venezianische Oselle in Silber von 1727

Europa (ohne Euros) und Afrika - ab etwa 1500.
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ganimed1976
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venezianische Oselle in Silber von 1727

Beitrag von ganimed1976 » Mo 14.12.09 20:31

Hallo,

Ich habe vor einigen Tagen bei einem bekannten Internet-Auktionshaus eine mir bis dato unbekannte Silbermünze ersteigert. Der Verkäufer wusste allen Anscheins nach ebenfalls nicht um was es sich dabei handelte und hatte sie daher ziemlich allgemein als "Alte Silbermünze" eigestellt.

Hatte so eine Münze zwar schon mal gesehen (das Motiv der VS kam mir bekannt vor), jedoch wusste ich zuerst auch nicht so recht, um was genau es sich dabei handelt. Ich habe dann in mehrstündiger Internet-Recherche herausbekommen, dass es sich dabei um eine sogenannte "Oselle" oder auch "Osella" handelt, eine venezianische Silbermünze, (es gab auch Osellen in Gold) welche traditionell an adlige verschenkt bzw. abgegeben wurde und auch als offizielles Zahlungsmittel im venezianischen Raum des späten Mittelalters galt. Dieses Stück stammt aus dem Jahr 1727 mit ca. 37mm Durchmesser.

Es Handelt sich dabei um exakt diese Münze: Coinarchives Oselle und hier: icollector Oselle

Hier steht dass sie 2800 bzw. 3400 Euro wert sein soll. Ich halte das allerdings für einen absoluten Fantasiepreis. Was wäre ein realistischer Preis für so eine Silber-Oselle? Wie werden sie sonst gehandelt?


Gibt es auch Fälschungen? Habe dieses spezielle Exemplar bei forgerynetwork jedenfalls nicht finden können.

Hat jemand Ahnung von dieser Art Münzgattung?


Gruß,

Oli

PS: Ich habe übrigens inclusive Porto 36,50 Euro dafür bezahlt.

(hier mal zwei Bilder meiner Münze)
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Beitrag von Zwerg » Mo 14.12.09 21:03

Die untere Osella hat 5.500 Euro + Aufgeld erzielt, eine schöne Münze von 1727.

Du hast 36,50 Euro für Schrott versenkt - ich bin dann mal so brutal.

Grüße
Zwerg
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Beitrag von ganimed1976 » Mo 14.12.09 21:07

Also ist es deiner Meinung nach ein Plagiat, sprich: eine Fälschung?

Kannst Du deine Meinung begründen?

Sie besteht auf alle Fälle aus echtem Silber.....habe das bereits getestet. In diesem Punkt gibt es da schonmal keinen Zweifel.

Noch dazu nehme ich dem Verkäufer durchaus ab dass er bzw. SIE nicht wusste was sie da eigentlich versteigert. Die ganzen Sachen in ihren Auktionen stammen aus einer Erbschaft und aus der daraus resultierenden Wohnungsauflösung.

Wenn es eine Fälschung ist, dann ist es eine wirklich gut gemachte. Habe wie gesagt zu dieser speziellen Oselle bisher noch keine Fälschung im Internet ausfindig machen können.

Das muss nicht heißen dass sie echt ist, allerdings muss der niedrige Kaufpreis auch nicht unbedingt darauf hindeuten dass es Schrott ist. Auf besagter Auktion waren bis zum Auktionsende gerade mal 75 Aufrufe verzeichnet worden. Also durchaus denkbar dass hier niemand wusste um was es sich bei der "Alten Münze" in Wirklichkeit handelte. Ich habe es auch nur mehr oder weniger durch Zufall herausfinden können, nach ca. 2 stündiger Suche im Netz.
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Beitrag von Zwerg » Mo 14.12.09 21:53

Das ist keine gutgemachte Fälschung sondern numismatisches "Kindergartengekrakel", leicht erkennbar, wenn man nur ein ganz wenig von Numismatik und Kunstgeschichte versteht. Vergleiche bitte beide Münzen einmal in stilistischer Hinsicht.

Solche Machwerke finden meist nicht den Weg in Fälschungsdatenbanken, da sie einfach zu primitiv sind.

Da Du mir wohl nicht glaubst, wende Dich bitte an einen vereidigten Sachverständigen und laß Dir ein kostenpflichtiges Gutachten erstellen. Kostet noch einmal Geld bei gleichem Ergebnis. Adressen gibt es bei jeder IHK.

Grüße
Zwerg
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Beitrag von ganimed1976 » Mo 14.12.09 21:58

Du gehst jetzt von den schlechten Bildern weiter oben aus.....die Münze sieht aber in Natura völlig anders aus. Werde bei gelegenheit nochmal vernünftige Fotos machen.....hatte jetzt nur diese aus der Auktion zur verfügung.
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Beitrag von Zwerg » Mo 14.12.09 22:05

NEIN!
Ich gehe nicht von Bildern aus sondern von Stil - und Du verstehst - mit Verlaub - weder etwas von Numismatik noch von Kunst.

Die Griechen nannten dies "Barbaren"
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Beitrag von ganimed1976 » Mo 14.12.09 22:10

Tut mir leid...Du hast recht. Habe mir die Münze nun noch einmal genauer betrachtet und es scheint tatsächlich so als hätte die mir hier vorliegende Münze, mit dem abgebildeten Original, nur entfernt etwas gemeinsam.

Danke Dir für deinen Hinweis und den Fingerzeig und bitte entschuldige meine Unzulänglichkeit auf dem Gebiet der Numismatik.

Gruß,

Oli
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Beitrag von Zwerg » Mo 14.12.09 22:20

Man lernt in diesem Metier nur durch intensives Betrachten und Vergleichen - das schult das Auge.

Und bei weiteren Problemen - frage einfach im Forum nach - meistens wird Dir geholfen.

Beste Grüße
Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Mo 14.12.09 22:41

Und zum Abend für den Augenmenschen eine Osella in Gold - auch von 1727. Da hat sich der Stempelschneider noch ein wenig mehr Mühe gegeben - war dem Käufer 22.000 Euro wert.

Grüße
Zwerg
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osella_gold.jpg
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Beitrag von ganimed1976 » Mo 14.12.09 22:58

Ja die Gold-Oselle hatte ich ebenfalls in einer abgelaufenen ebay-Auktion gesehen. Eine italienische Auktion von ebay-italy. Dort sollte dieses Exemplar 6000 Euro kosten. Allerdings schien es ebenfalls nicht authentisch zu sein, denn der Verkäufer hatte es zu diesem Kurs nicht an den Mann bringen können.

Ich werde trotz allem in den nächsten Tagen mal ein oder zwei etwas bessere Makro-Aufnahmen von dem Ding machen.

Vielleicht hilft es ja anderen dabei ein Plagiat von einem Original besser unterscheiden zu lernen.

Hier noch das Bild und der Link der Gold-Oselle aus der ebayauktion.

Ebay Auktion
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Beitrag von Numis-Student » Di 15.12.09 08:55

ganimed1976 hat geschrieben:
Sie besteht auf alle Fälle aus echtem Silber.....habe das bereits getestet. In diesem Punkt gibt es da schonmal keinen Zweifel.
Hallo Ganimed,
eine Analyse des Metalls kann nur in gewisser Weise etwas zur Unterscheidung echt-falsch beitragen.
Ich nehme an, du hast nicht richtig analysiert, sondern nur einen einfachen Schnelltest gemacht ?
Einfache Rechnung: ein Gramm Silber kostet ca. 30 Cent, die Münze schätze ich mal grob auf 10 bis 20 Gramm. Das wären 3 bis 6 Euro für das Material. Dann für die Fälschungsarbeit 1 Euro, habe ich 7 Euro Kosten bei 35 Euro Einnahmen. Warum sollte ich bei einer so schönen Gewinnspanne noch weiter sparen und mich durch falsches Material verraten ? ;-)
Bei einer genauen Analyse des Metalls auf Legierungsbestandteile kann es mehr bringen, aber wenn ein Fälscher 10 abgegriffene Umlaufmünzen aus Venedig als Rohmaterial nutzt, stimmt auch die Legierung in etwa...
Aber bei solchen Sachen, da stimme ich Zwerg zu, reicht es, einmal die Bilder nebeneinander zu legen, der Stil stimmt überhaupt nicht.
Schöne Grüße,
MR

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Beitrag von Zwerg » Di 15.12.09 09:11

Meines Erachtens stammen beide ebay-Münzen (Deine silberne und die goldene) aus dem gleichen Stempel.

Grüße
Zwerg
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Beitrag von brutuss » Di 22.12.09 13:45

Die Goldosellas auf ebay sind zweifelsfrei echt gewesen, aber repariert.der verk. ist ein bekannter ital. händler.

mfg
suche münzen italien,venedig+ital. kleinstaaten vor 1800

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