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von taurisker » Di 17.03.09 07:31
Archäologisch reichte die weiteste Ausbreitung der materiellen keltischen Kultur von Südostengland, Nordspanien und Frankreich im Westen bis nach Westungarn, Slowenien und Nordkroatien im Osten; von Oberitalien im Süden bis zum nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge. Daneben existieren einzelne La-Tène-zeitliche Funde auf dem gesamten Balkan bis nach Anatolien.
Entlang der wichtigen Handelsstraßen entstanden ab Ende des 3. Jhds vuZ. sog Oppida, das waren befestigte städtische Siedlungen, davon in Deutschland: Dünsberg bei Gießen, Heidenmauer (Bad Dürkheim) Pfalz, Donnersberg Nord-Pfalz, Manching, Martberg, Wallendorf (Eifel), Heiligenberg (Heidelberg), Heuneburg, Altenburg (Neuental).
Aus verschiedenen antiken Quellen sind mehrere keltische Stammesnamen, sowie deren ungefähres Siedlungsgebiet überliefert. Die wichtigste antike Quelle keltischer Stammesnamen stellen die Beschreibungen keltischer Stämme im de bello gallico (Gallischer Krieg) Julius Caesars dar. Eine genaue Lokalisierung der Stämme und Eingrenzung des antiken Siedlungsgebietes der Kelten ist jedoch aufgrund der häufig verwirrenden Ortsangaben und meist völlig ungenügenden Sachkenntnisse der (meist aus dem Mittelmeerraum stammenden) antiken Autoren schwierig. So hat sich z. B. die von Caesar durchgeführte Trennung in Germanen (östlich des Rheins) und Kelten bzw. Gallier (westlich des Rheins) aufgrund archäologischer Erkenntnisse als völlig unzutreffend erwiesen.
Die gallischen Stämme, zusammenfassend unter Gallier geführt, besiedelten das heutige Frankreich, Teile der Schweiz, Luxemburg, das südöstliche Belgien, das Saarland und Teile des linksrheinischen Rheinland-Pfalz sowie Teile Hessens. Dabei werden die nördlichen Stämme bei Caesar als Belger bezeichnet, wobei insbesondere Gebiete im heutigen Belgien sowie in der Eifel hier in Frage kommen (z. B. die Leuker).
Im heutigen Frankreich und in den angrenzenden Gebieten Belgiens und Deutschlands waren es insbesondere die Allobroger (Savoyen und Dauphiné), die Ambianer (bei Amiens), die Arverner (Auvergne), die Bituriger (bei Bourges), die Cenomanen (Seine-Loire-Gebiet, sowie teilweise in Norditalien), die Eburonen (Eifel, Ardennen), die Häduer (Bourgogne, um Autun und Mont Beuvray (Bibracte), die Mediomatriker (Region um Metz, Teile des Saarlandes), die Menapier, die Moriner, die Parisier (Zentralbritannien und Gallien/Paris?), die Senonen (bei Sens, sowie in Norditalien), die Sequaner, die Remer, die Treverer (im Moselraum, ab der Maas über Trier bis zum Rhein), die Veneter (an der Loire-Mündung), die Viromanduer (bei Vermandois), die Santonen in der heutigen Saintonge um die Stadt Saintes, und eine Reihe anderer Stämme, die bei Caesar genannt wurden.
Für die angeblich „keltisch“ sprechenden Bretonen im äußersten Nordwesten Frankreichs, wurde aufgrund einer sprachwissenschaftlichen Fehlzuschreibung des 18. Jahrhunderts lange angenommen, sie stammten von Inselkelten ab, die im 5. und 6. Jh. vor der angelsächsischen Invasion geflohen seien. Inzwischen ist diese Deutung stark umstritten.
In Bayern, Baden, Württemberg und der heutigen Schweiz fand sich die Gruppe der Helvetier, u. a. mit den Gauen der Tiguriner und Toygener, außerdem der Stamm der Vindeliker im heutigen Oberbayern und Bayrisch Schwaben (Augsburg = Augusta Vindelicorum als römische Stadt: Hauptort der Vindeliker) und um Manching sowie die Boier in Ober- und Niederbayern. Die Noriker in Österreich und in Oberbayern, südlich des Inns, die Likater um den Lech in Oberbayern und Schwaben.
Im Süden des gallischen Gebietes, in Norditalien, saßen die Insubrer, im Norden die Nervier und Belger, die teilweise auch in Britannien vorzufinden waren.
In Nordspanien die Gallicier und die Asturen, im heutigen Portugal die Lusitaner.
Die auf dem Balkan angesiedelten Kelten (z.B. Daker, Taurisker, Skordisker) werden als Donaukelten zusammengefasst.
Die Galater drangen bis nach Asien vor und siedelten im Gebiet der heutigen Türkei.
Gruß
taurisker