Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

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Oscar
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Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von Oscar » Fr 16.07.10 14:06

Mir ist aufgefallen, dass Kaiserreich Goldmünzen unterschiedliche Farbtöne aufweisen. Es gibt Münzen, die sind eher etwas gelblicher und solche, die rötlicher sind. Kann das an Schwankungen bei den Gold-/Kupfer-Anteilen liegen? Ich habe gelesen, bei historischen Goldmünzen soll es auch hier Toleranzen geben. Ist der Farbton abhängig von den Prägestätten oder vom Prägejahr oder einfach Zufall?
Viele Grüße
Oscar

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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von Mynter » Fr 16.07.10 21:11

Dieser Unterschied ist fertigungsbedingt. Die Ronden werden ausgeglüht, je nachdem wie stark dies der Fall ist, werden sie gelblicher ( schwach geglüht ) oder rötlicher. Die Legierung war die gesammte Prägezeit hindurch konstant ( gesetzlich vorgeschrieben ), die einzige dokumentierte Abweichung sind die sog. " Messingdoppelkronen " ( 1905 A ), denen ein Teil Silber beigemischt ist.

Ob es zwischen den einzelnen Prägeanstalten nennenswerte Unterschiede beim Rondenglühen gab, weiss ich nicht, vermutlich müsste man auch ebay leerkaufen, um sowas zu quantifizieren :D
Grüsse, Mynter

Oscar
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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von Oscar » Mo 19.07.10 01:06

Hallo Mynter,

vielen Dank für die Info, davon hatte ich bisher noch nie gehört. Wieder was dazu gelernt.

Aber das Leerkaufen von ebay würde bestimmt nichts bringen, da die vielen Fälschungen jede statistische Aussage verbiegen würden.
Viele Grüße
Oscar

chillout
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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von chillout » Mo 19.07.10 07:31

Mynter hat geschrieben:.... Die Ronden werden ausgeglüht, je nachdem wie stark dies der Fall ist, werden sie gelblicher ( schwach geglüht ) oder rötlicher. ...einzige dokumentierte Abweichung sind die sog. " Messingdoppelkronen " ( 1905 A ), denen ein Teil Silber beigemischt ist.
...
Hallo Mynter, zu Deibnem Beitrag habe ich gleich zwei Fragen:
1. Warum wurden die Ronden ausgeglüht?
2. Was war der Hintergrund der "Messingdoppelkronen"?
Dank im voraus.

C.

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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von Mynter » Mo 19.07.10 10:29

chillout hat geschrieben:
Mynter hat geschrieben:.... Die Ronden werden ausgeglüht, je nachdem wie stark dies der Fall ist, werden sie gelblicher ( schwach geglüht ) oder rötlicher. ...einzige dokumentierte Abweichung sind die sog. " Messingdoppelkronen " ( 1905 A ), denen ein Teil Silber beigemischt ist.
...
Hallo Mynter, zu Deibnem Beitrag habe ich gleich zwei Fragen:
1. Warum wurden die Ronden ausgeglüht?
2. Was war der Hintergrund der "Messingdoppelkronen"?
Dank im voraus.

C.
1. Zum Ausglühen:

Zweimal wurde das Material geglüht:
"Die gegossenen Zaine sind durch Strecken mittels Walzen auf die genaue Dicke der Münzplatten zu bringen, zu welchem Zwecke sie der Reihe nach das Streck- oder Vorwalzwerk und darauf das Schlicht- oder Justierwalzwerk passieren. Das Strecken erfolgt meistens kalt; nur sehr dicke Platten werden anfangs glühend gestreckt. Da die Zaine durch das Walzen eine bedeutende Härte und Sprödigkeit annehmen, so glüht man sie in der Regel nach jedem zweimaligen Durchgang in besonderen Muffelöfen unter möglichstem Luftabschluss aus. Goldzaine bedürfen vielfach des Ausglühens nicht. In manchen Münzen zieht man die gestreckten Zaine mittels Zangen auf einem Zainzug durch zwei stählerne Backen, um alle Ungleichheiten in der Dicke zu beseitigen."

...

"Vor oder gewöhnlich nach dem Rändeln werden die Münzen geglüht, um anhaftenden Schmutz (Öl etc.) zu verbrennen und das Metall weich zu machen, und dann zur Bildung einer metallreinen Oberfläche gebeizt. Das Glühen findet in offenen Pfannen bei Luftzutritt oder in kupfernen oder eisernen Zylindern unter Luftabschluss und Zusatz von Kohlenpulver statt. Als Beizflüssigkeit benutzt man verdünnte Schwefelsäure (auf 14 Liter Wasser 150 g Schwefelsäure), selten eine Lösung von Weinstein. Zum Beizen dienen hölzerne Beizfässer, die, mit Platten und der kochenden Beizflüssigkeit versehen, etwa 3-4 Minuten gedreht und darauf in ein Siebbecken entleert werden. Nachdem die Beize abgelaufen, spült man die Platten mit Wasser gehörig ab und trocknet sie auf heißen Tischplatten durch Abreiben mit Tüchern. Da die Beize von den Gold- und Silbermünzen das auf der Oberfläche oxydierte Kupfer löst, so besitzen sie neu ganz die Farbe des reinen Goldes und Silbers, nach Abnutzung der zarten Gold- und Silberhaut aber die Farbe der Legierung. Der Beizverlust beträgt bei Silbermünzen 0,12 bis 2,5 Proz., bei Goldmünzen 0,07 Proz. im Durchschnitt. " ( Quelle : Meyer, 1908 )

2. Laut Jaeger lieferte die Reichsbank 1905 zufälligerweise Giessgut, dass einen hohen Silberanteil enthielt. Daraus wurden ca 70000 Zwanzigmarkstücke geprägt, die , bedingt durch den Silberanteil ein messingfarbenes Aussehen haben. Würde zu gern mal eine sehen, bzw haben. Eigentlich ist es merkwürdig, dass diese Legierung nicht abgewiesen wurde, aber das illustriert wohl mal wieder, dass Gesetz und Wirklichkeit zwei unterschiedliche Dinge sind.
Zuletzt geändert von Mynter am Mo 19.07.10 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse, Mynter

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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von Mynter » Mo 19.07.10 10:31

Oscar hat geschrieben:Aber das Leerkaufen von ebay würde bestimmt nichts bringen, da die vielen Fälschungen jede statistische Aussage verbiegen würden.
Besonders wäre das bei Schaumburg - Lippe der Fall, da reiht sich Fälschung an Fälschung bei ebay.
Grüsse, Mynter

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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von derhardy » So 01.08.10 15:57

Also ich habe hier zwei J 294 mit stark abweichender Farbe.
Die Linke wiegt 3,952g und wirkt irgendwie 'glatter', die Rechte 3,978g.
Von Fälschungen habe ich noch nichts gehört. Weder bei Jaeger noch bei Weege gibt es einen Hinweis.
Was haltet ihr davon?
Gruß derhardy
P.S. Bei Interesse kann ich die Bilder in voller Auflösung mailen. Der Hintergrund ist Neutralgrau.
[attachment=1]10m1890fr.jpg[/attachment]
[attachment=0]10m1890fa.jpg[/attachment]
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10m1890fr.jpg
10m1890fa.jpg

Schrottsammler
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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von Schrottsammler » So 01.08.10 21:57

Hi Hardy,

meine Reichsgoldmünzen liegen farblich im Bereich der rechten (würde ich schätzen, kann aber auch an der Aufnahme liegen).

Das Pasiergewicht der 10er liegt bei 3,962...
Das würde ebenfalls für die rechte Münze sprechen.

Trotzdem würde ich vom Erscheinungsbild gerade bei dieser kritisch werden.
Der Randstab auf der Adlerseite sieht nicht gut aus.
Das Band der Krone ist markant.
Das Brustschild ist deutlich besser erhalten. Trotzdem gehen andere Details verloren.

Aber vielleicht ist es auch einfach ein prägeschwaches Stück.

Grüße

Micha

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Re: Farbton von Kaiserreich Goldmünzen

Beitrag von Mynter » Di 03.08.10 21:29

Hallo,

ich bin bei der linken Münze ebenfalls skeptisch. Ich finde, das Aussehen eines prägefrischen Stückes passt nicht so recht zum geringen Gewicht. Wie sieht denn der Rand aus ? Sind die Rauten im Wappen des Wappenadlers ausgeprägt ?

Wenn Du nicht beide Münzen auf demselben Bild abgelichtest hättest, hätte ich vermutlich gar nicht auf den Farbton reagiert, ich finde, die Widergabe der Goldfarbe auf Händlerseiten schwankt extrem. Aber so schliesse ich mich meinem Vorredner an, der farbton fällt aus dem Rahmen.

Leg doch mal beide Stücke aufeinander. Die Aufteilung der Randschriftelemente muss bei chten Stücken identisch sein, hier versagen viele Fälscher.
Grüsse, Mynter

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