Frage zu Ukrainischen Karbowanzen zwischen 1942 und 1945

Banknoten / Papiergeld

Moderator: Locnar

corsa
Beiträge: 7
Registriert: Mi 09.05.07 12:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Frage zu Ukrainischen Karbowanzen zwischen 1942 und 1945

Beitrag von corsa » Mi 09.05.07 12:14

Hallo, bin neu in diesem Forum und hab auch nur begrenzt Ahnung von Numismatik und Banknoten.
Trotzdem hoff ich, hier die Spezialisten mit den Antworten auf eine banknotige Frage zu finden, die im Zusammenhang mit einer Forschungsarbeit steht.

Die Frage lautet:

In welcher deutschen Stadt wurden zwischen 1942 und 1945 die Karbowanzen Geldscheine fuer die deutsch besetzte Ukraine gedruckt.
Und was passierte mit dieser Druckerei zum Ende des Krieges sowie mit den noch dort lagernden Bestaenden?
Wuerde mich auch ueber alle weiteren Infos zum Karbowanzen Geld dieser Zeit freuen.

Vielen Dank!

corsa
Beiträge: 7
Registriert: Mi 09.05.07 12:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von corsa » Mi 09.05.07 16:50

Hab gerade in einem anderen Thread die folgenden Bilder gefunden. Um diese Scheine geht es. Die wurden in Deutschland gedruckt, allerdings ist mir nicht bekannt wo:

http://www.numismatikforum.de/ftopic110 ... ht=ukraine

Superberater
Beiträge: 87
Registriert: So 11.03.07 23:09
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Superberater » Do 10.05.07 22:39

Hallo Corsa,

Lesen Sie auf Russisch? Es gibt eigentlich einige interessante Information auf dieser Sprache, aber gibt's keine ueber WO gedruckt und WAS passierte mit Druckerei und Bestaenden.

Gruesse, Superberater

Superberater
Beiträge: 87
Registriert: So 11.03.07 23:09
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Superberater » Fr 11.05.07 15:36

Hallo, corsa noch mal!

Ich hab gute Nachricht! Ich habe von einem russischen Bonistika-Guru Information bekommen.

Also, die Karbowanzen Geldscheine fuer die deutsch besetzte Ukraine wurden in Reichsdrukerei in Berlin gedruckt.

Die Druckerei wurde von Alliierte Lueftwaffe in 1945 zerstoert. Damals wurden und alle Archive untergegangen.

Gruss,
Superberater

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von helcaraxe » Sa 12.05.07 11:26

Was bitte ist ein Bonistika-Guru :?: 8O
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

Superberater
Beiträge: 87
Registriert: So 11.03.07 23:09
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Superberater » Sa 12.05.07 15:51

O, Pardon!

"Bonistika-Guru" - kann mann sagen: Geldscheinesammler mit mehrjaehrigen Erfahrungen.

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von helcaraxe » Sa 12.05.07 17:32

Vielen Dank - wieder was gelernt.... :-)
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

Benutzeravatar
Pflock
Beiträge: 1852
Registriert: Sa 05.11.05 20:47
Wohnort: Am Mittelpunkt Deutschlands (am echten natürlich ;o)
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 33 Mal

Beitrag von Pflock » So 13.05.07 17:51

Ich hab´ auch mal eine vielleicht naive Frage:
Was sind Karbowanzen bzw. was ist die Bedeutung dieses Begriffes? Ich vermute es ist ein ukrainisches Wort und eine Währungsbezeichung.
Ich lese es als "Karbo-Wanzen" und das klingt so nach Ungeziefer. :?
In Numispedia finde ich leider nichts.

Benutzeravatar
dionysus
Beiträge: 1533
Registriert: Mo 09.10.06 12:34
Wohnort: Oldenburg
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 10 Mal

Beitrag von dionysus » So 13.05.07 18:02

Hallo KW,

Schau mal hier rein:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hrywnja

Die Herkunft des Wortes Karbowanez wird allerdings nicht erwähnt.

Gruß
Maico
Wer nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleib im Dunkeln unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben. - Goethe -

Superberater
Beiträge: 87
Registriert: So 11.03.07 23:09
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Superberater » Mo 14.05.07 10:14

Hallo, Leute!

Uf, versuche mal Information auf Deutsch ueber Herkunft des Wortes Karbowanetz kurz sagen:

Karbowanetz - das ist ukrainische Nennung von russische Rubel.

Terminus Karbowanetz entstand in XVIII J., wann waehrend einiger Jahrzehnten Rubelmuenzen mit schiefen Kerben ("karb,-en" auf Russisch und Ukrainisch) auf dem Rand statt Randschriften herausgegeben, weshalb diesen Muenzen "Karbowanetz" nennen wurden.


Mit freundlichen Gruessen
Superberater

corsa
Beiträge: 7
Registriert: Mi 09.05.07 12:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von corsa » Di 15.05.07 17:30

Superberater hat geschrieben:Hallo, corsa noch mal!

Ich hab gute Nachricht! Ich habe von einem russischen Bonistika-Guru Information bekommen.

Also, die Karbowanzen Geldscheine fuer die deutsch besetzte Ukraine wurden in Reichsdrukerei in Berlin gedruckt.

Die Druckerei wurde von Alliierte Lueftwaffe in 1945 zerstoert. Damals wurden und alle Archive untergegangen.

Gruss,
Superberater
Hallo und danke fuer die Info, welche meine Vermutungen bestaetigt.
Falls jemand naeheres weiss ueber das Ende der Reichsdruckerei, wuerde ich mich ebenfalls ueber Infos freuen.

Weiss jemand, wann genau die Druckerei zerstoert wurde?

Ist etwas bekannt ueber die gedruckten und noch nicht ausgelieferten Geldbestaende, die bis Ende 44/Anfang 45 dort lagerten?

Und kann sich jemand vorstellen, ob Karbowanzen einen das Kriegsende ueberdauernden Wert gehabt haben koennten, also ob man die irgendwie auch ausserhalb der Ukraine in "richtiges" (also kein Besatzungsgeld, was die Karbowanzen ja waren) umtauschen konnte?
Mit anderen Worten: wenn mir zu Kriegsende ein Sack frischgedruckter Karbowanzen in die Haende gefallen waer (rein hypothetisch), haette ich damit dann irgendwas sinnvolles damit anfangen koennen (ausser Zigaretten draus zu drehen?).

Benutzeravatar
Wurzel
Moderator
Beiträge: 4308
Registriert: Mo 21.06.04 17:16
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 321 Mal
Danksagung erhalten: 465 Mal

Beitrag von Wurzel » Di 15.05.07 17:46

Hallo corsa,

zu den Geldscheinen kann ich Dir nichts sagen, aber die Reichsdruckerei wurde im Krieg durch Bombenangriffe auf Berlin zersört.

http://www.moneymuseum.com/standard/rae ... kerei.html

Die militärischen Mittel damals waren bei weiten nicht so präzise wie heute. So wurden Flächenbombardements durchgeführt und ganze Gebiete und Schutt und Asche gebombt, weil auch ein militärisches Ziel darin lag.
Ich denke daher nicht, das die Allierten gezielt die Reichsdruckerei aufs Korn genommen haben.

Übrigens war die deutsche Luftwaffe nicht besser, bei der Bombardierung von Coventry war das militärische Ziel die Hafenanlagen, getroffen wurde auch die Stadt mit ihren zivilen Bewohnern.

Ist zwar nicht wirklich numismatische Information, aber man muss auch dasa "Drumherum" kennen um die Zeit zu verstehen.
Wobei ich persönlich Krieg nie verstehen werde :? :cry:

Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

Superberater
Beiträge: 87
Registriert: So 11.03.07 23:09
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Superberater » Di 15.05.07 23:20

Hallo corsa,

Ich gebe noch kurze Information ueber Umlauf von Karbowanzen sowie direkte und indirekte Antwort auf deine Frage:

Mit Karbowanzen Einfuehrung, seit 25 Juli 1942 die Bevoelkerung Reichskomissariat "Ukraine" musste alle sowjetische Geldscheine im Werte ueber 5 Rubel abliefern. Im Ergebnis da wurden im Umlauf Okkupations Reichsmarkscheine, Karbowanzen, Sowjetische Scheine 1 und 3 Rubel, Sowjetische Kleingeld und Deutsche Kleinmuenzen 1, 5 sowie 10 pfennig aus Zink.

Es wurde der offizielle Kurs 10 reichspfennig = 1 Karbowanetz = 1 Rubel festgestellt.

Karbowanzen wurden ausschliesslich auf dem Territorium Reichskomissariat "Ukraine" umgelaufen!

Die laufende Kurs von Karbowanzen (uebrigens wie andere Waehrungen) wurde sehr schwankend und zur Fruehling 1944 wurden Karbowanzen fast wertlos (Sowjetischer Rubel auch). Seit Mai 1944 begann Massenablehnung von Karbowanzen, Reichsmarkscheine und 1, 5, 10 pfennig.

Nach dem Befreiung von Ukraine Karbowanzen und Reichsmarke wurden ausser Kurs gesetzt und vernichtet.

Was konntest du zu Kriegsende mit einem Sack frischgedrueckter Karbowanzen machen (ausser Zigaretten draus zu drehen)? Das ist schwer zu sagen. Ansonsten war es damals ein ernstes Defizit mit Toilettenpapier ...

Gruss,
Superberater

corsa
Beiträge: 7
Registriert: Mi 09.05.07 12:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von corsa » Mi 16.05.07 12:57

Superberater hat geschrieben:Ich gebe noch kurze Information ueber Umlauf von Karbowanzen sowie direkte und indirekte Antwort auf deine Frage:
Danke fuer die Infos.
Superberater hat geschrieben: Was konntest du zu Kriegsende mit einem Sack frischgedrueckter Karbowanzen machen (ausser Zigaretten draus zu drehen)? Das ist schwer zu sagen. Ansonsten war es damals ein ernstes Defizit mit Toilettenpapier ...
Seltsam. Ich bin hier in einer historischen Forschung einer seltsamen Aktion aus den letzten Kriegstagen auf der Spur, bei der angeblich (moeglicherweise, es ist alles ne sehr unsichere Quellenlage) nach der Bombardierung der Reichsdruckerei aus den zerstoerten Gebaeuden evakuierte frisch gedruckte Karbowanzenbestaende unter erheblichem Kraefte- und Mitteleinsatz durch eine Sondereinheit vor anrueckenden russischen Kraeften in Sicherheit gebracht worden sein sollen.

Mich hat halt verwundert, warum man so viel Aufwand (im wahrsten Sinne im Feuer der auf Berlin zustuermenden russischen Panzer) fuer Karbowanzen betreibt, wenn sie, wie Du schreibst nicht viel mehr wert waren als das Papier, auf das sie gedruckt worden sind. So viel personeller und materieller Aufwand, der da betrieben worden ist kann angesichts der Kriegssituation weder der Versorgung mit Klo- noch mit Zigarettenpapier gedient haben ;-)

Daher hab ich vermutet, dass da irgendeine Moeglichkeit dahintersteckte, die Dinger doch irgendwie nutzbringend zu verwerten, vielleicht im Ausland gegen andere Waehrung umzu"rubeln" (vielleicht ist das woertlich zu nehmen?). Es geht hier um die Zeit April/Mai 1945.

Gab es in der Ukraine eine Umtauschaktion, bei der die Menschen die in ihrem Besitz befindlichen Karbowanzen dann gegen andere/neue Waehrung umtauschen konnten?

Superberater
Beiträge: 87
Registriert: So 11.03.07 23:09
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Superberater » Do 17.05.07 15:04

Hallo, corsa!

corsa hat folgendes geschrieben:
Gab es in der Ukraine eine Umtauschaktion, bei der die Menschen die in ihrem Besitz befindlichen Karbowanzen dann gegen andere/neue Waehrung umtauschen konnten?

Nachkrigsschicksal von Karbowanzen war sehr traurig, besonders fuer ihren Besitzer. Die Karbowanzenbesitzer wurden meistens festgenommen, als Handlaenger der Okkupant. In jedem Fall von diesen Scheinen wurden nach dem Sowjetische Rueckbesatzung losgeworden.

corsa hat folgendes geschrieben:
Ich bin hier in einer historischen Forschung einer seltsamen Aktion aus den letzten Kriegstagen auf der Spur, bei der angeblich (moeglicherweise, es ist alles ne sehr unsichere Quellenlage) nach der Bombardierung der Reichsdruckerei aus den zerstoerten Gebaeuden evakuierte frisch gedruckte Karbowanzenbestaende unter erheblichem Kraefte- und Mitteleinsatz durch eine Sondereinheit vor anrueckenden russischen Kraeften in Sicherheit gebracht worden sein sollen.

Mir ist sehr Interessant auch das zu lesen. Koenntest Du mir Link geben?

Gruss,
Superberater

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste