Cistophor aus Pergamon

Griechische Münzen des Altertums

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andi89
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Cistophor aus Pergamon

Beitrag von andi89 » Do 22.03.07 18:43

Hallo!

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich mit griechischen Münzen nicht wirklich gut auskenne, und sie eigentlich auch nicht sammle, aber hier musste ich mal eine Ausnahme machen, weil mir das Motiv gar so gut gefallen hatte. Es handelt sich dabei um folgende Münze:

Cistophor aus Pergamon
AV: Schlange, die sich aus cista mystica windet, außen ein Efeukranz
RV: Bogentasche des Herkules, um die sich zwei Schlangen winden, rechts ein Schlangenstab, oben AΠ, links Monogramm;
Gewicht: 12,21 g Durchmesser: 26,5 – 27,5 mm

Nun habe ich einige Fragen zu der Münze, und würde mich über die ein oder andere Antwort freuen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass das Monogramm im linken Feld für den Prägeort der Münze steht? Dann würde mich noch interessieren, was das AΠ zu bedeuten hat. Bezüglich der zeitlichen Einordnung, konnte ich herausfinden, dass diese Münze wohl zwischen 167 und 133 vor Christus geprägt worden sein soll, kann man das noch genauer datieren?

Schon mal recht herzlichen Dank

andi89
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"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)

gorostiza
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Beitrag von gorostiza » Do 22.03.07 19:46

Hallo Andi,

schön, dass Du Dich entschlossen hast, gelegentlich mal eine griechische Münze zu erwerben. Diese prächtige Münze zeigt auch, dass Du einen sehr guten Sinn für Stil hast, die griechischen Gepräge gehören mit zum Schönsten was es in der Numismatik gibt. Und geheimnisvoll sind sie auch noch. Gerade diese Münze bringt allein durch die vielen Details, deren Sinn zum Teil noch rätselhaft sind, das Hirn so richtig zum Arbeiten.
Du hast richtig gedacht, das Monogramm links steht tatsächlich für Pergamon. Darin entdeckst Du ein Pi, ein Epsilon, ein Rho und ein Gamma. Bei einigen Münzen ist dieses Ortsmonogramm auch doppelt angebracht. Die Buchstaben oben beziehen sich wahrscheinlich auf einen Münzmeister oder einen Beamten. Über die Ausgabezeit einzelner Münzen lässt sich m. W. nichts genauer eruieren.
Schau mal auf meiner homepage, dort findest Du 5 dieser Münzen unter Pergamon: http://www.odophil.ch/numismatik/griech ... mysia.html

Gruss
Roland

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Beitrag von gorostiza » Do 22.03.07 20:08

Übrigens war ja Pergamon die berühmte Stadt der Ärzte. Im Asklepieion liessen sich die Kranken von den berühmtesten Ärzte gesundpflegen. Asklepion ist ja der Gott der Ärzte, sein Attribut ist der Schlangenstab. Auf sehr vielen Münzen von Pergamon findet sich die Schlange und das Portrait des Asklepios. Die Schlangen vermittelten somit eine mystische Kraft die mithalf, die Krankheiten der Menschen zu besiegen. Im Asklepieion gibt es noch heute auch diese heilsame Quelle, deren Wasser Wunder vollbracht haben soll. Ich kann jedem nur empfehlen, einmal Pergamon zu besuchen, ein einmaliger Platz von hinreissender Schönheit und Eindrücklichkeit (siehe das Bild von der Akropolis auf der Mysienseite!

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Beitrag von andi89 » Fr 23.03.07 08:32

Hallo Roland!

Vielen Dank für deine ausführlichen Informationen. Diese Münze hat mich im übrigen dazu veranlasst, dass ich mir vorgenommen habe, mich in nächster Zeit (momentan hab ich grad ein bisschen Stress) mal etwas genauer mit Pergamon zu beschäftigen.


andi89
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Beitrag von Dapsul » Fr 23.03.07 10:37

Wenn Dich diese Kistophoren sonderlich zu interessieren beginnen, empfehle ich Dir F.S. Kleiner - S.P. Noe, The Early Cistophoric Coinage, 1977. Der meines Wissens jüngste Artikel zur sehr diffizilen Ikonographie stammt von E. Kosmetatou, Cistophori and Cista Mystica. A New Interpretation of the Early Cistophoric Types, Revue Belge de Numismatique 144 (1998) 11-19.

Gruß - Frank

P.S. Falls zufällig jemand einen Kistophor aus Apollonis oder Thyateira loswerden möchte, würde ich gern dabei helfen ;-)

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Beitrag von andi89 » Fr 23.03.07 13:18

Hallo!

@dapsul: Vielen Dank für deine Literaturempfehlungen. Das erste werde ich mir vielleicht kaufen, sobald ich wieder etwas mehr Geld habe, und nach dem zweiten werde ich mich mal umsehen, vielleicht finde ich es irgendwo.

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