Hilfe bei der Einordnung einer Renaissance-Medaille

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

Antworten
Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2735
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Hilfe bei der Einordnung einer Renaissance-Medaille

Beitrag von Lutz12 » Fr 03.08.07 21:49

Da meine Literatur und auch das Internet bisher keine Ergebnisse bringen, bitte ich die Spezialisten unter Euch um Hilfe.
Natürlich ist es kein Original, nur ein einseitiger Abguss.
Daten:
Blei, 67,5 mm, 125,9 g, unsigniert
Umschrift: ALFONSVS BR. DE TROTT. DVC. FISCIFF. GVR (oder GVB).
auf der Rückseite ist ein Zettel aufgeklebt, den ich vergrößert mit abgebildet habe.
Wer Informationen gleich welcher Art dazu hat, ist meines Dankes gewiss.
Lutz12
Dateianhänge
unbekannt-85.jpg
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7988
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 384 Mal
Danksagung erhalten: 952 Mal

Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 03.08.07 22:33

Ein weniges hab ich gefunden: Alfonso Trotti, angebl. Graf oder Marchese, lt. Medaille BR also wohl Baron, war in Ferrara herzoglicher Faktor zur Zeit von Herzogin Lucrezia Borgia. Leider bin ich wg. Urlaub fern von meinen Büchern, vermutlich findet sich im Forrer Näheres. Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

Benutzeravatar
mumde
Beiträge: 1507
Registriert: Mo 06.05.02 23:08
Wohnort: Weil am Rhein
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 18 Mal

Beitrag von mumde » Fr 03.08.07 22:40

Lieber Lutz! Eine Literaturangabe hast Du da ja schon auf dem Zettel: Armand Band II, Seite 47, Nr. 21. Da ist das Stück beschrieben. Im Band III S. 217 stellt Armand solch ein Stück noch einmal vor, aber dort das Exemplar aus Wien, das auf der Rückseite „MDXXXIIIII“ datiert ist. Man ist aber allgemein der Meinung, dass diese Datierung von anderer Hand stammt und mit der Medaille auf Alfonso Trotti nicht viel zu tun hat. Die Medaille kommt normalerweise einseitig vor, ist aber auch ab und zu mit Rückseiten kombiniert, die nicht ursprünglich zu ihr gehören. Hill schreibt im Corpus S. 37 Nr. 157, die Seite mit dem Datum sei unzweifelhaft von einem unprofessionellen Stempelschneider nach dem Tod Trottis auf einem Nachguss angebracht. Hill datiert die Medaille, also die Bildseite, auf die Zeit 1500-1520.

Alfonso di Brandeligi Trotti war Schatzmeister des Herzogs von Ferrara. Sein Grabmal steht in San Bernardino in Ferrara, und auf dem Grabmal steht zu lesen, dass er 58 Jahre alt geworden ist, aber keine Jahreszahlen. Über den Medailleur ist nichts bekannt; er wird ganz einfach der „Schule von Ferrara und dem Haus Este“ zugeordnet.
Gruß mumde

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2735
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » Fr 03.08.07 22:49

Wow, Danke :D .
Ich finde diese frühen Medaillen wunderschön, auch als Abguss. Meine Literatur dazu ist allerdings mehr als lückenhaft - ich habe aber auch noch nicht systematisch Ergänzung gesucht, ganz einfach, weil man selten genug solche Stücke in die Sammlung bekommt (von Originalen will ich hier gar nicht reden).
Umsoschöner ist es zu wissen, dass auf Euch als Experten hier immer Verlass ist. Danke @KAM und Danke @mumde
Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7988
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 384 Mal
Danksagung erhalten: 952 Mal

Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 03.08.07 22:49

Also doch ein Original? Auf dem Zettel mit der, wie mumde ja erläutert hat, professionellen Bestimmung, steht oben die lfd. Nr. 341736. Heißt das, daß das Stück aus einer Sammlung stammt, die so viele Stücke enthielt, daß 6-stellige Katalognummern erforderlich waren? Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

Benutzeravatar
mumde
Beiträge: 1507
Registriert: Mo 06.05.02 23:08
Wohnort: Weil am Rhein
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 18 Mal

Beitrag von mumde » Fr 03.08.07 23:57

Also doch ein Original?

Es ist ein gutes Stück. Alle Buchstaben sind klar zu lesen, was bei Nachgüssen oft nicht der Fall ist. Man würde so etwas einen frühen Guß nennen. Aber nach den vorhandenen Exemplaren müßte ein Original einen Durchmesser von mindestens 70 mm haben. Jeder Nachguß, der auf normale Weise hergestellt ist, ist kleiner als das Original, da das Metall beim Erkalten schrumpft (es gibt da Tricks, siehe Fraunhofersche Fälschungen).
Jedenfalls, es ist kein Original, aber ein guter früher Nachguß.
Gruß mumde

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste