Ich hatte bereits an anderer Stelle in diesem Forum über die Feuerlöschmarken des 16. Jahrhunderts aus Augsburg und Nürnberg geschrieben.
Mit dem Aufkommen von Feuerwehrspritzen wurden Kontrollzeichen intensiv in den Niederlanden genutzt. W. Nijlusing und A. Kussendrager haben darüber nun ein Buch herausgegeben: „Brandspuitpenningen in de Lage Landen“ (
https://www.loodjes.nl/Brandspuitpenningen/Flyer.jpg). Die gleichen Autoren haben auch eine Abhandlung über die Harlinger Feuerlöschzeichen geschrieben, von denen ich ein in Cu graviertes Exemplar aus dem 18. Jahrhundert hier vorstellen möchte, welches als Kontrollzeichen verwendet wurde.
45,9 mm, 34,54 g
Nijlunsing und Kussendrager ; De Beldenaar Mai/Juni 2024, S. 150
loodjes.nl_Brandspuitpenninge (dieses Exemplar, dort irrtümlich dem 19. Jahrhundert zugeordnet)
Auf der Vorderseite ist das Wappen der Stadt Harlingen abgebildet, darüber eine Zahl, vermutlich 3, eingraviert.
Auf der Rückseite ist die Feuerspritze dargestellt, eingraviert ist die Nummer 2 der Spritze.
Die Stücke sind recht selten, von den Harlinger Zeichen sind 40 Exemplare bekannt, davon befinden sich nur 4 Exemplare in privater Hand.
Harlingen ist eine Hafenstadt in der niederländischen Provinz Friesland. Die friesische Kriegsflotte wurde 1644 in den Hafen verlegt.
Nijlusing und Kussendrager schreiben zu der Geschichte der Harlinger Feuerspritzen:
„Die Geschichte der Harlinger Feuerspritze reicht bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurück. Am 3. Oktober 1729 beschlossen die Harlinger Magistrate auf Antrag der vereinigten Brandmeister, dass noch zwei Feuerspritzen angeschafft werden sollten, „ebenso wie die Spritze beim Kollegium der Admiralität hier in der Stadt“. Dies wurden die Spritzen 2 und 3. Knapp ein halbes Jahr später war die Bestellung fertig. Harlingen zahlte am 14. Mai 1730 für zwei Feuerspritzen an S. van der Heyden 1266 Gulden, wie eine Notiz im Rechnungsbuch der Stadt belegt. Ob diese drei die ersten Spritzen waren, ist nicht bekannt.
Das Archiv der Brandmeister aus den späteren Jahren ist eine reiche Quelle an Informationen – sowohl über die Brände, die Feuerspritzen, die reichlichen Mengen an Bier und Wein als auch über die Münzen. Die Spritzen wurden in der Amsterdamer Feuerspritzenfabrik von Pieter Almenum und seinen Söhnen Wijbrand und Arend hergestellt, denn zwischen März 1734 und Juni 1795 wurden mindestens fünfzehn Rechnungen für Wartung gefunden. Regelmäßig wurden Spritzen „nach Amsterdam geschickt“, wobei jeweils eine Ersatzspritze zurückkam. Außerdem gibt es Dutzende Rechnungen für Arbeiten lokaler Handwerker.
Die Anzahl der Spritzen nahm allmählich zu. 1734 ist von drei Spritzen die Rede. 1752 und 1760 gab es vier Brandmeister. Doch bereits 1759 waren sicher schon fünf Feuerspritzen vorhanden, wie die Nummern auf den Feuerspritzen-Marken zeigen. Am 30. Mai 1776 ist erneut von der Admiralitätsspritze die Rede:
„Dem Bootsmann Siets Scholtes, Brandmeister bei der Admiralitätsspritze, wurde auf sein Ersuchen ein Sitz im Kollegium der Brandmeister gestattet.“ Es scheint wahrscheinlich, dass es sich hierbei um Spritze 5 (oder vielleicht Spritze 1) handelte. Am 27. Februar 1771 wurden Brandleitern in der Stadt aufgestellt: „Brandleitern und Haken wurden angewiesen zu platzieren: Nr. 1 beim Stadttimmerhaus; Nr. 2 am Fischmarkt; Nr. 3 bei der Wagenmacherwerkstatt Lieuwe Douwes; Nr. 4 an der Grote Kerk; Nr. 5 im städtischen Armenhaus, genannt die Oude Baan.“
Arend Almenum erhielt am 23. Februar 1778 die Summe von 428 Gulden, 6 Stuiver für die Lieferung einer neuen Feuerspritze im Jahr 1777. Diese war bereits im November 1775 bestellt worden, als Ersatz für Spritze 2. 1781 wurden Marken für sechs Spritzen hergestellt. 1827 gab es wieder fünf Spritzen.“
Die ersten verwendeten Zeichen waren, vermutlich sehr einfache und auch sehr kleine, Zeichen aus Zinn. Von Ihnen sind keine Exemplare mehr bekannt. Am 11. Dezember heißt es in den Protokollen der Brandmeister:
„Zur besseren Regelung der Mannschaften erhält jeder ein Loodje aus Zinn mit einer Nummer. Jede Nummer ist einem bestimmten Platz und einer Tätigkeit zugewiesen.“
Und in Artikel 10 der Brandmeisterordnung steht über den Gebrauch:
„Dass die Brandmeister ihre Loodje von den zum Spritzen bestimmten Leuten verpflichtet sind, sowohl beim Proben der Spritzen als auch im Brandfall jedes Mal einzufordern und dieselben nicht eher zurückzugeben als im Zimmer der Brandmeister, um dann gemeinsam sehen zu können, wer an seinem Platz fehlt, unter einer Strafe von fünf und einem halben Stuiver.“
Beim obigen Stück handelt es sich um den
Typ 1:
Zehn Jahre nach den ersten Lootjes, am 29. Juni 1759, schrieben die Brandmeister:
„Gelb-kupferne Marken als Loodjes für das Spritzenvolk, auf der einen Seite das Stadtwappen mit der Nummer der Person, bei uns in der Rolle verzeichnet, auf der anderen Seite eine Druckpumpe mit der Nummer der Spritze. Wer sie verliert, zahlt 1 Gulden.“
Sie wurden am 2. August feierlich überreicht. „Ferner wurde mit dem Volk vereinbart, von der Witwe Jan Hendriks ein Fass Bier im Wert von zehn Gulden zu erhalten.“ Die Kosten für die 72 Exemplare betrugen 11 Stuiver pro Stück. Es waren jedoch sehr aufwendige, beidseitig hergestellte Marken. Der Betrag mag hoch erscheinen, aber er war immer noch niedriger als die 50 Gulden und 10 Stuiver, die die Witwe Overzee im Dezember desselben Jahres für geliefertes Bier in Rechnung stellte.
Von diesen Marken befinden sich heute noch 32 im Hannemahuis, plus eine, an der ein Schlüssel hängt. Auch das Fries Museum besitzt drei Exemplare, und vier Stück wurden in Auktionskatalogen gefunden; insgesamt also 40 Stück. Der Durchmesser beträgt etwa 45 mm und sie wiegen zwischen 23 und 29 Gramm. Die Rechnung darüber wurde im Rechnungsbuch von Harlingen gefunden. Es scheint eine recht geringe Anzahl: 72 Stück für fünf Spritzen. Eigentlich hätten es mindestens 100 sein müssen. Möglicherweise wurden später noch einige nachgemacht.
Auch die Verteilung der im Hannemahuis vorhandenen 33 Exemplare auf die Spritzen ist sehr ungleich: ein (Reserveexemplar?) ist leer, Spritze 1: 2 Stück (einschließlich des Exemplars am Schlüssel des Feuerspritzenhauses), Spritze 2: 9 Stück, Spritze 3: 7 Stück, Spritze 4: 11 Stück und Spritze 5: 3 Stück. Die anderen sieben sind von den Spritzen 2, 3 (2 Stück), 4 (2 Stück) und unleserlich (2 Stück).
Der Hersteller Hendrik Reins Brouwer (1704–1769) wurde am 30. März 1747 zum Meister-Goldschmied ernannt und war außerdem von 1751 bis 1769 Ratsherr. Aus dem Gebührenbuch geht hervor, dass er Tabletts, Leuchter, Tabaksköfchen, Tabaksdosen, Salzfässchen, Sahnekannen, Zucker- und Pfefferstreuer, Gabeln und Löffel herstellte; es sind noch immer Werke von ihm im Hannemahuis zu finden.
Im Museum befinden sich außerdem acht Marken, auf denen auch die Funktionsbezeichnung angegeben ist. Drei zeigen die Aufschrift trompethouder (= Schlauchführer, er bediente die Spritze) und zwei ondertrompethouder (Unter-Schlauchführer). Ebenfalls gibt es zwei mit der Aufschrift BRAND / MEESTER in einem Lorbeerkranz. Eine Marke zeigt die Abbildung einer Leiter mit „G“ und „H“ (Grote Kerk Harlingen?) an beiden Seiten. Dies könnte das Abzeichen der Person gewesen sein, die für das Heranschaffen dieser Leiter bei einem Brand verantwortlich war. Es ist auch möglich, dass sie aus späterer Zeit stammen.
Der Schlauchführer war in Harlingen eine bezahlte Funktion. 1756 wurde Abel Dirks für Spritze 2 dafür angestellt und erhielt 5 Gulden pro Jahr. Er war somit wahrscheinlich von der Abgabe und Rücknahme seiner Marke befreit und trug eine eigene, sichtbare Marke. Am 30. Juni 1781 wurde bei jeder Spritze ein zweiter (Unter-)Schlauchführer angestellt. Im Archiv befindet sich ein Zettel aus dem Jahr 1825 mit den Namen des Brandmeisters, zweier Schlauchführer und 20 Namen von Spritzenbedienern von Spritze 3. Diese Funktion existierte also mindestens bis dahin.
1781 wurden diese durch den Typ 2 abgelöst, die bis weit ins 19. Jahrhundert im Gebrauch waren.
Literatur
Feuerlöschzeichen Nürnberg
viewtopic.php?f=45&t=67264&p=585201&hil ... en#p585201
Feuerlöschzeichen Augsburg
viewtopic.php?f=45&t=66495&p=575015&hil ... en#p575015
Nijlusing, W. / Kussendrager, A.: Nijlusing, Wiebe / Kussendrager, Alex: De brandspuitpenningen van Harlingen, De Beeldenaar, mei/juni 2024,S. 148-152
https://www.loodjes.nl/Publicaties/Bran ... 2024-3.pdf
https://loodjes.nl/Brandspuitpenningen/ ... ingen.html