Hallo zusammen,
heute möchte ich die ersten beiden Bände eines neuen vierbändigen Werks aus dem Kohlhammer-Verlag aus numismatischer Sicht vorstellen. Alle vier Bände der "Werkzeuge der Historiker:innen" widmen sich den historischen Grundwissenschaften und deren Methoden in den vier Zeiträumen Antike, Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte und treten damit die Nachfolge des in die Jahre gekommenen und nur auf Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte ausgerichteten Werks "Werkzeug des Historikers" von Ahasver von Brandt an. Bisher sind die Bände zur Anktike und zum Mittelalter erschienen, die jeweils eine Einführung in die Numismatik und weitere Kapitel zu für den jeweiligen Zeitabschnitt wichtigen Grundwissenschaften enthalten. In den folgenden Bänden ist eher nicht mit weiteren Numismatikeinführungen zu rechnen, da die Bedeutung der Numismatik als historische Grundwissenschaft in der Neuzeit rapide abnimmt und in der Zeitgeschichte keine Rolle mehr spielt.
Patrick Reinhard (Hg.), Werkzeuge der Historiker:innen 1. Antike, Stuttgart 2024:
Der erste Sammelband ist der Antike gewidmet und enthält neun fachspezifische Kapitel zu den wichtigsten Grundwissenschaften. Das Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe findet sich auf der Seite des Kolhammer-Verlags: https://shop.kohlhammer.de/werkzeuge-de ... 40102.html
Der Numismatikteil wurde von Peter Franz Mittag verfasst und bietet auf 18 Seiten eine knappe Einführung in die Numismatik der Antiken Welt. Er beginnt mit einem etwas über eine Seite umfassenden Abriss zur Forschungsgeschichte der wissenschaftlichen Numismatik seit ihren Anfängen in der Renaissance. Im folgenden Abschnitt widmet er sich auf gut sechs Seiten den Methoden der Antiken Numismatik, wobei er diese in einem durchgehenden Fließtext darstellt und dadurch wichtige Methodiken, wie z.B. die Stempelanalyse oder die Fundanalyse, nur in wenigen Sätzen abhandelt. Sein Schwerpunkt liegt in diesem Abschnitt hingegen auf der Rekonstruktion und Erklärung der wichtigsten antiken Nominalsystemen und den mit diesen Verbundenen Einheiten und ihrer Metrologie. Der dritte und letzte Abschnitt befasst sich auf knapp zehn Seiten mit der Bedeutung antiker Münzen als bildlichem Informationsträger. Insbesondere die Deutung, Aussagemöglichkeiten und die Entwicklung der Bildsprache und Darstellungsformen vom Beginn der Münzprägung bis zur Spätantike bilden die Schwerpunkte dieses Unterkapitels.
Thomas Wozniak (Hg.), Werkzeuge der Historiker:innen 2. Mittelalter, Stuttgart 2024:
Der zweite Sammelband widmet sich dem Mittelalter und enthält 14 fachspezifische Kapitel zu den wichtigsten Grundwissenschaften. Das Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe findet sich auf der Seite des Kolhammer-Verlags: https://shop.kohlhammer.de/werkzeuge-de ... 40954.html
Der Numismatikteil wurde von Sebastian Steinbach verfasst und bietet auf 23 Seiten eine knappe Einführung in die Numismatik des Mittelalters. Damit stellt dieses Kapitel eine gekürzte und auf die Methoden der Numismatik konzentrierte Fassung der Einführung in die Numismatik des selben Autors dar (diese wurde bereits hier kurz vorgestellt: viewtopic.php?f=85&t=64487). Er beginnt mit einer rund fünf Seiten umfassenden historischen Einleitung, in der er einen ganz knappen Überblick über die Entwicklung des Geldwesens vom Früh- bis zum Spätmittelalter bietet. Auf den folgenden gut zwei Seiten geht er auf die Forschungsgeschichte der wissenschaftlichen Mittelalternumismatik ein, wobei er auch die seit langem erprobte Zusammenarbeit aus Wissenschaft, Handel und Sammlerschaft hervorhebt. Der Rest dieses Beitrags ist den wissenschaftlichen Methoden des Fachs gewidmet. Zunächst geht er auf einer Seite darauf ein, wie man Münzen wissenschaftlich korrekt bestimmt und beschreibt. In der Folge geht Sebastian Steinbach auf knapp vier Seiten der Metrologie und ihren Herausforderungen. Auf den nächsten gut drei Seiten legt er knapp die Grundlagen der Münzfundanalyse dar. Dann widmet er sich auf vier Seiten der stempelkritischen Methode und ihrer Einsatzmöglichkeiten. Im vorletzten Unterkapitel geht er auf rund einer Seite auf Stilkritik und Währungsgeographie ein. Im letzten Unterkapitel behandelt Sebastian Steinbach auf einer Seite noch die Möglichkeiten der Metallanalyse.
Es lässt sich festhalten, dass beide Einführungen in die Numismatik sehr gut geschrieben und absolut lesenswert sind. Peter Franz Mittag und Sebastian Steinbach setzen deutlich unterschiedliche Schwerpunkte, die auch nicht nur in der sich unterscheidenden Zeitstellung begründet sind. So setzt Mittag eher auf den Stil der klassischen Einführungen in die Numismatik und bietet einen sehr guten Überblick über Nominalentwicklungen, sowie die bildlichen Aspekte, während Steinbach die Methodiken in den Mittelpunkt stellt und versucht Studierenden und Interessierten einen fundierten ersten Einblick in diese Möglichkeiten der Numismatik zu bieten. Aus meiner Sicht kann ich allen Numismatikinteressierten, wie auch allen Studierenden, nur empfehlen sich beide Bände anzusehen und die beiden sich gut ergänzenden Beiträge auch in ihrer Gesamtheit zu betrachten.
Beste Grüße
Andechser
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