Chinesisches Amulett
Chinesisches Amulett
ich besitze ein chinesisches Amulett in openwork-Technik. Es stellt zwei Drachen dar, dazwischen Feuerkugeln.
Kann man anhand der Abbildung etwas über das Alter sagen und wofür, oder wogegen war es gut.
Viele Grüße
Hermann
Kann man anhand der Abbildung etwas über das Alter sagen und wofür, oder wogegen war es gut.
Viele Grüße
Hermann
- chinamul
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Das scheint auf jeden Fall ein altes, getragenes Stück zu sein, wie man an dem ausgerundeten Mittelloch ablesen kann. Es hat leider keine sehr sauberen Durchbrüche. Zu diesen Amuletten habe ich die nachstehende Erläuterung verfaßt.
Sie sind in ihrer Mehrzahl wohl der Ming-Dynastie (1368 – 1644) zuzurechnen. Die Schwierigkeit beim Guß dieser Stücke bestand darin, daß die beiden Hälften der Gußform nicht gegeneinander verschoben sein durften und außerdem fugenlos aufeinanderpassen mußten, damit sich bei dem fertigen Stück sauber konturierte Durchbrüche ohne störende Austritte flüssigen Metalls ergaben. Das aber gelang nicht in allen Fällen, und nicht selten wurde dann dem nicht ganz geglückten Guß durch runde Bohrungen unterschiedlichen Kalibers nachträglich zu den fehlenden Durchbrüchen verholfen. Ein anderes Problem bildeten offenbar bei zu schnellem oder ungleichmäßigem Erkalten des Gusses auftretende Spannungen im Metall, die häufig zu Rissen in den feineren Partien der Amulette führten. Daher sind perfekt gegossene, intakte Exemplare dieser Art eher die Ausnahme.
Das Entstehen dieser Amulettart scheint nicht allein auf den Wunsch zurückzuführen sein, besonders schöne und kunstvolle Objekte zu schaffen. Die Stücke verkörpern vielmehr in ihrem Wechselspiel von Substanz und Durchbruch zudem noch sinnfällig das duale Prinzip des Yin-Yang, wobei die eigentliche bildliche Darstellung, das Material also, für das Yang, die leeren Zwischenräume darin für das Yin stehen. Aus diesem Grunde und wohl auch wegen der Schwierigkeit der Herstellung wird solchen Amuletten eine besonders starke Wirkkraft sowohl als Glücksbringer als auch als Abwehrmittel gegen üble Einflüsse zugeschrieben.
Im übrigen dürfte der Gedanke des Yin-Yang auch bei der Gestaltung der meisten anderen Amulette eine entscheidende Rolle gespielt haben: Sie haben in ihrer Mehrzahl nur zwei Ebenen. Was nicht erhaben ist, ist Feld, und Abstufungen oder allmähliche Übergänge gibt es bei ihnen meist nicht. Durch ein flächiges Überschleifen der erhabenen Partien wurde dieses Gestaltungsprinzip noch besonders betont, weil sich dadurch das helle Metall (Yang) deutlich vom dunkleren, gußrauhen Untergrund (Yin) abhob. Sowohl im Falle der durchbrochenen Amulette als auch bei den letzteren Stücken ist das eine nicht ohne das andere denkbar, denn erst gemeinsam bilden sie wie das „tai ji“-Symbol ein in sich geschlossenes harmonisches Ganzes.
Als häufigstes Motiv der Amulette in Durchbruchtechnik finden sich zwei Drachen hintereinander, also Kopf an Schwanz, wobei sie durch unterschiedlich gestaltete Glücksperlen voneinander getrennt sind. Es handelt sich bei ihnen um die flammende Perle, auch Goldblume genannt, die die Energie des Uranfangs symbolisiert. Solche durchbrochenen Drachenamulette werden in zahlreichen Varianten und unterschiedlichster Qualität und Erhaltung auch heute noch verhältnismäßig günstig angeboten.
Gruß
chinamul
Sie sind in ihrer Mehrzahl wohl der Ming-Dynastie (1368 – 1644) zuzurechnen. Die Schwierigkeit beim Guß dieser Stücke bestand darin, daß die beiden Hälften der Gußform nicht gegeneinander verschoben sein durften und außerdem fugenlos aufeinanderpassen mußten, damit sich bei dem fertigen Stück sauber konturierte Durchbrüche ohne störende Austritte flüssigen Metalls ergaben. Das aber gelang nicht in allen Fällen, und nicht selten wurde dann dem nicht ganz geglückten Guß durch runde Bohrungen unterschiedlichen Kalibers nachträglich zu den fehlenden Durchbrüchen verholfen. Ein anderes Problem bildeten offenbar bei zu schnellem oder ungleichmäßigem Erkalten des Gusses auftretende Spannungen im Metall, die häufig zu Rissen in den feineren Partien der Amulette führten. Daher sind perfekt gegossene, intakte Exemplare dieser Art eher die Ausnahme.
Das Entstehen dieser Amulettart scheint nicht allein auf den Wunsch zurückzuführen sein, besonders schöne und kunstvolle Objekte zu schaffen. Die Stücke verkörpern vielmehr in ihrem Wechselspiel von Substanz und Durchbruch zudem noch sinnfällig das duale Prinzip des Yin-Yang, wobei die eigentliche bildliche Darstellung, das Material also, für das Yang, die leeren Zwischenräume darin für das Yin stehen. Aus diesem Grunde und wohl auch wegen der Schwierigkeit der Herstellung wird solchen Amuletten eine besonders starke Wirkkraft sowohl als Glücksbringer als auch als Abwehrmittel gegen üble Einflüsse zugeschrieben.
Im übrigen dürfte der Gedanke des Yin-Yang auch bei der Gestaltung der meisten anderen Amulette eine entscheidende Rolle gespielt haben: Sie haben in ihrer Mehrzahl nur zwei Ebenen. Was nicht erhaben ist, ist Feld, und Abstufungen oder allmähliche Übergänge gibt es bei ihnen meist nicht. Durch ein flächiges Überschleifen der erhabenen Partien wurde dieses Gestaltungsprinzip noch besonders betont, weil sich dadurch das helle Metall (Yang) deutlich vom dunkleren, gußrauhen Untergrund (Yin) abhob. Sowohl im Falle der durchbrochenen Amulette als auch bei den letzteren Stücken ist das eine nicht ohne das andere denkbar, denn erst gemeinsam bilden sie wie das „tai ji“-Symbol ein in sich geschlossenes harmonisches Ganzes.
Als häufigstes Motiv der Amulette in Durchbruchtechnik finden sich zwei Drachen hintereinander, also Kopf an Schwanz, wobei sie durch unterschiedlich gestaltete Glücksperlen voneinander getrennt sind. Es handelt sich bei ihnen um die flammende Perle, auch Goldblume genannt, die die Energie des Uranfangs symbolisiert. Solche durchbrochenen Drachenamulette werden in zahlreichen Varianten und unterschiedlichster Qualität und Erhaltung auch heute noch verhältnismäßig günstig angeboten.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
Hallo chinamul,
vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort, wieder viel dazugelernt.
ich bin metallurgisch vorgebildet, und weiß, wie schwer es mit damaliger Gießtechnik gewesen sein muß, dünnwandig und filigran zu gießen.
Da muß die Schmelztemperatur, der Gasgehalt der Schmelze, die Gasdurchlässigkeit der Form usw. gestimmt haben, damit es ein gutes Ergebnis herauskam.
Mein Amulett, auch wenn handwerklich nicht perfekt, ich halte es in Ehren.
Angehängt ist eine kleine Figur (ca. 35mm hoch) aus der Liao-Kultur, um 1000 n.Chr. Der rechte Fuß (vom Betrachter aus) ist abgebrochen. Es handelt sich um einen Hohlguss, im Bereich der Fußsohle beträgt die Wandstärke gerade mal einen halben Millimeter! Es ist schon bewundernswert, was damals zustandegebracht wurde.
Wenn der Fußbereich ausgefüllt erscheint, im Hohlraum sitzt einfach Dreck.
Viele Grüße
Hermann
vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort, wieder viel dazugelernt.
ich bin metallurgisch vorgebildet, und weiß, wie schwer es mit damaliger Gießtechnik gewesen sein muß, dünnwandig und filigran zu gießen.
Da muß die Schmelztemperatur, der Gasgehalt der Schmelze, die Gasdurchlässigkeit der Form usw. gestimmt haben, damit es ein gutes Ergebnis herauskam.
Mein Amulett, auch wenn handwerklich nicht perfekt, ich halte es in Ehren.
Angehängt ist eine kleine Figur (ca. 35mm hoch) aus der Liao-Kultur, um 1000 n.Chr. Der rechte Fuß (vom Betrachter aus) ist abgebrochen. Es handelt sich um einen Hohlguss, im Bereich der Fußsohle beträgt die Wandstärke gerade mal einen halben Millimeter! Es ist schon bewundernswert, was damals zustandegebracht wurde.
Wenn der Fußbereich ausgefüllt erscheint, im Hohlraum sitzt einfach Dreck.
Viele Grüße
Hermann
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