Hallo Münzfreunde,
stimmt es, dass ein gewisser Otto Horn aus Meißen (Weinhändler) Ende 1945 die größte deutsche Münzsammlung hatte? Er soll sie der Stadt Meißen vererbt haben. Nach einem Umweg über Rußland (1945) und Berlin soll sie jetzt in Dresden im Münzkabinett sein. Gibt es dazu Quellen oder Literatur?
Vielen Dank
numisadam
Größte dt. Münzsammlung
- KarlAntonMartini
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Re: Größte dt. Münzsammlung
Die Horn'sche Sammlung gibt es noch, die Stadt Meißen hatte nach der Wende das Münzkabinett Dresden auf Herausgabe verklagt. Soweit ich weiß wurde die Klage abgewiesen, die Münze sind noch in Dresden. Die Horn'sche Sammlung ist zwar groß, aber nicht die größte deutsche Sammlung. Über die numismatische Bedeutung kann ich nichts sagen. Es wird halt so sein, daß eine Sammlung, die Münzen nach 1800 enthält, bei den wenigen hauptamtlichen Kräften nicht so wichtig eingeschätzt wird, wenn man noch bedeutende Antiken, Mittelaltermünzen und Frühe Neuzeit betreuen muß. Die gesamte Sammlung des Sächs. Münzkabinetts war ja von den Russen nach Rußland transportiert wurden. Das soll sich so abgespielt haben: Sack auf, Münzlade nebst Bestimmungszettelchen reingekippt, wenn der Sack voll war, zugebunden. Diese Säcke sollen dann so zurückgekommen sein. Soweit ich weiß ist die Wiederherstellung der Ordnung der Sammlung bis heute nicht abgeschlossen. Dazu kommt, daß das Münzkabinett vor der Wende nur unzureichend untergebracht war, im Kupferstichkabinett, dann wurde vor etlichen Jahren ins Schloß umgezogen und jetzt im Schloß nochmals. Bei den vielen Kunstschätzen, die Dresden besitzt und von den viele für Touristen attraktiver sind als alte Münzen, muß die Dresdner Numismatik ständig um Mittel kämpfen. Übrigens sehe ich auch nicht, daß die Stadt Meißen das Geld hätte, die Sammlung ordentlich aufzubereiten und auszustellen. Die aktuele Sonderausstellung: http://www.skd-dresden.de/de/ausstellun ... _Erde.html - Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Größte dt. Münzsammlung
Ich frage mich, warum nicht einfach bei Sammlern nachgefragt wird, ob sie diese Arbeit übernehmen wollen. Es würden sich sicher welche finden.
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Re: Größte dt. Münzsammlung
Mein bescheidener Beitrag an Halbwissen:
Es ist schon korrekt, in Bezug auf Otto Horns Münzsammlung fällt oft die Bemerkung, dass es die damals (1945) quantitativ größte in Privatbesitz gewesen wäre (50-70.000 Objekte). Die Horns waren sehr engagierte Kunstsammler. Otto Horn entschied sich 1945 für den Freitod und vermachte seine gesammten Sammlungen der Stadt Meissen. Die mittelalterlichen Holzplastiken sind noch heute im Meissner Stadtmuseum. Die Gemälde wurden angeblich zur Devisenbeschaffung teilweise in den Westen verbracht. Die Münzsammlung wurde zeitweise in Berlin untergebracht um die Bestände des Münzkabinets (teilweise) zu ersetzen, die bis zur Rückführung 1958 in Russland waren. Dann sollten größere Teile wohl wieder in Meissen auf der Albrechtsburg ausgestellt werden, was an finanziellen und sicherheitstechnischen Bedenken scheiterte. Die Sammlung blieb zunächst weiter in Berlin, kam dann kurz wieder nach Meissen um dann zum Dresdner Münzkabinet überzugehen.
Die herausragende bzw. spezielle numismatische Teilsammlung (wofür Horn auch überregional in den entsprechenden Sammlerkreis bekannt ist) war seine Sammlung von Münzen und Medaillen aus Meissner Porzellan. Bereits 1923 - also in der Ausgabezeit bzw. direkt danach - schrieb Otto Horn den allerersten Katalog zum Thema: "Die Münzen und Medaillen der Staatlichen Porzellan-Manufactur zu Meissen" (verlegt bei Hiersemann in Leipzig). Das Buch ist heute relativ schwer zu finden und nicht ganz billig, allerdings überholt. Die Porzellanmünzsammlung war wie schon gesagt außergewöhnlich groß und man kann annehmen, dass sie einige bis heute unbekannte Proben enthielt. Wissenschaftlich ausgewertet wurde sie nie. In Sammlerkreisen hört man immer wieder dass sie "zwar in Meissen verpackt wurde, angeblich aber nie in Dresden angekommen wäre". Gerüchte besagen, dass sie Schalck-Golodkowski und seiner KoKo zum Opfer gefallen und wohl zerstückelt Ende der 70ger bzw. Anfang der 80ger in den Westen verkauft worden sei (Vergleiche mit den Dresdner Sophienschatz drängen sich sowohl zeitlich wie auch durch die Umstände auf...).
Soweit die Gerüchte, die man als Porzellanmünzsammler immer wieder hört. Im Anhang noch zwei Bilder:
1. Von Otto Horn bei der PMM in Auftrag gegebene Werbemedaille auf seine Weingroßhandlung bzw. den 1921er Wein, Ausführung in Böttger-Steinzeug mit Goldrand (Scheuch 1955b)
2. Otto Horns Porzellanmünzkatalog
Es ist schon korrekt, in Bezug auf Otto Horns Münzsammlung fällt oft die Bemerkung, dass es die damals (1945) quantitativ größte in Privatbesitz gewesen wäre (50-70.000 Objekte). Die Horns waren sehr engagierte Kunstsammler. Otto Horn entschied sich 1945 für den Freitod und vermachte seine gesammten Sammlungen der Stadt Meissen. Die mittelalterlichen Holzplastiken sind noch heute im Meissner Stadtmuseum. Die Gemälde wurden angeblich zur Devisenbeschaffung teilweise in den Westen verbracht. Die Münzsammlung wurde zeitweise in Berlin untergebracht um die Bestände des Münzkabinets (teilweise) zu ersetzen, die bis zur Rückführung 1958 in Russland waren. Dann sollten größere Teile wohl wieder in Meissen auf der Albrechtsburg ausgestellt werden, was an finanziellen und sicherheitstechnischen Bedenken scheiterte. Die Sammlung blieb zunächst weiter in Berlin, kam dann kurz wieder nach Meissen um dann zum Dresdner Münzkabinet überzugehen.
Die herausragende bzw. spezielle numismatische Teilsammlung (wofür Horn auch überregional in den entsprechenden Sammlerkreis bekannt ist) war seine Sammlung von Münzen und Medaillen aus Meissner Porzellan. Bereits 1923 - also in der Ausgabezeit bzw. direkt danach - schrieb Otto Horn den allerersten Katalog zum Thema: "Die Münzen und Medaillen der Staatlichen Porzellan-Manufactur zu Meissen" (verlegt bei Hiersemann in Leipzig). Das Buch ist heute relativ schwer zu finden und nicht ganz billig, allerdings überholt. Die Porzellanmünzsammlung war wie schon gesagt außergewöhnlich groß und man kann annehmen, dass sie einige bis heute unbekannte Proben enthielt. Wissenschaftlich ausgewertet wurde sie nie. In Sammlerkreisen hört man immer wieder dass sie "zwar in Meissen verpackt wurde, angeblich aber nie in Dresden angekommen wäre". Gerüchte besagen, dass sie Schalck-Golodkowski und seiner KoKo zum Opfer gefallen und wohl zerstückelt Ende der 70ger bzw. Anfang der 80ger in den Westen verkauft worden sei (Vergleiche mit den Dresdner Sophienschatz drängen sich sowohl zeitlich wie auch durch die Umstände auf...).
Soweit die Gerüchte, die man als Porzellanmünzsammler immer wieder hört. Im Anhang noch zwei Bilder:
1. Von Otto Horn bei der PMM in Auftrag gegebene Werbemedaille auf seine Weingroßhandlung bzw. den 1921er Wein, Ausführung in Böttger-Steinzeug mit Goldrand (Scheuch 1955b)
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