Münzmesser - Fehlkauf ?

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pingu
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Münzmesser - Fehlkauf ?

Beitrag von pingu » Fr 29.04.11 21:12

Hallo,

vor ein paar Wochen entschied ich mich dazu, ein paar Beispiele für Fälschungen von Münzmessern in meine Sammlung auf zu nehmen. Diese wollte ich für Vergleichszwecke haben. Kurz nachgedacht und bei ebay.com bei einem bekannten chinesischen Fake-Verkäufer 2 Messer geordert (der Verkäufer hat immer ein gemischtes Angebot von vielen Fälschungen und wenigen echten Stücken...). Der Preis war für Fälschungen absolut in Ordnung, bekommen sollte ich 2 Stück.
Heute sind die 2 Münzmesser bei mir angekommen, jedoch was muss ich sehen? Beide Messer sind repariert - das gestreckte Messer ziemlich in der Mitte, das spitze Messer etwa 1 cm unterhalb der Spitze. Beide Stücke waren einmal zerbrochen und sind mit Sekundenkleber sehr professionell wieder zusammengefügt.
Auf den Bildern sieht man das auch recht gut.

Zu den Daten der Messer:
- das gestreckte hat ein Gewicht von 14,77g bei einer Länge von 141,1mm und einer Dicke von etwa 0,9mm
Messer_gestreckt.jpg
- das spitze Messer wiegt 11,70g bei einer Länge von 132,3mm und ebenfalls einer Dicke von 0.8 bis 0,9mm
Messer_spitz.jpg
Die Schriftzeichen auf dem gestreckten Messer entsprechen /Hartill No. 4.64/ allerdings fehlt da der unterste Querstrich.
Das Needle Tip Knive ist bei Hartill nicht gelistet.
Die Patina wirkt auf mich authentisch (siehe Detailbilder) daher nun meine Frage: da ich ja Fälschungen haben wollte - war das ein Fehlkauf ? ? ?
Ring_Messer_gestreckt.jpg
Detailbild der Patina am Ring des gestreckten Messers
Ring_Messer_spitz.jpg
Detailbild der Patina am Ring des Needle Tip Knive
Ich hoffe hier besonders auf die Sammler auf diesem Gebiet die hier einfach ein paar Jahre Sammelvorsprung und eventuell sogar Vergleichsstücke vorliegen haben. Als Beispiel für typische Chinafälschungen taugen diese 2 Stücke wohl eher nicht....

Grüße
pingu
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Re: Münzmesser - Fehlkauf ?

Beitrag von diwidat » Fr 29.04.11 23:32

Hallo Pingu,

Du Ärmster, jetzt hast Du Fälschungen kaufen wollen und stattdessen Originale erhalten.
Allem Anschein nach sind die Messer alt und echt - und unbeschädigt wären sie auch noch teuer.
Meine Vermutung ist, daß der Händler die repatierten Stücke los werden wollte, da die potenten Sammler ihm die Stücke zurückschicken oder schon zurück geswchickt haben.
Die Zerbrechlichkeit, die Patina und ihre Farbe, sowie der anhaftende Fundbelag deuten auf Originale hin.
China-Falsa-2.jpg
Mit meinen Fälschungen kann ich keinen Staat machen, da ich meist darauf geachtet habe nicht versehentlich Fälschungen zu kaufen.

Gruß diwidat

PS Mein chinesischer Sammlerfreund, der in Deutschland studierte, hatte mir folgendes geschrieben:

Datum: 11. Sep 2004 04:27

ni hao dieter:

Dank schön für Dein e-mail. Ich habe nur eine Fälschung Dir geschickt. Die andere Qian-Yuan Chong-Pao ist keine Fälschung und ein bisschen selten als normal. Solche Qian-Yuan heisst "Grosse Schrift". Du kannst einfach andere Qian-Yuan vergleichen. Da-Guan Tong-Pao ist natürlich Fälschung.

Du hast recht, dass normalerweise die Fälschung kleiner als die Original ist. Kann man auch von folgenden Punkten identifizieren:

1.die Schrift der Fälschung ist flacher und nicht deutlich wie Original. Es ist ganz wichtig bei der Identifikation, weil bei manchen selten Münzen der Fälschungsmacher nicht gut genügende Münzen für das Fälschungsmachen finden können oder die Sammler auch die Original der Fälschungsmacher nicht ausleihen wollen. Dieser Punkt ist ziemlich schwer für ausländische Sammler.

2.der Klang der Fälschung ist wie "Ding, Ding"-laut und scharf. der Klang der Original ist wie "Tong-Tong"-nicht laut und tief.

3.die Patina der Original ist (normalerweise) farbig: grün, rot, blau (nur bei dem nassen Fundort, insbesondere in Südchina) und ein bisschen gelbe Erde. die Patina und Erde ist ganz fest auf der Münzen und kann man mit Nagel nicht bewegen. Zwischen der Patina und Münzen gibt es noch eine schwarze Schicht. Aber bei der Fälschung gibt es solche Schicht nicht und manchmal die Patina ist nur ein dünn Schicht auf der Münze. Bei Farbe hell blau und hell grün ist mit chemische Stoffe gemacht.

Vielen Dank. zai jian xinyu

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Re: Münzmesser - Fehlkauf ?

Beitrag von heku » Sa 30.04.11 10:14

Hallo pingu,

im chinesischen Boden bildet sich auf einer Münze zunächst eine dünne dunkle Patinaschicht, wohl Kupferoxid. Darauf wächst dann grüner Malachit. In den feuchten Gebieten des Südens entsteht zunächst blauer Azurit, der sich im Laufe der Zeit in grünen Malachit umwandelt.

Azurit und Malachit bilden selten erkennbare Kristalle, sondern liegen als Schuppen oder rundliche Kuppen vor.

Die Bilder:

- 2 Messer, Originale

- die zuerst gebildete dunkle Patinaschicht

- Scannerbild der Patina eines der Messer

-die Abfolge dunkle Patina (am Rand), Azurit, Malachit

- Malachit stark vergrößert


Deine Patina wirkt auf mich echt. Zerbrochene und zusammengeleimte Messer sind so begehrt wie Münzen mit Henkelspur. Wenn Du Stücke für die Fälschungssammlung willst, musst Du wohl erneut den Geldbeutel öffnen müssen.

Viele Grüße
Hermann
Dateianhänge
Messer A [640x480].jpg
Patina schwarze Schicht [640x480].jpg
Patina Scan Messer [640x480].jpg
Patina 4 Mikroskop [640x480].jpg
Patina 2 Mikroskop [640x480].jpg

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Re: Münzmesser - Fehlkauf ?

Beitrag von pingu » So 01.05.11 18:23

Hallo,

ich danke für eure Einschätzungen, meine Vermutung ging ja auch bereits in diese Richtung. Auf Grund der Seltenheit der Stücke finden diese aber auch mit Reparaturstellen Einzug in meine kleine Münzmessersammlung (sie werden sich wohlfühlen zwischen einigen anderen reparierten und unreparierten Exemplaren).
- hachja (seuftz) - es ist schon schlimm wenn man sich nicht mal mehr darauf verlassen kann, das ein Fake-Verkäufer auf ebay auch wirklich Fälschungen liefert... :wink: - da werde ich mal weitersuchen...

Grüße
pingu
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Re: Münzmesser - Fehlkauf ?

Beitrag von Numis-Student » So 01.05.11 21:52

heku hat geschrieben: Zerbrochene und zusammengeleimte Messer sind so begehrt wie Münzen mit Henkelspur.
Hallo,
wie liegen denn solche geklebten Messer preislich ? Ich habe zwar schon ein Beleg-Exemplar (nicht gebrochen ;)) in der Sammlung, aber wenn die wirklich spottbillig sein sollten, könnte ich den Sammlungsteil ja weiter ausbauen :-D

Schöne Grüße,
MR
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Re: Münzmesser - Fehlkauf ?

Beitrag von pingu » So 01.05.11 22:44

Hallo,

bei ebay.com gehen echte, häufige Ming-Münzmesser die repariert sind ab 10 US$ los. Leider sind sehr selten welche im Angebot und es gibt auch nur wenige seriöse Händler die keine Fälschungen verkaufen. Einige seltene reparierte (frühe Ming) Messer waren letztes Jahr nicht für unter 200 US$ zu haben. Zum Beispiel ging ein frühes Ming-Messer mit einem Punkt im "Ming-Zeichen" für über 370 US$ weg (und selbst das war noch ein Schnäppchenpreis). Manchmal sind jedoch auch Stücke (Ming-Messer) für 20US$ zu haben die noch im original Zustand erhalten sind und keiner Reparatur benötigen.
Ein echtes QI-Messer habe ich in den letzten Jahren weder bei ebay noch bei einem von mir besuchten deutschen Händler gesehen, noch nicht einmal repariert. Hier gehen mittlerweile die Preise im hohen 3-stelligen Bereich los.

Für die beiden am Anfang gezeigten Stücke hatte ich 9,90 US$ bezahlt und nochmal 4$ Versand. In meinen Augen das Schnäppchen schlechthin (laut Hartill beide zusammen ohne Reperatur 600.-$).

Grüße
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Re: Münzmesser - Fehlkauf ?

Beitrag von Numis-Student » So 01.05.11 22:48

uff...
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