Unbekannte jüdische Medaille

[datwilli]

Hallo zusammen.
Ich bin neu hier im Forum, und ich hoffe, dass ich im richtigen Thread bin.
In meiner Sammlung befindet sich ein Objekt, über das ich keine Informationen erhalten kann.
Selbst das Deutsche Münzkabinett in Berlin kann nichts dazu sagen. Da es sich anscheinend um ein jüdisches Objekt handelt,
habe ich es mit nach Israel genommen, konnte aber auch dort nichts darüber erfahren.

Zur Medaille:
Das Material ist eindeutig Silber.
Durchmesser 30mm

Auf der Vorderseite ist der Kopf des Moses (MO ISE geschrieben)
Die Umschrift lautet:
DER HERR IST STERC (MEIN ?) LOBSANG UND IST MEIN HEIL, ein Text aus 2. Mose 15 Vers 2

Auf der Rückseite ist ein Quadratisches Feld mit hebräischen Schriftzeichen, und der Unterschrift Exodus 5


Die Umschrift ist die Übersetzung des hebräischen Textes : DU SOLLST KEIN ANDER GOTTER NEBEN MIR HA, ein Text aus 5. Mose 5

Ich habe fast die Hoffnung aufgegeben, etwas über die Medaille zu erfahren, aber manchmal hat man ja Glück.

Edit: Einen vagen Hinweis bekam ich auf einen Medaillengießer mit Namen Magdeburger
Edit 2: Könnte es sein, dass die Medaille auf das Mittelalter zu datieren ist? Zu der Zeit wurde Moses mit Hörnern dargestellt, weil ein Übersetzungsfehler
in der Bibel war. (S. Wickipedia: Der gehörnte Moses)

[platinrubel]

Die Umschrift der Kopfseite lautet: "DER. HER. IST. MEIN. STERCK. VN. LOBSANG. VN. IST. MEI. HEIL."

hier ist die medaille beschrieben, allerdings auf letein:
L. Salomonis Deylingii "Observationum sacrarum" Teil III. Leipzig 1739 Seite 81ff - von Salomon Deyling mit abbildung auf s.85, mit einigen literaturangaben versehen.
http://books.google.at/books?id=dPU_AAA ... &q&f=false

und hier war eine ähnliche im lot dabei, abbildung und literaturzitat ebenfalls mitgeliefert: Goppel 17; Donebauer 4411
http://www.mcsearch.info/record.html?id=344399
zeitstellung: 16. jahrhundert - gehört eigentlich mit in jeder luther-sammlung zur reformation.
langsam macht es mir etwas angst, das ich besser bin als die experten im münzkabinett, innerhalb kürzester zeit gefunden, das teil und ohne studium.
grüsse platinrubel

[Andechser]

Das ist zwar eine motivgleiche Medaille, aber leider nicht diese Medaille, die du gefunden hast. Das Motiv war weit verbreitet und wurde wohl in mehreren Varianten und zu verschiedenen Zeiten verausgabt. Allerdings hat datwilli jetzt mit den beiden Katalogzitaten einen Literturhinweis, mit dem er weitersuchen kann.

[platinrubel]

die bei mcsearch ist ja auch ein späterer abguss, die abbildung auf s.85 in meinem 1. link zum buch zeigt allerdings die gleiche medaille!!!
hier mal noch was motivähnliches: http://www.mcsearch.info/record.html?id=891173
http://www.ebay.com/itm/Judaica-Bohemia ... 0988782157
die medaille wird übrigens nach böhmen/joachimstal zum meister hieronymus magdeburger und seiner schule eingeordnet.
hier noch ein interessanter link: http://www.historama.com/online-history ... edals.html

weiterführende literatur und standardwerk: Dr. Viktor Katz: Die erzgebirgische Prägemedaille des XVI. Jahrhunderts
allerdings: wenn ich mir das stück genauer betrachte, scheint es sich doch auch um einen späteren guss zu handeln.
grüsse

[datwilli]

Leute, ihr seid Klasse!
Danke für die Hinweise, jetzt sehe ich sie Sache schon klarer.
Die Hinweise aus dem Buch habe ich rauskopiert, und werde sie von einem Lateiner übersetzen lassen.
Eine Bewertung zum Münzkabinett verkneife ich mir.
Einige Fragen stellen sich mir aber noch:
Zu welchem Zweck wurden solche Medaillen angefertigt?
Ist die Medaille eindeutig dem jüdischen Umfeld zuzuordnen, da dem Juden doch eine Abbildung des Menschen verboten ist?
@ Platinrubel
Wie konstruierst du die Verbindung zu Luther und der Reformation?

Auf jeden Fall ein dickes Danke an euch für eure Bemühungen.

Gruß Willi

[KarlAntonMartini]

Ist die Medaille eindeutig dem jüdischen Umfeld zuzuordnen, da dem Juden doch eine Abbildung des Menschen verboten ist?
@ Platinrubel
Wie konstruierst du die Verbindung zu Luther und der Reformation?

Die Medaille gehört zu denen, die in der Reformationszeit zu Geschenk und Werbezwecken hergestellt wurden, viele in Joachimstal von verschiedenen Münzmeistern. Einen direkten Bezug zum Judentum haben sie nicht, indirekt nur, da sie Motive und Texte des AT darstellen. Grüße, KarlAntonMartini