Restaurationswachs

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

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AlexanderK
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Restaurationswachs

Beitrag von AlexanderK » Di 04.09.07 16:42

Hallo Allerseits!

Restaurationswachs: Alle reden davon, aber wo gibt es den Spaß zu kaufen? Denn ich habe schon Sorge, die guten Stücke einfach im geschmoplzenen teelichtwachs zu baden, möchte andererseits nicht blind x Euro für irgendein Wachs ausgeben, was sich am Schluß ebenfalls als Teelichtwachs herausstellt :D
Und noch eine Frage: Hat man die Münze erst einmal im Wachs aufgekocht und herausgeholt, kann man dann einfach allen erreichbaren Wachs von der Oberfläche abwischen mit der Begründung, Wachs sei auch in die Patina eingezogen und die Konservationswirkung sei damit erreicht? Oder sollte eine feine Schicht übriggelassen bzw. die Münze lediglich abgetropft werden?

thx und viele Grüße,
Sascha

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areich
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Beitrag von areich » Di 04.09.07 17:03

Im Wachs aufkochen?
Ich kenne nur das Renwax, daß man einfach einreibt.
Anschließend kann man mit einem Tuch etwas blankputzen.
Ich bezweifle, daß das Wachs in die Patina einzieht, hat man eine solche weiche,
evt. bröcklige Patina wür de ich von Wachs abraten.
Hast Du eine unregelmäßige Oberfläche mit viel Korrosionslöchern wird
das Wachs diese ausfüllen und dann auf den ersten Blick als Wachs zu erkennen sein.
Und bei einer anständigen Patina ist es sowieso überflüssig.
Ich finde gewachste Münzen fassen sich unangenehm an und sehen nicht gut aus.
Ich habe sehr schnell wieder
damit aufgehört.
Der Vorteil bei Renwax (Renaissance Wax) ist, daß Du es nicht warmmachen mußt und der Preis ist zu vernachlässigen, da es ewig hält.

Andere nehmen aber auch verdünntes Bienenwachs und andere Wachse.

Andreas

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Das Wachs für die Ewigkeit

Beitrag von drakenumi1 » Di 04.09.07 18:45

Ist dieses "Wachs für die Ewigkeit" überhaupt gewünscht? Sollte es nicht vorkommen, daß die Untergründe in Form von Patina, Krusten oder einfach Dreck im Laufe der Jahre auch ohne den Kontakt mit der Luft bzw. Feuchtigkeit aus dieser weiter chemisch reagieren? Daß Reste von Chemikalien aus früheren ungenügend ausgeführten Reinigungen bzw. Spülungen langsam weiter das Münzmetall zersetzen? Wie sollte man dem dann beikommen können, wenn alles versiegelt ist, quasi "für die Ewigkeit"? Da hilft dann kein Wasser mehr und kein Kochen darin, das Wachs dürfte eine undurchlässige Sperre bilden, die auch mit starken Lösungsmitteln kaum zu beseitigen ist. Also bedenke man vorher.....

Freundliche Grüße von

drakenumi1
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Di 04.09.07 19:13

hallo sascha,
nachdem du eine bronzemünze gereinigt hast, mussst du sie mit einer feinen silberdraht-bürste (gibt's immer auf den münzbörsen) polieren, und das gibt der münze einen schönen seidigen glanz, und beseitigt die kleinen spuren, die man beim mechanischen reinigen immer hinterlässt.
ren-wachs kann man benutzen, aber obwohl es eigentlich nicht klebrig ist, gibt es doch einen etwas unnatürlichen glanz, der zum glück mit der zeit wieder verschwindet.
ich hab's mittlerweile ganz gelassen.
restaurationswachs ('Uli's Resaurationswachs für Bronze) setze ich nur in spezialfällen ein, wo die patina so bröckelig ist, dass schon reines berühren zu weiterem abplatzen führen kann.
dieses kunst-wachs ist nach dem erkalten sehr hart und schützt sicher vor weiterem verlust.
grüsse
frank

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Di 04.09.07 19:24

Ich benutze seit Jahrzehnten braunes Antikwachs, das eigentlich zum Auffrischen von Möbeloberflächen gedacht ist und etwa die Konsistenz von Schuhcreme hat. Nachteilige Auswirkungen auf die Münzen habe ich in der ganzen Zeit nicht feststellen können. Bei mir soll das Wachs nicht konservieren, sondern hat allein eine kosmetische Funktion, weil es Farbunterschiede ausgleicht und der Münze zu einem gewissen Glanz verhilft, wie ich ihn schätze. Dazu trage ich das Wachs mit einer ganz weichen Zahnbürste in kreisenden Bewegungen auf, lasse es ein paar Stunden abtrocknen und gehe dann mit einer noch weicheren Naturborstenbürste polierend drüber.
Wenn ich hier im Forum von manchen Bedenken hinsichtlich der Gefahren für Mensch und Münze beim Reinigen und Restaurieren lese, dann muß ich doch mitunter ein wenig lächeln. Strenggenommen braucht man dann einen Extraraum mit Unterdruck und Luftschleuse, einen Ganzkörperschutzanzug mit Atemgerät, dazu Gummihandschuhe und darauffolgende Dusche. Den Fluch der Pharaonen, also eine Infektion mit jahrtausendealten Keimen, braucht nun wirklich niemand zu fürchten. Allerdings wasche ich alle neu erworbenen Münzen als erstes in kochendheißem Wasser mit einem Spülmittel und lasse sie eine ganze Weile darin liegen. Das mache ich erstens aus hygienischen Gründen und zweitens, weil ich keine schmutzigen Finger haben will, wenn ich mit meiner Sammlung umgehe und gleichzeitig Bücher anfasse. Auf Münzbörsen holt man sich zwar schwarze Finger, besonders in den Wühlkisten, aber dort habe ich im Aktenkoffer immer eine Dose mit feuchten Reinigungstüchern, die ich zwischendurch immer mal benutze.
Nach über fünfzig Jahren des Sammelns antiker Münzen und unzähligen Grabungen in den Wühlkisten erfreue ich mich immer noch einer relativ guten Gesundheit.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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El Che
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Beitrag von El Che » Di 04.09.07 19:27

Vermutlich redest du von einem säurefreien Wachs wie Cosmoloid H 80. Ich benutze es zum Stoppen von Bronzepest und in den von Frank beschriebenen Fällen. Es versiegelt die Münze und verhindert weitestgehend weiter Oxydationen ohne die Münze anzugreifen; dazu gehört dann aber auch die natürliche Alterung... Hier muss man das Wachs in der Tat auf ca. 90 Grad erwärmen und die Münzen kurz eintauchen. Ich würde aber niemals alle Münzen damit behandeln.

Liebe Grüße,
Uli

AlexanderK
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Beitrag von AlexanderK » Mi 05.09.07 11:00

danke schön für die erleuchtenden Antworten! Der Hintergrund meiner Frage ist der, dass ich bislang nur Silbermünzen in meiner "Sammlung" habe. Exemplare aus unedlen Metallen finde ich zwar wunderschön, habe aber eine Mordsangst davor, dass mir diese durch Bronzepest zerstört werden könnten. Daher wollte ich auch alle gereinigten Exemplare konservieren, weil sie natürlich eh schon von verschiedener Qualität sind und evt. schon angerostet. Oder ist es schon als Hysterie zu betrachten? Sprich, passiert es oft, dass man zu seiner Sammlung greift und auf einmal häßliche hellgrüne Flecken vor Augen hat?

@chinamul: Ist das von Dir angewandte Verfahren auch für Silbermünzen zuträglich oder gibt es da Wechselwirkungen zwischen Spüli und Patina. Reicht es hinterher aus, das Spülmittel abzuwaschen oder muss es noch auf andere Weise neutralisiert werden, um unerwünschten Reaktionen vorzubeugen?
PS: Einen solchen Reinraum samt Zubehör, wie Du ihn beschreibst, hätten wir hier zwar, aber wenn ich dort drin anfange, Münzen sauberzumachen bin ich noch schneller tot als es ein Fluch der Pharaonen schaffen könnte ;-)

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mi 05.09.07 13:29

Eine negative Wirkung der von mir beschriebenen Behandlungen habe ich bisher noch nicht beobachtet. Bis auf den gefürchteten Bronzefraß scheinen bereits ausgegrabene antike Münzen überhaupt widerstandsfähiger gegen alle möglichen zerstörenden Einflüsse zu sein als man aufgrund der hier im Forum vorgetragenen Bedenken annehmen könnte. Damit meine ich jetzt natürlich nicht etwa das unbedarfte Hantieren mit Sticheln, Stahlbürsten und ähnlich brutalen Gerätschaften.
Eines aber steht fest, nämlich daß wohl jeder Sammler beim Umgang mit seinen Schätzen schon einmal irreparable Fehler gemacht hat. Nur lange Erfahrung und die Bereitschaft, aus einmal begangenen Fehlern zu lernen, bewahrt einen davor, ein Stück mit ungeeigneten Mitteln zu reinigen und zu konservieren.

Gruß

chinamul
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Beitrag von diwidat » Mi 05.09.07 14:11

Renaissance Wachs-Politur

wurde um 1950 in den Labors des Britischen Museums entwickelt. Zuvor hatten Wissenschaftler bei Alterungstests entdeckt, dass viele Wachse auf Basis natürlicher Bienen- und Carnaubawachse Säuren enthielten, die früher oder später schadeten. Also wurde anstelle der herkömmlichen Wachse "pflanzlicher" oder "tierischer" Herkunft eine neue, "fossile" Wachspolitur entwickelt. Aus Rohölen unterschiedlichster Herkunft raffiniert, konnten ihr genau die von der internationalen Museumswelt gewünschten Eigenschaften verliehen werden:

* FEUCHTIGKEITSSCHUTZ: Die mikrokristalline Struktur ist bedeutend feiner als diejenige natürlicher Wachse und bietet dadurch einen sehr hohen Feuchtigkeitsschutz. Zahllose Standbilder und Statuen im Freien werden so vor Umwelteinflüssen geschützt. Werkzeug, Waffen, Stahl und Küchengegenstände aus Messing und Kupfer bleiben sauber, rostfrei und werden durch die Behandlung nicht rutschig. Die harte, trockene Wachsschicht klebt nicht und zieht damit auch keine Umweltsäuren an.
Marmor nimmt schnell die Farbe von Flüssigkeiten an und ist dann nur durch Abschleifen zu behandeln. Auch hier schützt Renaissance! Papierdrachen und Modellflugzeuge werden wasserfest! Selbst am Auto erzeugt Renaissance Wachs-Politur auf Lack, Chrom, Gummi und Ledersitzen einen schönen Glanz und schützt vor Wettereinflüssen.

* OPTIK: Dünn aufgetragen und zu vollem Glanz poliert ist und bleibt die Wachsschicht glasklar und verfärbt sich nicht. Auf Möbeln oder Holzschnitzereien verstärkt das Wachs leicht die Maserung. Es schützt Schellack-Oberflächen. Aufgetragen wird es auch direkt auf geschliffenem, rohem Hart- oder Weichholz, auf Stein oder Eisenskulpturen. Lederschuhe erhalten einen schönen Glanz und Kleider werden durch das normale Schuhwachs nicht gefärbt. Die seidenweiche Oberfläche des getrockneten Wachses fühlt sich wunderbar an im Vergleich zu der "Berührungsspur" anderer Wachse!
Unabhängig von der Häufigkeit der Aufträge stellt sich kein Verlust an Klarheit ein, so dass die Schönheit der Oberfläche nie verdeckt wird. Es wird mehr Licht von der Oberfläche reflektiert und sie wird dadurch lebendiger.

* NEUTRALITÄT: Renaissance Wachs-Politur ist ph-neutral und fügt auch empfindlichsten Stücken keinerlei Schaden zu. Photographien werden vor saurem Handschweiß oder vor Umwelteinflüssen geschützt. Selbst weißes Papier färbt bzw. dunkelt nicht! Hersteller und Restauratoren von Violinen, Cellos und Gitarren benutzen das Wachs, um den Lack vor Schweißsäuren zu schützen.

* REVERSIBILITÄT und NACHPFLEGE Die mikro-kristalline Struktur "fließt" unter Druck und bricht bei Belastung nicht. Ölhaltiger Schmutz auf den behandelten Oberflächen kann mit einem Paraffin-getränkten Tuch oder mit einem feucht-warmen Tuch mit etwas Seife entfernt werden. Beides greift die Wachsschicht nicht an. Vor Restaurierungen kann die Wachsschicht mit "White Spirit" (Terpentinersatz/ Testbenzin) entfernt werden. Bei der professionellen Restaurierung müssen alle Arbeitsgänge "reversibel" sein, was hier vollständig gegeben ist.

* WIRTSCHAFTLICHKEIT Bei korrektem, dünnem Auftrag ist RWP sparsam und wirtschaftlicher als normale Wachse. Bei Raumtemperatur und verschlossenem Deckel hält es sich Jahrelang!

Der Vorteil dieser Methode ist, dass er reversibel ist. Das Wachs bekommt man mit einfachen Mitteln wieder runter.

Bei der Anwendung auf "saugfähiger" Patina wird sie zu Anfang etwas dunkler, hellt aber nach kurzer Zeit wieder auf.

Ballistol hat die gleiche Funktion, bleibt aber im Gegensatz zum Wachs immer "ölig".

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