Münzkauf in Tunesien?

Europa (ohne Euros) und Afrika - ab etwa 1500.
vMadai
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Münzkauf in Tunesien?

Beitrag von vMadai » Mo 08.01.07 15:11

Hallo liebe Sammlerfreunde!

Im Sommer werde ich nach Tunesien reisen.
Wie ist es denn dort mit Münzen?
Kann man gute antike Stücke kaufen?
Oder gibt´s da nur Touristennepp wie in der Türkei?
Darf man eche antike Münzen auch ausführen?

Ich weiß zwar, dass die Ausfuhr von tunesischen Dinars verboten ist. Weiß aber jemand, wie streng das gehandhabt wird bei kleinen Mengen Umlaufmünzen für die Sammlung?

Für Eure Tipps dankt
vMadai

GeneralMF
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Beitrag von GeneralMF » Mo 08.01.07 15:29

Ich glaube es ist nicht nur die Ausfuhr von Dinar verboten, sondern auch ein EIN und Ausfuhr von Münzen. Was also auch antike Münzen usw. betrifft. Aber im richtigen Koffer sieht man da nichts.

payler
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Beitrag von payler » Mo 08.01.07 17:57

Lieber vMadai!

Ich denke die Tunesier haben den Touristennepp erfunden!
Mein Tip: "lass die Finger davon"!

saharafuchs
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Beitrag von saharafuchs » Mi 17.01.07 13:43

Hallo!
Ich war Oktober 2000 wegen Münzen in Tunesien. Und zwar in Hammamet.
mein Tip: Vergesse es, vergesse Tunesien ganz. Für mich NIEE WIEDER.

Unser 5 Sterne Hotel ( real viellicht 1-2 Sterne) lag mitten auf einen seltsamen Grundstück mit vielen Löchern und zerschlagenen Statuen und Tongefäßen. Direkt daneben eine große ehemalige Ausgrabungsstelle.
Dort lagen mindestens 8 Skelette so offen herum.( Fotos davon vorhanden!)

Aber keine Archäologen mehr vorhanden.

Dort Konnte man gegen 4 Dinar Eintritt das Gelände betreten und wurde von einem alten Araber durch die Gegend geführt.
Münzen lag dort für mich nicht sichtbar herum.
Lediglich ein Griff einer Öllampe landete in meiner Tasche.
Der Araber aber hat sich einmal gebückt und hatte einen Kleinfollis. Im Gespräch um Münzen holte er aus der Hinterstube eines nahegelegenen Gebäudes eine Handvoll Ringe, Schmucksteine und einfache verschmutzte Kleinfollis hervor.
Er wollte 10 Dinar pro Münze.
Das waren damals 18 DM und viel zu teuer.

Also fuhr ich am Freitag zum 10km entfernten Nabeul auf den Kamelmarkt, wo es überall eimerweise römische und Griechische Münzen gabe.

Und Strassenhändler mit Silberdenaren und Goldsolidi in der Hosentasche ( 100 Dinar der Solidus).Alles falsch, falsch falsch...

Zwar entdeckte ich in den Eimern und auf den Tischen einige echte , schlechterhaltene Stücke, jedoch wurde ich sofort abgewiesen und auf die Fälschungen gelenkt.

Einige falsche Sesterzen kosteten 45 Dinar! Am Stand daneben nur noch 15 Dinar.
Und als ich die Lupe herausnahm habe ich 3 Dinar pro Stück bezahlt.

Wenn man sich etwas mit Antikmünzen auskennt, ist man ein sehr ungesehener Kunde und wird dementsprechend behandelt.
Wehhe man sagt etwas von ....imitacion...
Ich bekam sogar Probleme, weil ich an einem anderen Stand eine Lupe benutzen wollte.
Fazit: es werden Freitags zigtausende von Münzen angeboten-leider keine Echten. falsch ...falsch...falsch...

Dann wurde ich noch Zeuge, wie solche Sesterzen künstlich patiniert werden mit Säure einer Autobatterie und Salzwasser. Ich mußte nötigst pinkeln!
Und ein Verkäufer führte mich hinter ein Haus , wo so eine Art Werkbank mit lauter Colaflaschen und Behältern stand. Das sah ganz nach Fälscherwerkstatt aus.

Nach diesem Erfolglosem Tag bekam ich Kontakt zu einem Obstbauern, der mir dann für einen Waserkocher in Tausch einen echten Sesterzen der Faustina gab. -
Ohne diesen Bauern wär unser Kleinkind damals wohl verdurstet und verhungert. Denn er hat uns Fruchtssäfte und Essbares herangeschafft, was es im Hotel leider nicht für reele Preise gab.
Münzen schmuggeln...
Wenn du in Tunesien bist, kannst du alles ruhig gut verstecken und es wird doch gefunden. Wir hatten oftmals das Gefühl, regelrecht ausspioniert worden zu sein. Mehrmals täglich kam so ein Hilfspolizist auf seinem Streifengang direkt an unser Terasssentür.

Penetrant nervig wollte er meistens deutsches Kleingeld 1 zu 1 gegen Dinare tauschen.

Und da wir Angst bekommen haben, machten wird das auch zuletzt.

Und vom Hotel gab es keine Hilfe. Ganz im Gegenteil.

Wir wurden einmal abends in einem Geschäft in Hammamet gewaltsam festgehalten,weil wir nichts kaufen wollten. Und nur ein anderes Ehepaar aus Deutschland hatte uns Unterstützung geben lönnen, damit wir rauskonnten.

Der Händler hatte mir 20 Dinare aus den Portemonnaie gewaltsam entrissen.-Alles, was ich dabei hatte.

Zuvor hat er allerhand Kleinkram an meinen Kinder verschenkt, mit dem Zusatz, daß alles ein Geschenk sei.

Als er meiner Frau eine angebliche Goldkette schenken wollte, klingelte mein Alarm und ich wollte das Geschäft verlassen.
Aber es war schon zu spät. Plötzlich wollte der Händler ein "Geschenk" von mir??? Und es gab Streit, weil ich nichts von dem ganzen Plunder haben wollte, den er einfach den Kindern zugesteckt hatte.

Reiseleitung, Hotel ( Lacher )und Polizei( Oberlacher) haben angeblich das Geschäft am nächsten Tag nicht wiedergefunden. Ein ganzes Haus verschwindet einfach...

Auch nett:
Im Hotel selbst wurden wir Tage später agressiv angemacht, weil ich eine im Hotelshop bestellte Goldkette nicht gekauft habe.

Man hatte mit die Goldpunze schlicht einfach verweigert. Angeblich ist in Tunesien Goldpunzierung nur nach 2 Wochen Wartezeit möglich ???
Schmuck muß erst nach Tunis geschickt werden??? Ich kaufe aber nicht ohne Grantie der Echtheit, also Widerruf!

...Und der Schlepper vom Hotel mußte wohl seine Provision für die Goldkette zurückzahlen. Er war sehr stinkig. Und wir mußten zwei Silberktten kaufen, damit er sich etwas beruhigt...

Spionage:

Dann haben wir mal 1 Schachtel Zigaretten in Medina von einem Bauchhändler gekauft. Die Zigaretten waren erstmal gefälscht und wegwerfbar.
Dann aber kam der Receptionsmann gegen Abend und ermahnte uns, nie wieder Zigaretten illegal auf der Strasse zu kaufen.

Also hatte man uns dort auch schon gesehen und herumgetratscht.

Schlechtes 5 Sterne Hotel:

Natürlich gab es auch Beschwerden bei TUI von mir, weil das Wasser dreckig braun war und Termiten und Ungeziefer im Appartment herumliefen, vermüllter Strand.--Weil einfach alles für 5058 DM Reisepreis absoluter Mist war.

Dafür gab es dann vorort einen 100 DM Gutschein von der TUI-Frau, den man aber ohnne eine neue Reise nicht einlösen konnte.
Aber nach 12 Tagen war endlich Schluß-Heimreise.

Endlich Abreise nach 12 Tagen Horror..

Und wenn schon etwas schief geht, dann wenigstens richtig: In Monastier auf dem Flughafen wurden wir plötzlich komplett mit Kindern in eine Kabine rangeholt. Grund: Devisenschmuggel!

Ich hatte tatsächlich am letzten Tag im Hotel nagelneue Dinarscheine und Münzen getauscht und an meine Kinder verteilt und in deren Taschen versteckt.
Ich wollte sie zuhause bei Ebay verkaufen.

Ich bekam vom Zöllner die Wahl: entweder Durchsuchung und Beschlagnahmung des Geldes( falls vorhanden) oder freiwillige Herausgabe und Umtausch..... Zwangsumtausch.

Man bekam dann nur 30 % vom Wert, machte bei mir rund 200 DM Verlust aus.

Wider Spionage??
Es muß uns jemand im Hotel durch die Balkontür zugesehen haben, der dann Informationen an den Zoll weitergegeben hat. Oder der Geldwechsler an der reception hat den Zoll angerufen.

Den Zettel der Anzeige des Zolles habe ich bis heute gut verwahrt, wiel es mir sonst niemand glaubt. Auch die ganzen Bilder der Ausgrabungen, des Kamelmarktes, der Dreck im Zimmer, alles..

Übrigens hatte ich in Nabeul 12 Fälschungen a 3-5 Dinare eingekauft, die den Zoll überhaupt nicht interessiert haben, obwohl ich alle 12 Münzen+ 1 echten Sesterz mit auf den Tisch gelegt habe!

Das ist ein Beweis für mich, daß die Behörden an den Touristenimitationen mitverdienen.
1 Tag später war ich endlich wieder entspannt zuhause da klingelt das Telefon gegen Abend.

Hotel... Hamamet...Ein riesen Geschrei und Beschimpfungen gegen mich!
Soetwas habe ich noch nicht erlebt.
Annahme:
Tui hatte sich wegen meiner Beschwerde an die Hotelleitung gewendet. natürlich nicht nur meinen Beschwerde sondern ein Dutzend andere von Miturlaubern.
Und die haben tatsächlich bei mir in Deutschland angerufen , um ihre Wut auszulassen.
Das war das einzige und letzte Mal Tunesien in meinem Leben.
Danach war ich schon mehrmals in Ägypten, habe echte Münzen bekommen und wurde freundlichst aufgenommen und behandelt.
5058 DM reiner Reisepreis weg für nichts , für Dreck und Ärger.
Nie wieder!

Chippi
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Beitrag von Chippi » Mi 17.01.07 13:52

Das nennt man dann wohl Abenteuerurlaub? Da mache ich lieber Städtereisen.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

vMadai
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Beitrag von vMadai » Mi 17.01.07 17:45

Ist ja der Horror! Du machst mir richtig Angst! Aber das selbe Hotel in Hammamet kann´s immerhin bei mir nicht sein, wir haben nur 3 1/2 Sterne gebucht.

Ich war mal für einen Tag in Ägypten - Landgang bei einre Kreuzfahrt, Alexandria-Gizeh und zurück. Wir fanden es dort so unangenehm, dass man dauernd versucht hat, uns zu bescheissen und auszunehmen. In Tunesien sei es viel schöner, hat man uns erzählt...

Danke für Deinen Bericht,
vMadai

saharafuchs
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Beitrag von saharafuchs » Mi 17.01.07 17:55

Das Hotel hieß "Paradies". man findet dazu 2 top positive Hotelbewertungen auf Deutsch im Internet , die scheinbar von einundderselben tunesischen Frau geschrieben sind. Und wenn man die ganzen englischsprachigen Bewertungen sieht, weiß man bescheid.
Hammamet ist bei den Engländern bekannt als Holiday Prison. Ich weiß nicht,was man dir erzählt hat, aber Hammamet ist ein Ort mitten im Nichts bestehend aus etwas Kiesel und Tonziegelstrand mit viel Gras drin und vielen vielen Baustellen. Allgemein gilt: wer in arabische Länder reist, muß sich auf einige Abstriche gefasst machen. 3 Sterne sind wie 1 Stern hierzulande. Es ist absolut kein Vergleich möglich zu Hotels z.B auf Mallorca. Am besten solltest du dich im Internet mal genauestens schlau machen über Tunesien, die Lage von Hammmet und über die zahlreichen Hotelkritiken. einfach über Google.de eingeben und suchen. Es gibt Schöneres fürs Geld.

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Beitrag von saharafuchs » Mi 17.01.07 17:58

Übrigens fährt man nach Ägypten in den Urlaub nicht nach Alexandria und Gizeh als Haupturlaubsziel. Sondern man fährt ans Rote Meer nach Hurgharda oder nach Sharm el Sheich .
Da, wo du warst, fährt man zu Tagesausflügen, um sich die Sehenswürdigkeiten anzusehen.( natürlich mit Eskorte und Führer)

Natürlich ist dort alles zusammengeballt. Jeder will ein paar cent von deinem Kuchen abhaben. Das ist eben der total verarmte Orient.
Nur in Ägypten gibt es eine funktionierende Touristenpolizei mit mehreren tausedn Streifenpolizisten in jedem Urlaubsort.

Aber in Tunesien wirst du auch angebettelt, sollst teuerste Teppiche, Lederwaren usw kaufen , Strassenhändler usw. Angebliche Gratistouren vom Hotel aus. Stundenlanges teetrinken und Gebrabbel über Teppichknüpfen. dann ab in den kleinen Verkaufsraum und Teppich kaufen.

Und als wir KEINEN Teppich für 25000 DM auf Raten gekauft haben( sondern, um freizukommen, einen kleinen Läufer für 50 DM, der dann hier in Deutschland für 4,50 DM erhältlich war, natürlich nichteinmal in Tunesien hergestellt., wurden wir nichteinmal mehr abgeholt und mußten ein Taxi nehmen.

Du brauchst dazu ein hartes Fell. Und beim allerersten Mal hat man nicht so ein hartes Fell. Und nur wegen ein paar falscher Münzen dort hinzufliegen, lohnt sich nicht.

Zuletzt noch eines: Ich bin ja im Oktober in Tunesien gewesen und das Wetter war total daneben. Wir hatten 14 bis 22 Grad.

In Ägypten hatte ich immer 25-40Grad.
Das Rote Meer in Ägypten ist herrlich. Warm und türkisblau. Billig einkaufen, gut essen, billige gute Hotels. Ich kann nicht mehr machen, als dir von Tunesien abzuraten, bzw von Hammamet. Ich kann dir gerne ein paar Bilder hier hereinsetzen, von diesem Dre....
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Beitrag von vMadai » Mi 17.01.07 18:43

Jezt habe ich gerade im Internet nach Bewertungen für unser Hotel gesucht und bin wieder etwas beruhigt. Es scheint doch bei weitem nicht so schlimm zu sein, wie das, was du erlebt hast.

Übrigens fliege ich auch nicht nach Tunesien mit Primärzweck Münzbeschaffung, sondern der Familienrat hat sich dafür entschieden, dort im August/September zu urlauben und dann denke ich natürlich auch gleich, ob man da vielleicht auch Münzen kriegt, aber das kann ich mir ja wohl abschminken.

Danke für deine Offenheit!
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Beitrag von saharafuchs » Mi 17.01.07 18:47

Die Landschaft von Hammamet:
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Beitrag von saharafuchs » Mi 17.01.07 18:53

Nochmal der Hauptstrand und die Landschaft. Wüßte ich nicht genau, daß es Tunesien ist... könnte es auch an der Nordsee sein..
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Beitrag von saharafuchs » Mi 17.01.07 18:59

Und hier war mal Karthago. leider haben die Einwohner schon fast alles weggeschleppt, sprich Steine und Säulen..
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Beitrag von saharafuchs » Mi 17.01.07 19:06

und zu guter letzt, da es ja nur ein Zentrum für den Tourismus ist, und man überhaupt nichts von Denkmalschutz und Kultur hält, muß man sich nicht wundern, gelegentlich neben normalen Müll auch Knochen und andere Überreste von Menschen zu finden. Ich hätte Skelette sammeln oder antike Säulen vor meiner Terasse mitnehmen können.. Schade... Aufgraben, plündern, liegenlassen...So geht das ab..
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Beitrag von Münz-Goofy » Mi 17.01.07 19:13

Hallo Nordafrika-Reisende,

zum Thema Beschiß in den Mittelmeer-Anrainerstaaten kann ich auch eine lustige Episode beitragen, auch wenn wir jetzt langsam vom Münzsammeln wegdriften und Gefahr laufen, daß der Administrator den Thread schließt. Das Ganze hat sich auch schon vor ein paar Jahren abgespielt. Ich kam aus Eritrea und hatte am Flughafen von Kairo 8 Std. Aufenthalt, bevor der Weiterflug nach Deutschland anstand. Weil ich nicht die ganze Zeit im Transitbereich des Flughafens rumhängen wollte, habe ich mir ein Visum für Ägypten gekauft, um ein paar Stunden in der Stadt zu verbringen. Der erste Mensch, den ich nach Verlassen den Flughafen-Gebäudes traf, war der Fahrer des Linienbusses in die Innenstadt, der auf meine Frage nach dem Fahrpreis auffällig lange an seinem Fahrscheinblock herumnestelte, möglichst verdeckt für mich, um mir dann den im Scan zu sehenden Fahrschein mit der Forderung von 10 ägyptischen Pounds zu überreichen. Wie man allerdings sieht, steht deutlich eine arabische 2 auf der rechten Seite oben, die linke obere Seite, wo eine 2 in unserer Schreibweise stand, hatte er kunstvoll abgerissen. Wie konnte er auch wissen, daß er es mit einem Sammler von Weltmünzen zu tun hatte, der durchaus die arabischen Ziffern lesen kann. Auf einen Hinweis meinerseits mußte er sich dann mit saurer Miene mit 2 Pound begnügen.

Andere Länder, andere Sitten. Ich weiß auch nicht, welchen Eindruck wir zu Hause auf reisende Ägypter und Tunesier machen. Wahrscheinlich haben wir auch unsere Macken.

Viel Grüße an alle

MG
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 17.01.07 19:36

Das was Touristen als lästige Unsitte empfinden, hat freilich einen tieferen Grund. Auch bei uns war früher einmal die Idee des gerechten Preises diskutiert worden, des sog. pretium iustum. Das wurde inzwischen von der Preisbildung durch Angebot und Nachfrage abgelöst. Jedenfalls war die Vorstellung früher nicht ungewöhnlich, daß der Preis nicht von irgendeinem Wert der Sache allein abhängt, sondern auch von der Finanzkraft des Käufers. Um im Orient erfolgreich einzukaufen, braucht man mehr Zeit, als der Tourist gemeinhin hat. Es gelingt erst, wenn man eine gewisse persönliche Beziehung mit dem Händler aufbaut, was in sehr touristischen Gebieten natürlich schwieriger ist als etwas abseits. Grüße, KarlAntonMartini
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