärt sich dann die Übernahme des Motives auf den Münzen von Crispus daraus, dass der Sohn des Vaters Prägemotive schlicht übernahm, ohne selbst grossen Einfluss auf die Gestaltung der Münzen zu gewinnen? Oder könnte man das Auftauchen dieses Motvies auch bei Crispus als Gegenargument zu Weiss' Theorie verwenden?
Gruss, Pscipio
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Das mit Crispus war mir nicht bekannt! Jetzt sehe ich gerade in RIC VII, daß dieser Typ geprägt wurde für Constantin I., Constantin II., Crispus, Licinius I. und Licinius II, alle in Thessalonika AD 319, und zwar officina Gamma und Delta für Constantin I., officina A für Licinius Vater und Sohn, officina B für Constantin II. und officina Epsilon für Crispus. Ich glaube nicht, daß man dies als Gegenargument zu Weiß benutzen kann. Eher kommt dafür die Glaubwürdigkeit von Eusebius in Frage, wie Chinamul bereits ausgeführt hat.
MfG
Das mit Crispus war mir nicht bekannt! Jetzt sehe ich gerade in RIC VII, daß dieser Typ geprägt wurde für Constantin I., Constantin II., Crispus, Licinius I. und Licinius II, alle in Thessalonika AD 319, und zwar officina Gamma und Delta für Constantin I., officina A für Licinius Vater und Sohn, officina B für Constantin II. und officina Epsilon für Crispus. Ich glaube nicht, daß man dies als Gegenargument zu Weiß benutzen kann. Eher kommt dafür die Glaubwürdigkeit von Eusebius in Frage, wie Chinamul bereits ausgeführt hat.
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