Reinigung Silbermünze 1658

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ahasus
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Reinigung Silbermünze 1658

Beitrag von ahasus » So 28.12.08 22:51

Hallo,

ich wäre sehr dankbar über ein paar Tipps zur Reinigung dieser Münze (siehe Anhang). Anscheinend handelt es sich um eine Silbermünze.

Meint ihr, dass die versilbert ist oder aus 'reinem' Silber hergestellt wurde? Diese Münze auf muenzauktion.com sieht sehr ähnlich aus: http://www.muenzauktion.com/saenn/item. ... e&lines=50

Da stünde: 1,4 g Silber ...

Wie reinigt man diese Münze angemessen? Meine Schwester hat mir etwas von Zahnpasta erzählt, wo ich doch ein bißchen skeptisch bin. Außerdem sind da ein paar kleine grüne Stellen auf der Münze, was für mich als Nicht-Fachmann wie Oxidation aussieht.

Für ein paar Tipps wäre ich dankbar, damit das Ding sich nicht auflöst und für die Nachwelt erhalten bleibt :)

Ahasus
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ahasus
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Beitrag von ahasus » Mo 29.12.08 18:00

Hmmm ... die Behandlung ist wohl vom Material der Münze abhängig. Vielleicht findet sich ja hier noch jemand, der mir weiterhelfen kann? Was vermutet ihr? Soll ich einfach das Risiko eingehen und auf eine Silberbehandlung abzielen? Ich werde dann auf jeden Fall das Endergebnis hier als Foto posten.

Mittlerweile hab ich im Internet einige Behandlungsmethoden von Silber ausfindig gemacht. Die spannendste ist sicher jene:


1. Silberreinigen mit Alufolie und heißem Salzwasser

Hier genau beschrieben: http://www3.ndr.de/sendungen/plietsch/plietsch256.html
Hat jemand Erfahrung damit gemacht? Was mich besonders interessiert: Wie ist die Langzeitwirkung? Wie gehts der Münze nach Jahren? Läuft die Münze nun schneller an als früher? In sehr vielen Foren wird diese Technik von offensichtlichen Insidern angepriesen, aber niemand schreibt über Langzeitfolgen. Vielleicht gibt es ja auch keine oder ganz ganz unwesentliche?

http://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/07_05.htm (Versuch 6 , Versuch 8 ) beschreibt sehr genau, was da vor sich geht. Jetzt lern ich in Chemie auch wieder was dazu :) Legt man Silber in Salzwasser lassen sich offenbar Chlorid-Ionen des Salzwasser auf der Münze nieder und bilden mit dem Silber eine Schicht Silberchlorid. Dieser Niederschlag soll schwer löslich sein und relativ rasch eine dicke Schicht bilden, die rein chemisch sogar als Oxidation betrachtet wird. Offenbar ist die aber harmlos, oder wie soll man das verstehen? Weiter oben in dem Artikel steht ja, dass bei dieser elektrochemischen Methode "kein Silber verlorengeht" und das Silber sogar "zurückgebildet wird".

Was mich aber ziemlich stutzig macht ist folgende Passage über die Silberchlorid-Schicht, die ja nach der Behandlung auf der getrockneten Münze draufsitzt:
Das Chlorid wird rasch von OH- Ionen sowie von Schwefelverbindungen angegriffen. Dabei bilden sich die bekannten dunklen Silberverbindungen wie AgOH, Ag2O und Ag2S zurück - rascher als vorher.
Auch von Lichtempfindlichkeit wird gesprochen. Diese tritt auch auf, wenn man die Münze z.B. nur mit Soda behandelt.

Also doch keine so gute Methode? Deswegen würd mich interessieren, ob das schon jemand ausprobiert hat?

lg
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Beitrag von klosterschueler » Mo 29.12.08 18:58

Hallo Ahasus!

Es herrscht hier allgemein eine weihnachtliche Ruhe, bevor du das Münzlein in ein lustiges Bad wirfst, wart noch den einen oder anderen Tipp aus der Römerfraktion ab, die müssen traditionell mehr reinigen und werden dich vor schweren Rückschlägen warnen ;-)

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Beitrag von johndoe » Mo 29.12.08 21:35

Wenn man keine Ahnung hat, sollte man unbedingt die Finger vom Reinigen lassen. Zumal bei solch alten Münzen, die es nicht an jeder Ecke gibt. Reinigen kann mehr kaputt machen als das es der Münze nützt!
Mit solch alten Münzen kenn ich nicht aus, aber einfach mal warten hier findet sich sicher jemand der erkennt um was für "Dreck" es sich handelt wie der zu entfernen ist.

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Beitrag von sigistenz » Mo 29.12.08 22:17

Sei dir im Klaren darüber, dass die schwarzen Partien eingefressen sind. Wenn du sie weg kriegst, findest du darunter nicht die schöne Tönung der Umgebung, sondern mehr oder weniger tiefe Narben, eine silberhelle Kraterlandschaft. Selbst wenn du dann mit grosser Mühe einen einheitlichen Farbton hinkriegen solltest, die rauen Stellen werden doch immer störend sichtbar bleiben, da das Licht dort anders reflektiert wird.
Die gut geprägte, wenig abgenutzte Münze zeigt ein hübsches Portrait und ein scharfes Wappen. Sie hat einen schönen Grundton.
Mit der Erfahrung einiger eigener Verschlimmbesserungen würde ich dieses Stück trotz der schwarzen Flecken (zumindest einstweilen) so lassen. Das Risiko, sie ganz zu verderben, ist gross. Sigi

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Beitrag von Dietemann » Mo 29.12.08 22:50

sigistenz hat geschrieben:Die gut geprägte, wenig abgenutzte Münze zeigt ein hübsches Portrait und ein scharfes Wappen. Sie hat einen schönen Grundton.
Mit der Erfahrung einiger eigener Verschlimmbesserungen würde ich dieses Stück trotz der schwarzen Flecken (zumindest einstweilen) so lassen. Das Risiko, sie ganz zu verderben, ist gross. Sigi
Das sehe ich ähnlich. Interessant könnte sein, wie die Münze aus der Erde kam. Die Reste könnten Aufschluss auf das Aufbewahrungsbehältnis geben. Ohne die Münze in den Händen gehabt zu haben tippe ich auf leicht säurehaltiges Material, also gegerbetes Leder oder eine Eichenholzkiste. Interessant ist auch die Kupferoxidation, wenn es sich nicht um einen Schrötlingsfehler handelt, dann könnte das auf einen kupfernen Nagel in der Holzkiste hinweisen.

Alle diese Spuren wären nach dem Reinigen unwiederbringlich verloren.

Gruß Dietemann

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Beitrag von ahasus » Mo 29.12.08 23:22

@klosterschueler
Die weihnachtlichen Ruhe scheint schon langsam zu enden :D

Ich hab mich halt gefragt, ob die grünen und dunklen Stellen sich nicht irgendwie weiter reinfressen ... aber die Edelmetalle dürften ja beständiger sein als unsere Autos, oder?

Ja, dann werde ich das mit den Experimenten vorerst besser unterlassen nachdem ihr mich darin auch so bestärkt :)

lg
Ahasus

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Beitrag von heku » Di 30.12.08 15:52

Hallo ahasus,

die von Dir gezeigte Münze ist nicht identisch mit der von muenzauktion.com, dort steht neben dem Kopf "Leopold", während bei deiner Münze Ferdinand zu lesen ist. Eine Abbildung findet sich hier in diesem Thread, zweiter Beitrag:

http://images.google.de/imgres?imgurl=h ... e%26sa%3DN

Demnach wären es 3 Groschen vom Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol.


Die Reinigung von Silber mit Alufolie funktioniert.

Kochsalz macht das Wassser leitfähig, wenn Alu und Silber sich berühren fließt ein schwacher Strom. Die Patina (Silbersulfid) wird in Silber zurückverwandelt, Alu oxidiert, und der Schwefel wird als gasförmiger Schwefelwasserstoff frei - und der stinkt übelst nach faulen Eiern.

Die ursprüngliche Oberfläche der Münze wurde durch das Prägen glatt und verdichtet. Das jetzt zurückgebildete Silber, wenn es überhaupt auf der Münze haften bleibt, ist eher locker und uneben. Solcherart behandelte Münzen neigen dazu, schnell wieder neu anzulaufen.

Eine Abreibung mit Natronpulver erscheint mir als günstiger. Zahnpasta ist ungeeignet, weil kratzend.

Die dunklen Beläge könnten aus Hornsilber bestehen, das sich mit "normalen" Methoden nicht auflösen läßt. Hierfür gibt es ein Spezialprodukt:

http://www.restaurierung-und-mehr.de/index.html

Geh unten auf den Quick-Link zu Silber, dann betrachte das Produkt "Ag 351 A"

Wenn Du das Silber mit Natron reinigst, die dunklen Flecken aber bleiben, dann werden sie eher farblich noch hervorgehoben. Ungereinigt erscheint mir die Münze ästhetischer.

Wenn Du die dunlen Stellen säuberst, darunter verbergen sich gerne narbige und rauhe Stelle, es wäre eher eine Verschlechterung des Zustandes, zumal das Münzbild ungereinigt ja gut zu erkennen ist.

Eine heikle Möglichkeit ist die der mechanischen Reinigung. Unter guter Lupe, besser Stereolupe, kann man mt Miniaturwerkzeugen einen Belag abkratzen.

Im Anhang eine chinesische Münze, bei der ich das obere Schriftzeichen stellenweise gesäubert habe. Soeben gemacht, hat auf die Schnelle "nur" 10 Minuten gedauert und ein Ausrutscher und die Münze hat einen wunderbaren Kratzer und ist ruiniert.

Bei der oberen angehängten Münze (Denier aus dem Bearn) hörte ich mit der Reinigung in diesem Zustand auf, und auch wenn sie nicht blitzeblank ist, macht sie mir viel Freude.

Meine Meinung: lass die Münze wie sie ist.

Viele Grüße
Hermann
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Beitrag von McBrumm » Di 30.12.08 18:48

Steck die Münze in eine Zitrone, laß sie ein bißchen ziehen, spüle dann den Ferdinand Carl gründlich mit Wasser ab und Voila´ Du hast eine saubere Münze.

Ich persönlich quetsche immer eine Zitrone aus und lege die Münze in den Saft, reibe nach ein paar Minuten mit den Fingern und bestimme dann mehr oder weniger selbst, wenn der Reinigungserfolg eingetreten ist.

lg
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Beitrag von heku » Di 30.12.08 19:24

mir scheint, mein Natronpulver war da gründlicher.

Die Flecken im Gesichtsbereich stammen wohl vom Zaponlack, der das Stück seit etwa 10 Jahren bedeckt.

Viele Grüße
Hermann
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Beitrag von McBrumm » Di 30.12.08 20:07

Meine persönliche Meinung: Wenn die Münze so plank gereinigt ist, dann verliert sie sehr viel an Charakter. Ich möchte meine Münzen nicht so stark gereinigt haben.

lg
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Beitrag von heku » Mi 31.12.08 13:16

Ich bezog mich auf den Reinigungserfolg als solcher.

Bei der Frage nach der Ästhetik einer Münze hat jeder seine seine persönliche Meinung und jeder hat aus seiner Sicht heraus recht, und das ist auch gut so.

Münzen, denen ich Originalzustand unterstellen kann, belasse ich heute so wie sie sind, gute Erkennbarkeit vorausgesetzt.
Dietemann hat geschrieben:Ohne die Münze in den Händen gehabt zu haben tippe ich auf leicht säurehaltiges Material, also gegerbetes Leder oder eine Eichenholzkiste.
Ich kenne die Erscheinung, dass eine blanke Kupfermünze in einer Holzkiste schnell nachdunkelt. Was passiert, wenn ich eine Silbermünze hineinlege, ich hab es noch nie probiert. Wird der Kupferanteil schneller als das Silber patiniert, so dass dunkle Flecken auf der Silbermünze entstehen können?

Viele Grüße
Hermann

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Beitrag von Dietemann » Mi 31.12.08 15:34

heku hat geschrieben:Ich kenne die Erscheinung, dass eine blanke Kupfermünze in einer Holzkiste schnell nachdunkelt. Was passiert, wenn ich eine Silbermünze hineinlege, ich hab es noch nie probiert. Wird der Kupferanteil schneller als das Silber patiniert, so dass dunkle Flecken auf der Silbermünze entstehen können?
Ich vermutete einen Bodenfund, bei dem das Holz nur teilweise an der Münze lag und die anderen Teile durch eingeschwemmte Erde (oder Blätter oder andere Münzen oder anders verwittertertes Holz) abgedeckt wurden.

Ansonsten: volle Zustimmung

Gruß Dietemann

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Beitrag von ahasus » Fr 02.01.09 10:44

Vielen Dank für Eure Antworten!

Also gibt es unter den Münzensammlern zwei Richtungen. Die Einen haben eine gereinigte Münze lieber und die Anderen stehen, einfach ausgedrückt, mehr auf Geschichte als auf Glitzer.

Schadet es denn der Münze wenn ich sie nicht reinige - ich meine dabei insbesonders die grünen Stellen?

lg
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Beitrag von 4037lech » Fr 02.01.09 20:45

ich glaube nicht, dass die Münze Schaden nimmt, wenn sie so bleibt.
Da ich aber Münzen sammle und keinen Schmutz, reinige ich meine schon. Eine Methode um Silbermünzen zu reinigen, wird im Römerforum beschrieben.

Mann umwickelt die Münze mit Alufolie und wirft sie in Salzsäure. Das brodelt und stinkt ein paar Sekunden und dann beruhigt sich die Sache wieder. Münze aus der Säure nehmen und abspülen. Die Beläge sollten dann restlos entfernt sein. Wenn nicht, die ganze Sache wiederholen.

Hört sich brutal an aber funktioniert bei Silbermünzen einwandfrei.

Richard

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