Seltsamer britischer Half Penny 1774

Europa (ohne Euros) und Afrika - ab etwa 1500.
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Canadian Coins
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Seltsamer britischer Half Penny 1774

Beitrag von Canadian Coins » Sa 17.01.04 11:15

Hallo zusammen,

ich habe jetzt hier einen britischen Half Penny Jahrgang 1774.

Die Münze kann geöffnet werden - innen findet man dann 3 runde Vertiefungen.
Hat hier jemand schon ein solches Exemplar zu Gesicht bekommen und weiß vielleicht jemand zu welchem Zweck dies gemacht wurde ?
Und was bedeuten die 3 Vertiefungen unter dem Portrait von George III ?


Bilder sagen mehr aus tausend Worte :

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Schöne Grüße.
CC

mfr
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Beitrag von mfr » Sa 17.01.04 11:58

Hallo,
die runden Vertiefungen könnten zum Schmuggeln von Informationen genutzt worden sein.

Siehe auch www.muenzen-lexikon.de
Schraubmedaille, Schraubtaler


Halbierte, ausgedrehte und mit einem Schraubgewinde versehene Taler, die in ihrem Hohlraum Bilder aufnehmen können. Schraubtaler wurden zwischen dem ausgehenden 16. und dem 19. Jh. vorwiegend in Süddeutschland (vor allem in Augsburg) gefertigt. Sie wurden auf zwei verschiedene Arten aus einem oder aus zwei Talern hergestellt. Bei der frühesten Machart wurden aus zwei Talern die Rückseiten und der Großteil des Münzmaterials herausgedreht, ohne den Rand zu verletzen. Es entstanden zwei flache Schalen mit Münzrändern, an deren Innen- bzw. Außenseite Gewinde eingeschnitten wurden, so dass die beiden ausgedrehten Taler miteinander verschraubt werden konnten. Die Innenseiten wurden oft mit Miniaturmalereien versehen, meist mit Porträts, gelegentlich auch mit eingelegten einzelnen Bildern. Bei der anderen Machart zersägte man einen Taler in Vorder- und Rückseite und lötete zwischen beide Seiten ein verschraubbares Zwischenstück. Die Schraubtaler waren im 17. und 18. Jh. so beliebt, dass man schließlich darauf verfiel, die Stücke speziell als Schraubmedaillen herzustellen, ohne bereits vorhandene Talermünzen oder Medaillen zu bearbeiten. Diese Typen enthalten oft ganze Serien von Bildern, meist auf Papier, manchmal auch auf Marienglas gemalt, auch Gravuren und geschriebene Texte kommen vor; selten sind feine, in Öl gemalte Miniaturbildnisse. Bedeutendster Hersteller der Schraubtaler war im 18. Jh. der Augsburger Silbertreiber Abraham Remshart. Im 19. Jh. wurden manchmal Bilder fototechnisch auf die polierten Innenseiten der Schraubtaler oder -medaillen geätzt. Es handelt sich oftmals um Bildergeschichten, die sich inhaltlich auf private, modische, religiöse oder politische Themen beziehen. In Kriegszeiten sollen die Münzkapseln auch zum Transport von Geheimbotschaften gedient haben. Schöne alte Schraubtaler und -medaillen sind heute als Kuriosa beliebte Sammelobjekte und erzielen beachtliche Preise.

klaupo
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Beitrag von klaupo » Sa 17.01.04 19:42

Hallo CC,

bei allem Respekt vor dem hübschen und interessanten Teil, ich halte es - bis man mich eines besseren belehrt! - für die Spielerei eines Privatmanns, der es für einen Taschenspielertrick gebaut hat. Zumindest das 19. Jahrhundert ist reich an solchen Kuriositäten, die man aus Münzen gefertigt hat. Vielleicht erinnerst du dich an das 5 Pesetenstück, das zu einem Taschenmesser umgearbeitet wurde? Dem @payler hab ich mal ein 2 Heller Stück geschickt, in dessen Rückseite ein 1 Heller Stück eingelassen war, und in einem anderen Forum hab ich eine 4 Kreuzer Steckmünze von 1860 gesehen, die sich zwar auseinanderziehen aber nicht trennen ließ. Für einen Schraubtaler oder eine Schraubmedaille halte ich das Teil nicht, dafür ist es eigentlich zu klein.

Auf die Lösung dieses Rätsels bin ich gespannt! :D

Gruß klaupo

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Canadian Coins
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Beitrag von Canadian Coins » Sa 17.01.04 21:35

Hallo Münzenfreund und klaupo,

Danke für Eure Beiträge - auch wenn ich ebenso noch keine Lösung sehe. :wink:

Den Schraubtaler als solchen würde ich hier eher nicht in Betracht ziehen.
Dem Namen nach müßte es sich dabei dann auch um einen Taler handeln, oder. Dem Text des Münzen-Lexikon ist nicht zu entnehmen, dass auch andere Münzen hierzu verwendet wurden - nur Taaler und eigens angefertigte Medaillen.
Es steht zweifelsfrei fest, dass es sich ursprünglich um einen britischen Half Penny gehandelt hat. Ein Gewinde ist übrigens nicht zu sehen - also definitiv nicht zu schrauben - die beiden Schalen werden gesteckt und sind noch recht passgenau.

Ich kann mir weder richtig vorstellen, dass die 3 Vertiefungen gefertigt wurden um Miniaturmalereien o.ä aufzunehmen, noch passen wohl ausreichend Informationen hinein um dem Transport von Geheimbotschaften dienlich zu sein und noch viel weniger Schmugglerware.
Da erscheint mir @ klaupos Vermutung noch am wahrscheinlichsten - eine Anfertigung für einen Privatmann - allerdings wüßte ich momentan nicht, wie man mit diesem Teil z.B. vor Publikum etwas fort- oder hervorzaubert.

Nun bin ich ebenso gespannt wie klaupo, ob noch eine Antwort kommt :wink:

Schöne Grüße.

mfr
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Beitrag von mfr » So 18.01.04 19:55

Hallo,
Canadian Coins hat geschrieben:Den Schraubtaler als solchen würde ich hier eher nicht in Betracht ziehen.
Dem Namen nach müßte es sich dabei dann auch um einen Taler handeln, oder. Dem Text des Münzen-Lexikon ist nicht zu entnehmen, dass auch andere Münzen hierzu verwendet wurden - nur Taaler und eigens angefertigte Medaillen.
Es gab natürlich auch andere Nominalien, schau mal hier:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 2216295957

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Beitrag von Canadian Coins » Mo 19.01.04 10:06

@Münzenfreund :

OK, aber sollte man den "Taler" also nicht wörtlich nehmen - bleibt noch das "Schrauben" :wink:
Weder Schraub, noch Taler - also kein Schraubtaler :mrgreen:

Kenne mich auf diesem Gebiet allerdings überhaupt nicht aus.
Man möge mir also nachsehen, wenn ich hier Unsinniges vermute.
Nach dem Text hat es den Anschein, dass der Begriff sich hauptsächlich auf deutsche Münzen/Medaillen bezieht - wobei halt auch andere deutsche Umlaufmünzen, wie jetzt hier das 2 Kreuzer-Stück, auf diese Weise verändert wurden.

Ich habe dieses Stück ( wie sollte es anders sein ) bei eBay erworben und jetzt festgestellt, dass mein Verkäufer es ebenfalls bei eBay erworben hat. Es kommt aus Großbritannien. Mein Verkäufer hat soweit kaum Angaben dazu gemacht - der erste Anbieter jedoch hat eine spannende Story angegeben - nämlich diese hier :
THIS LARGE PENNY SIZED COIN IS DATED 1774 AND HAS THE HEAD OF GEORGE 111 ON ONE SIDE AND BRITANNIA ON THE OTHER SIDE.BUT!!!!!! IT OPENS UP TO REVEAL A SECRET COMPARTMENT THAT COULD HAVE BEEN FOR PILLS OR SOME OTHER SMALL ITEM.AS YOU CAN SEE BY THE PICTURES IT HAS 3 SMALL CIRCLES GROUND INSIDE THE COIN THAT COULD EASILY HIDE A PILL OF SOME SORT.THE COIN IS JUST LIKE ANY OTHER COIN WHEN PUT TOGETHER AND I FOUND THAT THERE WAS A SECRET TO IT BY CHANCE WHEN I WAS WASHING IT WITH SOME SOAPY WATER TO GET THE DIRT OFF.WHEN FIRST OPENED THERE WAS SOME GOLD POWDER INSIDE.THIS CAME FROM AN AREA THAT HAS PRODUCED MANY MILITARY ITEMS AND TOKENS IN THE PAST
Was soll man dazu sagen ? Hört sich nach Bodenfund an, wenn er das Stück von Schmutz reinigen mußte. Und beim waschen hat er zufällig entdeckt, dass die Münze zu öffnen ist und findet etwas Goldstaub - na, und den hat der sich gleich unter den Nagel gerissen :wink:
Vielleicht sollte ich ihn mal anschreiben und fragen, was er für eine Gegend er meint, in welcher viele militärische Artikel und Token produziert wurden.

Möglicherweise finde ich dieses Exemplar aber auch viel interessanter ohne die wahre Geschichte zu kennen :wink:

Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 20.01.04 12:39

ein Rätsel um diese Münze ist jedenfalls gelöst: jetzt weiß ich, wer mich überboten hat :-((.
Ob die Geschichte des ersten Anbieters stimmt, läßt sich nicht beurteilen. Tatsache ist, daß ähnlich bearbeitete Münzen aus dem britischen Raum immer wieder mal auftauchen, auch in anderer Form hat sich die Bastlerleidenschaft ausgetobt, ich habe zB eine Teekanne, die aus Penny und Farthing zusammengelötet wurde.
Was mich interessieren würde: Passen in die Vertiefungen Münzen hinein, zB Maundy 1d-Stücke?
Die drei Löcher auf der Porträtseite (gebohrt oder punziert?): vielleicht eine Kennzeichnung, damit die Münze vom Inhaber nicht aus Versehen ausgegeben wurde?
Interessantes Stück jedenfalls!
Grüße, KAM

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Beitrag von Canadian Coins » Mi 21.01.04 11:35

Hallo KAM,

mir ist gar nicht aufgefallen, dass Du in der Bieterliste erschienen bist. :oops:

Es ist schon richtig, die Angaben sind nicht nachprüfbar. Ich habe jetzt bei genauerem Hinsehen mit 30-facher Vergrößerung Reste einer Tannennadel o. ä. entdeckt - die lösten sich bei Berührung allerdings auf.

Die 3 Löcher auf der Portraitseite sind punziert - dass dies für den Besitzer eine Kennzeichung war, halte ich auch für eine logische Schlussfolgerung.
Die Portraitseite ist der Deckel und die Punzierung wurde wohl nach der Fertigstellung angebracht.
Innen im Deckel finden sich 3 gering erhabene Dellen ( im letzten Bild rechts unten etwas zu erkennen ).

Leider habe ich kein Maundy 1d-Stück zur Hand und z.Zt auch keine Schieblehre - grob gemessen beträgt der Durchmesser 11,5 mm.

Nun freue ich mich schon auf die nächste Münze mit einem solchen Merkmal - diesmal eine französische Prägung mit Klappdeckel.
Wenn sie eingetroffen ist, werde ich sie hier mal vorstellen.

Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 21.01.04 14:43

@cc: ich sehe das sportlich, keine Sorge! Ich seh mir auch nicht jedesmal die ganze Bieterliste durch, obwohl ich mit ein paar Leuten schon "Nichtangriffspakte" geschlossen habe. Mich interessieren die weiteren Erkenntnisse jedenfalls, ich werde mal nachmessen, welche Münzen als Einlage in Frage kämen. Vielleicht war die Spezialanfertigung auch als kurioses Geschenk gedacht, oder eine Art Gesellenstück eines Metallarbeiters...
Grüße, KAM

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Beitrag von klaupo » Mi 21.01.04 15:11

Ich habe mal die Abbildung vom Maundy Penny im KM nachgemessen. Er könnte von der Größe (11,5 mm) her passen, und der "Penny im Penny" wäre doch wirklich ein originelles Geschenk gewesen! :D

Wenn's stimmt, bliebe eigentlich nur noch - ihn wieder zu füllen! :wink:

Gruß klaupo

P.S. Vielleicht ist noch ein kleiner Abstecher ins Nichtmünzliche erlaubt? Auf die Menschen des 18. Jahrhunderts übte mechanisches Spielzeug eine ungeheure Faszination aus. Durch eine meiner Medaillen bin ich auf diesen Herrn gestoßen - viel Spaß! :D

http://www.swarthmore.edu/Humanities/ps ... anson.html

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Beitrag von Canadian Coins » Do 22.01.04 14:09

Hallo KAM,

fein, dass Du das so siehst :D. Bisher sind wir uns ja relativ selten in die Quere gekommen. Die britischen Token ziehen mich zwar immer mehr in Ihren Bann - allerdings bin ich zur Zeit intensiv mit den spanischen, französischen und britischen Kolonialmünzen (bzw. allgemein Prägungen, die damals im heutigen Kanada umliefen) beschäftigt.

Sollte ich Dich also beim nächsten Male in der Bieterliste entdecken, werde ich Dir gerne den Vortritt lassen.

@ klaupo :

wenn sie passen, werde ich ihn sicher wieder füllen.
Dann werde ich dazu mal nach Maundy-Pennys die Augen offen halten.
Vielleicht habe ich ja in Dortmund Glück :D


Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von Canadian Coins » Mo 26.01.04 22:23

Hallo,

hier wie versprochen ein weiteres kurioses Exemplar.

Diesmal aus Frankreich 10 Centimes 1855 und mit festem Deckel/Scharnier

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Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von klaupo » Mo 26.01.04 23:01

@CC

... ist doch schön, was man mit Münzen alles anstellen kann! :D

Du kennst das Teil ja schon persönlich, aber es paßt so schön hierher ...

[ externes Bild ]

Für den ambitionierten, praktisch denkenden Sammler: Messer, Feile, Schere all in one ... ob das noch zu toppen ist :?: :wink:

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Beitrag von Canadian Coins » Di 27.01.04 08:04

@klaupo:

Stimmt. :D und Deine kuriose "Messermünze" ist hier wirklich gut aufgehoben.

Es ist erstaunlich, was da in vergangenen Zeiten alles aus Münzen hergestellt wurde.

Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von wpmergel » Di 27.01.04 08:27

Canadian Coins hat geschrieben:... Es ist erstaunlich, was da in vergangenen Zeiten alles aus Münzen hergestellt wurde.

Schöne Grüße.
CC
... und es ist ebenso erstaunlich, was heutzutage alles für Geld ge- und verkauft wird.
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

www.Waldecker-Münzen.de
www.Waldecker-Münzfreun.de

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