Maße und Toleranzen von Kaiserreich-Münzen

1871-1945/48
Antworten
gebe2000
Beiträge: 6
Registriert: Mo 29.05.06 17:37
Wohnort: Schwindegg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Maße und Toleranzen von Kaiserreich-Münzen

Beitrag von gebe2000 » Mo 29.05.06 17:44

Eine Bitte an die Experten hier: Kennt zufällig jemand eine Quelle, aus der man nicht nur die Normmaße der Münzen des Kaiserreichs erfahren kann, sondern auch die zulässigen Toleranzen?

mfr
Beiträge: 6393
Registriert: Fr 26.04.02 13:22
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

Beitrag von mfr » Mo 29.05.06 18:19

Hallo gebe2000,
die Normdaten kannst du ja in jedem Münzkatalog nachlesen. Die Toleranzen sind im Münzgesetz festgelegt.

"Reichsgesetz betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen vom 4. Dezember 1871" (RGBl. S. 404)
§. 7.
Das Verfahren bei Ausprägung der Reichsgoldmünzen wird vom Bundesrathe festgestellt und unterliegt der Beaufsichtigung von Seiten des Reichs. Dieses Verfahren soll die vollständige Genauigkeit der Münzen nach Gehalt und Gewicht sicherstellen. Soweit eine absolute Genauigkeit bei dem einzelnen Stücke nicht innegehalten werden kann, soll die Abweichung in Mehr oder Weniger im Gewicht nicht mehr als zwei und einhalb Tausendteile seines Gewichts, im Feingehalt nicht mehr als zwei Tausendteile betragen.
§. 9.
Reichsgoldmünzen, deren Gewicht um nicht mehr als fünf Tausendtheile hinter dem Normalgewicht (§. 4.) zurückbleibt (Passiergewicht), und welche nicht durch gewaltsame oder gesetzwidrige Beschädigung am Gewicht verringert sind, sollen bei allen Zahlungen als vollgewichtig gelten.

Reichsgoldmünzen, welche das vorgedachte Passiergewicht nicht erreichen und an Zahlungsstatt von den Reichs-, Staats- und Provinzial-; oder Kommunalkassen, sowie von Geld- und Kreditanstalten und Banken angenommen worden sind, dürfen von den gedachten Kassen und Anstalten nicht wieder ausgegeben werden.

Die Reichsgoldmünzen werden, wenn dieselben in Folge längerer Zirkulation und Abnutzung am Gewicht so viel eingebüßt haben, dass sie das Passiergewicht nicht mehr erreichen, für Rechnung des Reichs zum Einschmelzen eingezogen. Auch werden dergleichen abgenutzte Goldmünzen bei allen Kassen des Reichs und der Bundesstaaten stets voll zu demjenigen Werthe, zu welchem sie ausgegeben sind, angenommen werden.
"Münzgesetz vom 9. Juli 1873" (RGBl. S. 233)
Artikel 2
Außer den in dem Gesetze vom 4. Dezember 1871 bezeichneten Reichsgoldmünzen sollen ferner ausgeprägt werden Reichsgoldmünzen zu fünf Mark, von welchen aus einem Pfunde feinen Goldes 279 Stück ausgebracht werden. Die Bestimmungen der §§ 4, 5, 7, 8 und 9 jenes Gesetzes findet auf diese Münzen entsprechende Anwendung, jedoch mit der Maßgabe, daß bei denselben die Abweichung in Mehr oder Weniger im Gewicht (§ 7) vier Tausendtheile, und der Unterschied zwischen dem Normalgewicht und dem Passirgewicht (§ 9) acht Tausendtheile betragen darf.
§ 1
Bei Ausprägung der Silbermünzen wird das Pfund feinen Silbers in 20 Fünfmarkstücke, 50 Zweimarkstücke, 100 Einmarkstücke, 200 Fünfzigpfennigstücke und in 500 Zwanzigpfennigstücke ausgebracht.
Das Mischungsverhältniß beträgt 900 Theile Silber und 100 Theile Kupfer, so daß 90 Mark in Silbermünzen 1 Pfund wiegen.
Das Verfahren bei Ausprägung dieser Münzen wird vom Bundesrath festgestellt. Bei den einzelnen Stücken darf die Abweichung im Mehr oder Weniger im Feingehalt nicht mehr als drei Tausendtheile, im Gewicht, mit Ausnahme der Zwanzigpfennigstücke, nicht mehr als zehn Tausendtheile betragen. In der Masse aber müssen das Normalgewicht und der Normalgehalt bei allen Silbermünzen innegehalten werden.
Für die unedlen Kleinmünzen gab es keine strikten Vorgaben. Solange man sie als Geld erkennen konnte, blieben sie im Umlauf. Das sieht man auch an den heute oft grottenschlechten Erhaltungen.

gebe2000
Beiträge: 6
Registriert: Mo 29.05.06 17:37
Wohnort: Schwindegg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von gebe2000 » Mo 29.05.06 18:30

Herzlichen Dank!

Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Vorgaben auch bei den Silberlingen nicht so genau eingehalten wurden. Stuecke in s oder ss, von denen ich die Herkunft weiss und sicher bin, dass sie echt sind, fallen schon aus dem Rahmen.

BTW, ich hoffe, ich nerve nicht: Wie kann ich denn als "Normalsammler" den Silbergehalt bestimmen? Was brauche ich da an Ausruestung?

Benutzeravatar
wpmergel
Beiträge: 1538
Registriert: Mo 08.07.02 10:09
Wohnort: Bad Arolsen
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von wpmergel » Mo 29.05.06 20:16

gebe2000 hat geschrieben:Herzlichen Dank!

Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Vorgaben auch bei den Silberlingen nicht so genau eingehalten wurden. Stuecke in s oder ss, von denen ich die Herkunft weiss und sicher bin, dass sie echt sind, fallen schon aus dem Rahmen.

...
Bei s und ss wird es zu leicht untergewichtigen Stücken durch abrieb kommen.
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

www.Waldecker-Münzen.de
www.Waldecker-Münzfreun.de

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Di 30.05.06 00:06

gebe2000 hat geschrieben:Wie kann ich denn als "Normalsammler" den Silbergehalt bestimmen? Was brauche ich da an Ausruestung?
Als Normalsammler ist es Dir eigentlich nicht möglich den Silbergehalt einer Münze zu bestimmen.
Es gibt da so ein paar Wässerchen mit denen man den angenommenen Silbergehalt bestätigt bekommen kann (funktioniert genau so wie bei einer Goldprüfung), den wirklichen Silbergehalt kann man aber nur mit einer Kupellenprobe feststellen.
Die bereits im Mittelalter angewandte (Kupellen) Stichprobe bringt eindeutige Ergebnisse. Dazu muss ein kleiner Teil Material dem Silbergerät entnommen werden (mit einem Stichel wurde ein sogen. Tremolierstich - meist an einer verdeckten Stelle- gemacht - daher das Wort Stichprobe) und dieses Material nach genauester Wiegung in einer Knochenmehlkupelle gebrannt (geschmolzen). Das unedle Metall dringt in die Kupelle ein und zurück bleibt nur das edle Silber, das dann wieder genauestens gewogen wurde.
Wenn bei 1000 mg Einsatz dann 800 mg Silber übrig blieben war der Silberfeingehalt nach Adam Riese = 800 : 1000 =
Nein das ist höhere Mathematik, dass müß ihr selber rechnen.

mfr
Beiträge: 6393
Registriert: Fr 26.04.02 13:22
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

Beitrag von mfr » Di 30.05.06 12:54

Als Hausmittelchen könntest du es mit der Tauchwägung versuchen und damit die Dichte bestimmen. Wenn du die Dichte kennst, kannst du daraus wiederum Rückschlüsse auf den Silbergehalt ziehen. Irgendwo im WWW gibt es sicher Tabellen dafür.
100%ig sicher ist die Methode natürlich nicht, und sie erfordert sehr genaues arbeiten.

Am einfachsten und schnellsten wäre es vermutlich, das Stück einfach mal einem Goldschmied vorzulegen.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste