Stempelkopplungen

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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Bertolt
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Stempelkopplungen

Beitrag von Bertolt » Sa 13.10.07 22:11

Hallo, weis jemand etwas über die Problematik der sogenannten
" Stempelkopplungen ", bei zweiseitig geprägten Münzen ?
Ich habe zu diesem Begriff hier nach Beiträgen gesucht, aber keine Ergebnisse bekommen. Gruß Bertolt

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bernima
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Beitrag von bernima » So 14.10.07 17:42

Hallo, Bertold

Als erstes eine Frage zurück: Wo siehst du eine Problematik bei Stempelkopplungen ?
Ich stelle mir das ( bei Mittelaltermünzen ) so vor :
Unten ein Stempel, oben ein Stempel und dann feste drauf mit dem Hammer. Und das solange bis ein Stempel verbraucht war . Dann wurde dieser gegen einen neuen getauscht. Dieser hatte dann das gleiche Münzbild, zumindest das fast gleiche, denn des war damals ja alles Handarbeit. Evtl. wurde der Stempel auch mit einem Beizeichen versehen. Darum auch die verschiedenen Varianten einer Münze.
Und in früheren Zeiten wurde eben auch mal der falsche Stempel erwischt ( Heutzutage auch noch )und wenns nicht sofort auffiel einige Münzen damit geprägt.
Schon wieder eine neue Variante.

Ja, so stellt sich ein numismatischer Laie das vor.

mfg. bernima

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Bertolt
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Beitrag von Bertolt » So 14.10.07 22:42

Hallo bermina, danke für deine Antwort, ja, da gehen unsere Meinungen nicht weit auseinander. So ungefähr stelle ich mir das auch vor, wenn da nicht das kleine Wörtchen
„ aber „ wäre. Nämlich jene Numismatiker, bei denen der von dir angeführte Zusatz „ Laie „ in der Regel nicht gebraucht wird, können mithilfe der Stempelkopplungen Herausfinden, und zwar anhand der verschiedenen Stempelvarianten und der dafür verwendeten Stempel, wie genau (oder so ungefähr ) die Zeitfolge der Prägeserie der zu untersuchenden Münzmenge eines bestimmten Typs abgelaufen ist. Das Geheimnis dieser Kunst soll darin bestehen, das es ja inzwischen auch bei den Numismatikern ( mit Zusatz ) bekannt ist, das sich bei Ober- und Unterstempel infolge der entsprechenden Prägetechnik ( deine richtig angeführte „und dann feste drauf mit dem Hammer „ Methode, unterschiedliche Verschleißerscheinungen bemerkbar machen. Dieses hat zur Folge, das der Oberstempel ( jener mit dem Hammer traktierte ) öfter ausgewechselt werden muss, als der Unterstempel ( jener in den Prägeblock eingelassene ). Das führt dazu, das es dann Münzen gibt, wo zwei Oberstempel gemeinsam mit einem Unterstempel vorhanden sind, also, es sind jene Stempelkopplungen entstanden, über die ich gern mehr erfahren würde, da auch dieses exakte Beispiel seine Schwächen hat. Gruß Bertolt.

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Schwarzschaf
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Beitrag von Schwarzschaf » Mo 15.10.07 10:42

Da gab es mal was, entweder bei Luschin oder Baumgartner. Über Stempelkopplungen anhand der Friesacher Pfennige.
Leider weiß ich nichts Genaueres. Ich glaube es war in Mitteilungen der ÖNG (Österr. Numismatischen Gesellschaft) Allerdings schön länger her.
Weil ich nicht alles weiß, bin ich neugierig

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Beitrag von Pollio » Mo 15.10.07 12:33

Hallo,

dazu gibt es einen interessanten Aufsatz von Bernd Kluge (Stempelvergleichende Untersuchungen deutscher Muenzserien des 10. und 11. Jahrhunderts: Fragen, Ergebnisse und Perspektiven einer Methode, in: Fruehmittelalterliche Studien 23 (1989), S. 344-361). Es ist erstaunlich, was man anhand von Stempelkoppelungen alles herauskriegen kann.

Gruss Pollio

PS: ich habe den Aufsatz eingescannt als PDF. Wenn jemand Interesse hat: PN genuegt.

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Beitrag von bernima » Mo 15.10.07 13:04

Hallo, Pollio

Hast PN

mfg. bernima

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Bertolt
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Stempelkopplungen

Beitrag von Bertolt » Mo 15.10.07 21:52

Hallo bernima, Schwarzschaf, und Pollio, ja, solch ein Literaturhinweis, könnte wohl etwas Licht in diese Geschichte bringen. aber Luschin und Baumgartner versuche ich mir auch anzuschauen. Gruß Bertolt.

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Re: Stempelkopplungen

Beitrag von Schwarzschaf » Di 16.10.07 08:49

Bertolt hat geschrieben:Hallo bernima, Schwarzschaf, und Pollio, ja, solch ein Literaturhinweis, könnte wohl etwas Licht in diese Geschichte bringen. aber Luschin und Baumgartner versuche ich mir auch anzuschauen. Gruß Bertolt.
Habe mich schlau gemacht. Der Artikel müsste in einem der folgenden Jahrgängen der Numismatischen Zeitschrift sein: 72 /(1947), 73 (1949), 78 (1959), oder 79 (1961).

mfG. Schwarzschaf
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Beitrag von welfenprinz » Di 16.10.07 10:38

Hallo,
wir sollten Stempelkopplungen in der Numismatik nicht überbewerten . Bis spät ins 18.Jahrhundert hinein war es dem Münzherr und Münzmeistern mehr oder weniger egal, ob das Münzbild immer gleich und identisch ausfällt . Erst mitte des 19.Jahrhundert wurde auf eine identische Münzprägung wert gelegt .
Das Anpreisen von Stempelkopplungen dient in der Regel doch nur dazu, eine Münze meist unnötig zu überwerten . Bis ins 18.Jahrhundert war es eben Normal, das Münztypen eines Jahrgangs in etlichen Stempelvarianten geprägt wurden, trotz der moderneren Prägetechniken .
Selbst bei Raritäten, wo nur 2-5 Sammlerexemplare überlebt haben, gibt es deutliche Stempelkopplungen, die trozdem nur eine Sammlungsnummer tragen .
Vergleiche mit Stempelkopplungen sind nur im Ausnahmefall sinnvoll, für große Sammelgebiete aber ein hoffnungsloser Fall .

Gruss Klaus
Dateianhänge
georg wilh.1.jpg
Georg Wilhelm Lüneburg-Celle, Brb.-Thaler 1664
Braunschweig-Lüneburg und Stadt Hannover Münzenfreund .
Sammler u. Numismatiker

http://www.welfenprinz-home.de

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Beitrag von Schwarzschaf » Di 16.10.07 10:58

welfenprinz hat geschrieben:Hallo,
wir sollten Stempelkopplungen in der Numismatik nicht überbewerten . Bis spät ins 18.Jahrhundert hinein war es dem Münzherr und Münzmeistern mehr oder weniger egal, ob das Münzbild immer gleich und identisch ausfällt . Erst mitte des 19.Jahrhundert wurde auf eine identische Münzprägung wert gelegt .
Das Anpreisen von Stempelkopplungen dient in der Regel doch nur dazu, eine Münze meist unnötig zu überwerten . Bis ins 18.Jahrhundert war es eben Normal, das Münztypen eines Jahrgangs in etlichen Stempelvarianten geprägt wurden, trotz der moderneren Prägetechniken .
Selbst bei Raritäten, wo nur 2-5 Sammlerexemplare überlebt haben, gibt es deutliche Stempelkopplungen, die trozdem nur eine Sammlungsnummer tragen .
Vergleiche mit Stempelkopplungen sind nur im Ausnahmefall sinnvoll, für große Sammelgebiete aber ein hoffnungsloser Fall .

Gruss Klaus
Na,Ja!
Für die mittelalterliche Numismatik ist es sehr wohl interessant. Man kann mE. anhand von Stempelkopplungen die Reienfolge der meist schriftlosen Gepräge feststellen und klassifizieren :idea:
Weil ich nicht alles weiß, bin ich neugierig

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Beitrag von Salier » Di 16.10.07 11:21

Hallo Kollegen,
so wie ich Bertolt kenne bezieht sich seine Untersuchung der Stempelkopplung auf die Halberstädter Prägungen und im besonderen auf die der Dünnpfennige, und in diesem Falle ist es nicht nur wünschenswert sondern sogar nötig sich mit der Stempelkopplung zu befassen um vielleicht klärende Antworten auch hinsichtlich von Fälschungen oder die Zuweisung zu einem bestimmten Prägeherren zu erhalten. Siehe hierzu den Link.
http://www.numismatikforum.de/ftopic21406.html

schöne Grüße
Salier
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Beitrag von Bertolt » Di 16.10.07 22:51

Hallo Schwarzschaf, danke für deinen Hinweis auf die Numismatischen Zeitschriften, ich muss mal sehen was ich davon habe. Zu dem lieben Klaus welfenprinz, ich persönlich überbewerte die Stempelkopplungen überhaupt nicht. Ich weis nur, das sie die einzige Untersuchungsmethode darstellt, mit deren Hilfe es möglich ist, eine Analyse der für die Herstellung einer Gruppe von Münzen benutzten Stempel durchzuführen. Mit deiner Meinung, das diese Methode dafür benutzt wird um Münzen aufzuwerten, sie also teurer zu machen, liegst du nicht richtig, das hat auf den Preis einer Münzen überhaupt keinen Einfluss. Im übrigen haben sich die bekannten Numismatiker, neben Bernd Kluge, Peter Berghaus und Wolfgang Hahn mit dieser Methode befasst, um Erkenntnisse zu Münzserien zu gewinnen, die unter anderem Aufschluss über die Anzahl verwendeter Stempel, welche und wie viel Stempelkopplungen treten auf, über die Produktivität einer Münzstätte, Prägezahlen, und anhand der einzelnen Münzgewichte lassen sich die Durchschnittsgewichte und damit die Einhaltung der Prägungen nach dem entsprechenden Münzfuß und letztendlich auch die Menge des verprägten Silbers ermitteln. Weitere sehr aufschlussreiche Informationen sind möglich, es ist aber eine sehr mühselige Arbeit die unter anderem auch daran scheitert, das oftmals die entsprechenden Mengen an Münzen nicht zur Verfügung stehen. Ich bezweifele, das es möglich ist anhand von 2 – 5 Exemplaren ( wie du erwähnst ) solche Untersuchungen durchzuführen. Übrigens hinkt dein bildliches Beispiel, welches wenn ich richtig lese aus 1664, also dem 17. Jahrhundert ist, wir befinden uns bei diesem Beitrag im zweiten viertel des 12. Jahrhunderts ! Hier wurde noch alles mit der Hand gemacht, wie bernima, sagt, immer feste mit dem Hammer drauf. Wenn ich das von Pollio zugesagte Material übermittelt bekomme und es gelesen habe, kann ich sicherlich noch weiter Hinweise zu dieser „wertvollen“ Untersuchungsmethode geben. Hallo Salier, danke für deine Richtigstellung. Gruß Bertolt.

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Stempelkopplungen

Beitrag von Bertolt » Do 18.10.07 11:21

Hallo Forum, nachdem ich nun einiges zum Thema gelesen habe, war die Zeit Reif, die neu gewonnenen Erkenntnisse an einem praktischen Beispiel auszuprobieren. Dazu habe ich 55 Halbbrakteaten oder auch Dünnpfennige ausgewählt. Folgende Ausgangsinformationen standen mir zur Verfügung :
Alle aus einer Münzstätte ( Halberstadt ) und aus dem gleichen Zeitbereich ( zweites Viertel 12. Jahrhundert ) und der gleichen Münzserie angehörend.
Ein fünftel der Masse lag als Original vor, der Rest in Form von Fotomaterial und Beschreibungen der Avers und Reversseite.
Insgesamt konnte ich dann 13 verschiedene Stempelvarianten der Aversseite lokalisieren, dem 3 unterschiedliche Reversseiten gegenüberstehen. Dadurch war ich in die Lage versetzt, alle Aversseiten auch einer entsprechenden Reversseite zuzuordnen. Soweit ganz gut, ich muss aber mal wieder das kleine Wörtchen „ aber „ zitieren. Bei den 13 Stempelvarianten der Aversseite ( und ebenso beim Revers ) waren soviel individuelle Merkmale vorhanden, das sich eine weitere Unterscheidung in z.B. Variante I/7 a, b, c, usw. notwendig machte. Das führte dazu, das ich am Ende zwar 55 unterschiedlich eingeordnete Münzen hatte, jedoch ergab sich bei keiner einzigen eine in Richtung Stempelkopplung erwartete Übereinstimmung ? Woran liegt das?

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Beitrag von bernima » Do 18.10.07 13:06

Hallo, Bertolt

Wenn du bei 55 Münzen 13 Aversstempel ausgemacht hast, diese jedoch aufgrund individueller Merkmale nochmals unterscheiden konntest gehe ich mal von 55 verschiedenen Stempeln aus. Das wäre die einfache Lösung.
Warscheinlicher ist mir jedoch dass die Individuellen Merkmale aufgrund unterschiedlicher Ausprägungsqualität zustande kamen. Eventuell wurde auch mal ein Stempel nachgeschnitten/ nachbearbeitet. Dasselbe gilt natürlich auch für die Reversseite.
Ich würde bei meinen Regensburgern kaum ein gleiches Paar finden da die Prägequalität einfach zu ungleich ist.
Ich habs auch schon mal probiert, aber ausser Schädelbrummen ist nichts dabei rausgekommen. Es ist eben aufgrund der Ausprägung der Dünnpfennige sehr sehr schwierig allein die Avers/ Reversseiten sicher EINEM Stempel zuzuordnen.
Und wenn man das dann wirklich schaffen sollte dürfte der rest eigentlich ziemlich einfach sein.

mfg. bernima

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Beitrag von Schwarzschaf » Do 18.10.07 13:31

Besonders wenn man bedenkt, daß laut Luschin mit einem Obereisen maximal 4000 Stück geprägt werden konnte. Dann mußte er erneuert werden. außerdem waren sicher mehrere Stempeleisen gleichzeitig in Gebrauch, die auch (weil Handarbeit) nicht ident waren.
Luschin und Baumgartner verstehen unter Stempelkopplungen eine Hauptseite und verschiedene Rückseiten.
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