Britisches Not- bzw. Falschgeld

[klaupo]

Hallo mal wieder,

das abgebildete Stück ist so schön falsch, daß es schon fast wieder echt sein könnte!

Die Münze stammt aus einem Konvolut, dessen (echte) Startmünze von 1631 und dessen Schlußmünze von 1924 stammt, das ganze in einer alten Blechschachtel. Es waren tolle echte Stücke darunter. Diese hier muß also schon etwas länger im Verkehr gewesen sein.

Das Gewicht kommt mit 26,22 g einem - übrigens ziemlich unerschwinglichen - Original recht nahe, und es sieht beinahe so aus, als sei sie tatsächlich umgelaufen, bis die Oberfläche abgegriffen war und der Schwindel auffiel.

Was mich aber eigentlich interessiert: Vor welchem Hintergrund kam es zu den originalen Ausgaben dieses Typs?

Gruß klaupo

[Fridericus]

Der spanische Säulendollar war eine der häufigsten Silbermünzen des 18. Jahrhunderts. Gleichzeitig herrschte um 1800 in Großbritannien ein Mangel an Münzgeld, der zum einen durch die Ausgabe von privaten Notmünzen in Silber und Kupfer (sog. Tokens), und zum anderen durch die Gegenstempelung von Säulendollars (die dadurch zu Crowns wurden) behoben werden sollte. Der Gegenstempel zeigt den Kopf des damaligen britischen Königs Georg III.

[Fridericus]

Kurios übrigens: Der Säulendollar wurde so oft von anderen Staaten gegengestempelt (z.B. sehr viel in Asien), dass heute gut erhaltene ungestempelte Stücke gar nicht so häufig sind!

[KarlAntonMartini]

Jetzt kann ich nur hoffen, daß klaupo nicht kurzfristig eines unnatürlichen Todes stirbt, denn da wäre ich gleich verdächtig... Das Stück dürfte zeitgenössisch sein, denn die gegengestempelten Münzen waren nur ein paar Jahre im Umlauf. Sie galten in England 4 Shilling 9 Pence, davon der spöttische Spruch: " Two kings heads not worth a Crown." Ab 1804 wurden die Dollars dann vollständig überprägt und zum Wert von 5 Shilling in Umlauf gegeben. Grüße, KarlAntonMartini

[klaupo]

Im KM 18. Jahrhundert habe ich noch eine interessante Anmerkung zu diesen Ausgaben gefunden:

... The puncheons used for countermarking foreign coins for this series were available for many years afterward, especially the oval die and apparently a number of foreign coins other than Spanish or Spanish Colonial 8 Reales were countermarked for collectors.

Damit könnte bei dem vorgestellten Stück der kuriose Fall eingetreten sein, daß eine falsche Münze mit einem echten Stempel gegengestempelt wurde.

... und das, @KAM, sollte den Magister Tinnius, der anscheinend in manchem Sammler sein Unwesen treibt, ein wenig bremsen.

Gruß klaupo

[KarlAntonMartini]

Das macht das Stück aber eher noch interessanter: also eine zeitgenössische Fälschung die dann mit einem zunächst echten, aber zum Zeitpunkt der Stempelung nicht mehr offiziell benutzten Gegenstempel versehen wurde. - Leider gibt es noch keine Monografie über die Birminghamer Falschmünzerei, das wäre ein spannendes Buch. Grüße, KarlAntonMartini