Vatikan - Bianchi - Neuer Schlag vom alten Stempel?

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klaupo
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Vatikan - Bianchi - Neuer Schlag vom alten Stempel?

Beitrag von klaupo » Do 09.12.04 22:26

Hallo mal wieder,

die abgebildeten Medaillen sind signiert vom Medailleur Bianchi, der seinerzeit (Ausgang 19. Jh.) einen ausgezeichneten Ruf genoß, Beispiel s. Bild unten auf Leo XIII. Zu meiner Überraschung erfolgte die Ausgabe der Bronze-Medaille auf Pius X. mit dem von Bianchi gestalteten Portrait und der Legende AN I, also 1. Pontifikatsjahr, erst im Jahr 1954 auf die Heiligsprechung dieses Papstes. Meine Frage nun - werden im Vatikan die alten Stempel verwahrt und bei Bedarf neu verwendet? Vergleichbares kenne ich bisher nur von russischen Münzen und Medaillen der Zarenzeit, die in der Vergangenheit sogar für Privataufträge genutzt werden konnten. Weiß jemand mehr darüber?

Gruß klaupo
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mumde
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Beitrag von mumde » Mo 13.12.04 01:12

Hallo Klaupo, auch von den Papstmedaillen des 19. Jh. gibt es spätere Abschläge von den Originalstempeln. Die näheren Zusammenhänge sind mir unbekannt. Bei der oberen Medaille wird ja auf der Rückseite das Prägejahr 1954 angegeben; da hat man also nur den alten Vorderseitenstempel benutzt. Es gibt aber auch richtig beidseitige spätere Abschläge von den Originalstempeln. Die untere Deiner beiden Medaillen ist sicher ein späterer Abschlag, denn mit dem dicken Stempelausbruch rechts unten auf der Rückseite hätte man kein Original mehr geprägt. Wenn der Stempel bei der ursprünglichen Prägung ausgebrochen wäre, und man hätte noch Exemplare gebraucht, hätte man einen neuen Stempel hergestellt.
Ich hatte mal ein paar solcher silberner Papstmedaillen und wurde von einem Spezialsammler darauf aufmerksam gemacht, daß es sich um spätere Abschläge handelte.
Gruß mumde

klaupo
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Beitrag von klaupo » Mo 13.12.04 12:28

Hallo mumde,

daß es sich bei der AN VII Medaille (1884) auf die Porticus Leoniana in Laterano (Zitat) um einen späteren Abschlag handeln soll, ist für mich eine echte Überraschung! Ich habe zwar auch darüber gerätselt, was es mit der Verdickung auf dem rechten Bild unten auf sich haben könnte, aber da ich exakt dieses Münzbild (mit dem gleichen Fehler) einer AN VII Medaille auch im Auktions-Kat. 103 des Münz-Zentrum (Köln) vom 23. - 24- Juni 2000, Nr. 7097 gefunden habe und dort kein Hinweis auf eine spätere Nachprägung angegeben war, bin ich bei meinem Stück - das nicht aus dieser Auktion stammt - von einem Original ausgegangen. Mich stört das nicht, denn das Stück hat eine sehr schöne Tönung. Deine Info ist aber hochinteressant, nur fürchte ich, für die Unterscheidung von Original und Nachprägung braucht es einen wirklichen Spezialisten, wenn nicht einmal Auktionshäuser entsprechende Hinweise geben.

Besten Dank!

Gruß klaupo

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Beitrag von mumde » Mo 13.12.04 13:18

Es gibt einige Gebiete, bei denen man weiß, daß spätere Abschläge von den Originalstempeln gemacht wurden, z. B. die bayerischen Geschichtstaler, Münzen von Siebenbürgen, und französische Medaillen. Als Guido Goetz noch lebte, konnte man bei ihm die Gußmedaillen von Karl Goetz in jeder Menge bestellen, und er lieferte sie von den Originalmodellen. Wenn die Qualität gut ist, wie bei den bayerischen Geschichtstalern und den meisten silbernen Papstmedaillen, kümmert das auch kaum jemanden. Nur wenn die Stempel Rostflecken oder andere Mängel aufweisen, oder aufpoliert wurden, so daß das Relief flacher wurde, sollte man einen frühen Abschlag vorziehen; ebenso bei den Goetzmedaillen, da dort die frühen Güsse in einer besseren Gießerei hergestellt wurden als die späten Güsse.
Gruß mumde

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