Sasaniden, Ardacher I.

Asiaten und was sonst noch der Antike zuzuordnen ist

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gorostiza
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Sasaniden, Ardacher I.

Beitrag von gorostiza » So 02.09.07 20:15

Da man in einem Lot oft auch Münzen nehmen muss, die eigentlich ausserhalb des persönlichen Sammelbereiches, kam auch diese Münze zu mir.

Sasaniden, Ardacher I., 211-241 n Ch.

AR-Obolon 13 mm, 0.52 gr.
AV, Büste mit Globus-Krone nach rechts, Umschrift, im Perlenkreis
RV: Feueraltar, Umschrift und Perlenkreis

Mehr weiss ich auch nicht über diesen Herrscher zu berichten, da es wie gesagt ausserhalb meines Interesse-Kreises liegt.

Roland
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saharafuchs
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Beitrag von saharafuchs » Di 04.09.07 17:47

Ardaschir, wie sein Vater ein Vasall des Partherkönigs, trat zunächst die Herrschaft über die Persis an. Der genaue Zeitpunkt ist unbekannt; in der Forschung werden Daten von 208 bis 222 genannt, wobei jedoch ein früheres Datum aufgrund der nachfolgenden Entwicklung plausibler erscheint. Bald nach seiner Krönung in Istakhr eroberte er die Region Kerman und gliederte sie seinem Herrschaftsbereich ein. Daraufhin scheint der Partherkönig Artabanos IV. auf die Expansion Ardaschirs aufmerksam geworden zu sein; allerdings hatte sich wohl schon Papak gegen die Partherherrschaft erhoben. Artabanos ging gegen Ardaschir vor, wurde aber zurückgeschlagen. Schließlich kam es 224 zur Entscheidungsschlacht von Hormizdagan, in der Artabanos fiel. Dennoch war damit nicht automatisch das Ende der Partherherrschaft gekommen, denn die Arsakiden konnten sich etwa in Mesopotamien und Aserbaidschan vorerst noch halten; in Armenien sollten sie tatsächlich noch bis zum Anfang des 5. Jahrhunderts die lokalen Herrscher stellen. Ardaschir drang nun in den Osten des Reiches vor, vielleicht sogar bis nach Chorasan, doch ist das Ausmaß der Eroberungen Ardaschirs im Osten nicht unumstritten. So ist es wenigstens zweifelhaft, ob die Kuschan schon in der Regierungszeit Ardaschirs zu Vasallen der Sassaniden wurden.

225/26 wandte sich Ardaschir nach Westen, wo Vologaeses VI., ein Konkurrent des Artabanos, in Ktesiphon am Tigris residierte; die Stadt wurde Ende 226 von Ardaschir erobert; damit war auch das parthische Mesopotamien erobert. Anschließend stieß er an der Golfküste bis Bahrain (oder sogar bis nach Oman) vor.


Innenpolitik
Wie schon in der Zeit der Partherkönige sollte Ktesiphon die Hauptresidenz der Sassaniden werden. Ardaschir förderte auch den Zoroastrismus, den man aber nicht als regelrechte Staatsreligion bezeichnen kann. Doch hatten etwa die Juden unter den Parthern wohl eine größere Freiheit genossen als dies unter Ardaschir der Fall war. Gegenüber den Christen scheint der Großkönig jedoch toleranter eingestellt gewesen zu sein.

Die großen Adelsfamilien unterwarfen sich Ardaschir bzw. arragierten sich mit ihm. Allerdings war das Verhältnis wohl auch weiterhin recht angespannt: Obwohl die Anzahl der lokalen Könige aus parthischer Zeit reduziert wurde und die Zentralisierung des Staatsapparats vielleicht jetzt schon vorangetrieben wurde, spielten die großen Magnatsfamilien (wie die Suren oder Karen) auch weiterhin eine wichtige Rolle. Ardaschir förderte die Urbanisierung, wobei der König dabei jedoch auf das ihm direkt unterstehende Land beschränkt war. Um das Jahr 230 war die Herrschaft der Sassaniden im ehemaligen Partherreich fest etabliert, wenn auch ein Vorstoß nach Armenien sowie ein weiterer gegen das Königreich Hatra gescheitert waren.


Krieg gegen Rom und die letzten Jahre

Siehe auch: Römisch-Persische Kriege

230 begann Ardaschir den Kampf gegen Rom mit dem Ziel, das 30 Jahre zuvor von Kaiser Septimius Severus annektierte Nordmesopotamien unter seine Herrschaft zu bringen. Nach Cassius Dio (80,4,1) und auch Herodian (6,2), der wohl seiner Quelle Cassius Dio folgte, soll Ardaschir dabei als Erbe der Achämeniden aufgetreten sein und Anspruch auf die von ihnen beherrschten Territorien erhoben haben. Diese Aussage ist in der Forschung umstritten, es ist aber eher unwahrscheinlich, dass Ardaschir nähere Kenntnisse über die Zeit der Achämeniden hatte. Ardaschir scheint bestrebt gewesen zu sein, durch Kampfleistungen seine Herrschaft zu legitimieren; weitreichende Annexionsabsichten, beispielsweise hinsichtlich Syriens, dürften ihm fern gelegen haben, wenn er sich auch „König der Könige“ genannt hat (allerdings nur von Eran [Iran]).

Der Krieg gegen Rom verlief zunächst erfolgreich, wobei persische Verbände tief nach Syrien vordrangen, doch konnte 232 der römische Kaiser Severus Alexander zum Gegenangriff übergehen. Beide Seiten erlitten hohe Verluste, die schließlich eine Beendigung der Kampfhandlungen erzwangen, ohne dass jedoch ein Friedensvertrag geschlossen worden wäre. Nach der Ermordung des Severus Alexander 235 nutzte Ardaschir die Gelegenheit und drang erneut auf römisches Gebiet vor. Nisibis und Karrhai (236) fielen ebenso wie das strategisch bedeutende und mit den Römern verbündete Hatra (wohl 240).

In dieser Zeit trat Schapur wohl als Mitregent Ardaschirs auf, der ihn auch auf seinen Kriegszügen begleitete, und der nach dem Tod Ardaschirs ohne Schwierigkeiten den Thron bestieg und den Krieg weiterführte. Möglich ist aber auch, dass Ardaschir schon um 239 zugunsten von Schapur zurückgetreten ist. Ardaschir legte jedenfalls den Grundstein für den über 400-jährigen Bestand des Sassanidenreiches, während Schapur den Rohbau des Reiches komplettierte. Beide zählen daher auch zu Recht zu den bedeutendsten Sassanidenkönigen.

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Beitrag von gorostiza » Mi 05.09.07 16:32

Lieber saharafuchs,

herzlichen Dank für diese detaillierten Infos zum Grosskönig. Jetzt habe ich bereits eine ganz andere Einstellung zu dieser Münze, obwohl sie nicht gerade gut erhalten is und, wie schon betont, ausserhalb meines Interessengebietes liegt.
Das "monytrend" bringt im Moment eine sehr interessante Serie über die Sasaniden, im Septemberheft wird über Schapur II. berichtet. Ich las den Artikel mit grossem Interesse.

Gruss Roland

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Beitrag von Pscipio » Mi 05.09.07 16:45

@ goro,

schöne Münze! Ich wusste gar nicht, dass es die auch in dieser Grösse gibt.

@ saharafuchs,

Es ist nicht nötig, jeweils den Wikipediaartikel zum angesprochenen Thema ins Forum zu kopieren, das kann dort jeder selber nachlesen. Hier braucht es nur unnötig Platz, ein Link würde genügen.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von saharafuchs » Do 06.09.07 00:30

geht aber schneller und einfacher für den unversierten Forenuser.

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Re: Sasaniden, Ardacher I.

Beitrag von didius » Do 04.10.07 23:23

gorostiza hat geschrieben:Da man in einem Lot oft auch Münzen nehmen muss, die eigentlich ausserhalb des persönlichen Sammelbereiches, kam auch diese Münze zu mir.
Da die Münze ja nicht in deinem Sammelbereich liegt, möchtest du sie vielleicht los werden? :roll:

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