Münzen aus dem Kushan Empire

Asiaten und was sonst noch der Antike zuzuordnen ist

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numistheo
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Münzen aus dem Kushan Empire

Beitrag von numistheo » So 17.11.13 23:09

Hallo,

ich hoffe das ich meine Frage hier an der richtigen Stell stelle.

Ich besitze einige Kupfermünzen aus dem Kuschan Empire. Die Kuschana beherrschten ein Reich in Zentralasien (etwa zwischen 100 u. 250 n. Chr). Die genaue Datierung ist jedoch Strittig.
Untersuchungen haben ergeben das die Münzen hauptsächlich aus Kupfer bestehen aber auch geringe Anteile Eisen enthalten. Es ist aufgefallen das einige Münzen stellenweise magnetisch reagieren. Es handelt sich um kleine Areale auf der Münze an den ein kleiner Magnet haftet.

Meine Frage ist ob jemand über die Herstellungstechniken dieser Münzen weiß und es eine Erklärung dafür gibt warum das Eisen inhomogen in der Münze verteilt ist.

Die Münzen sind nicht absolut Rund und unterschiedlich dick haben aber in der Mehrzahl ein annähernd gleiches Gewicht. Die kleinen haben einen Durchmesser von etwa 18mm und wiegen ca. 5g. Die Großen ca. 15g bei ca. 24mm Durchmesser.

Ich freue mich über mögliche Hinweise.

Numistheo

klaupo
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Re: Münzen aus dem Kushan Empire

Beitrag von klaupo » Mo 18.11.13 10:30

Dieser Eisengehalt ist in der Region anscheinend nicht ungewöhnlich. Zu frühen Nepal-Münzen, die ebenfalls diese Eigenschaft aufweisen, habe ich hier einen kurzen Hinweis gefunden.

http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=19301

Letztlich scheint die Frage allerdings ungeklärt.

Gruß klaupo

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pingu
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Re: Münzen aus dem Kushan Empire

Beitrag von pingu » Di 19.11.13 11:37

Hallo,

ohne eine genaue Untersuchung der Zusammensetzung der magnetischen Stellen dieser Münzen ist jede Annahme reine Spekulation.
... aber tun wir dies einfach einmal.:

Der Grund wird sehr wahrscheinlich in der Zusammensetzung der zur Verfügung stehenden Kupfererze zu finden sein. Es wurde in der Antike sehr früh mit dem Abbau von Kupfer und Kupfererz begonnen (ca.5000 BC). Zunächst kann man davon ausgehen, das noch ältere Abbaue sich auf metallisches Kupfer beschränkten, welches in der Huterzzone einiger Lagerstätten vorkommt. Zum Beginn der Abbauphasen vor ca.5000 Jahren kann man wohl auch davon ausgehen, das nur Erze der Huterzzone abgebaut wurden, welche auch rel. einfach geschmolzen werden konnten. Das Augenmerk der alten Bergleute wird wohl auf Kupfersalzen gelegen haben (Malachit, Azurit) welche geringe Schmelzpunkte aufweisen und leicht verhüttet werden konnten. Mit voranschreiten der Metallurgie wurden in späterer Zeit Erze verwendet, die höhere Schmelzpunte aufwiesen, in erster Linie Kupferkies. Dieser ist in vielen Lagerstätten mit einem wichtigen Eisenerz vergesellschaftet. ---> Magnetit (warum dieser so heißt liegt wohl auf der Hand :wink: ) so wie dem Zinkerz Zinkblende.
Der Magnetit und die Zinkblende haben jedoch einen höheren Schmelzpunkt als der Kupferkies und sind daher bei der Verhüttung rel. gut abzutrennen.
Zunächst wird das Erz grob vorsortiert, nicht schmelzbare Anteile werden ausgelesen (z.B.Eisenerze, Zink-, Kobalt- und Nickelerze... etc.). Dann wird das Erz fein gemahlen, das verringert den Aufwand zum Einschmelzen. Der Magnetit z.B. welcher innerhalb der Kupfererzbrocken verblieben ist wird so zwangsläufig mit aufgemahlen.
Das Ganze wandert dann in einen Schmelzofen, wo unter Zuhilfenahme von Holzkohle/Steinkohle und unter Zufuhr von Luft (Blasebalg) eine Schmelze hergestellt wird. Auf der Schmelze sammeln sich alle nicht schmelzbaren Bestandteile geringerer Dichte als Kupfer (z.B. Quarz) daher sie schwimmen auf dem Kupfer und können abgestrichen werden. Schwerere Bestandteile sinken hingegen ab und sammeln sich am Boden der Schmelztiegel (sogenannte Ofensau). Einige wenige Minerale liegen in ihrer Dichte jedoch rel. nahe am Kupfer und sinken somit nur schwer ab oder steigen in der Schmelze nur langsam auf. Wenn jetzt der geringste Zeitdruck hinzu kommt verbleiben in der Schmelze z.B. magnetische Spot's von Eisenerz oder sogar von Zinkerzen und Nickelerzen.
Man muss dazu sagen, das die Reinheit des Kupfers zu der Zeit auf Grund des Verfahrens gering war, es wurden etwa 70-80% Kupfergehalt erreicht. Erst durch mehrmaliges Aufschmelzen und Umschmelzen konnten höhere Reinheiten erreicht werden und es wurden mehr Fremdbestandteile abgeschieden. Wenn wir mit der Schmelze Münzen gießen, haben die Münzen sehr wahrscheinlich magnetische Bereiche.

Das älteste Kupfer wird sehr wahrscheinlich kaum magnetische Bereiche haben, da der Ausgangsrohstoff schon metallisches Kupfer war und in der Huterzzone von Lagerstätten kaum Eisenerz mit den verwendeten Kupfererzen vergesellschaftet ist. Später muss der Eisengehalt zwangsläufig steigen (Einsatz anderer Ausgangserze) um dann mit voranschreiten der verwendeten Technologieen wieder zu sinken...

Leider weis ich nicht wann sich modernere Verfahren der Herstellung durchgesetzt haben, aber dies ist mit Sicherheit in kleinem Maßstab schon im frühesten Mittelalter oder sogar noch eher anzunehmen.
Die ältesten großen Abbaue befindensich übrigens in der Negev (heutiges Israel), jedoch wurde in ganz Asien schon sehr früh Kupfer abgebaut.
------------------
Bei den ersten japanischen Kanei-Tsuho Münzen gibt es übrigens auch einige Ausgaben, die eine geringe Magnetisierbarkeit aufweisen. Und diese Münzen sind der Neuzeit zuzuordnen (ca.1630-1868).


alles nur Spekulation... :wink:

Grüße
pingu
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Re: Münzen aus dem Kushan Empire

Beitrag von numistheo » Fr 22.11.13 19:27

Hallo,

vielen Dank an Klaupo und pingu für die schnellen Antworten.

Bei der Erklärung wie etwas vor ca. 2000 Jahren hergestellt wurde, sind Annahmen und Spekulationen nicht ungewöhnlich.
Ich danke pingo für die sehr ausfühlichen Erklärungen und glaube, das diese auch zutreffen können.
Beim Vorhandensein von Magnetit bin ich mir nicht so sicher weil die Münze auf einem Magneten ( starker Minimagnet) reagiert, aber kein Remanenzmagnetismus festgestellt werden konnte.
Eine Frage habe ich noch. Was versteht man unter "Huterzzone"?

Viele Grüße.
Theo

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Re: Münzen aus dem Kushan Empire

Beitrag von pingu » Mi 27.11.13 10:27

Hallo,

ganz Grob:
die Huterzzone ist der oberste Bereich in einer Lagerstätte. Hier treten die Erze meißt als Oxide, und Salze auf, verschiedene Metalle können ungebunden (gediegen) auftreten (z.B. metallisches Kupfer, Silber Wismut und Arsen). Die Erze und Metalle sind meist aus wässrigen Lösungen entstanden, bei sehr niedrigen Temperaturen (bis max. wenige 100°C) In den tieferen Bereichen der Lagerstätte treten die Metalle immer in gebundener Form auf, z.B. sehr oft als Verbindungen mit Schwefel (Sulfide und Sulfosalze) oder mit einer Silikatguruppe in der Bindung. Hier waren die Entstehungstemperaturen bei der Lagerstättenbildung auch deutlich höher....

Such einfach mal im Netz nach Lagerstättenentstehung und lies dir einiges durch - das Thema ist zu komplex um es hier zu diskutieren. Für gewöhnlich braucht es ein paar Jahre intensives Studium um die Zusammenhänge umfassend zu verstehen. Und ich bin schon ein paar Jährchen zu lange aus der Materie raus als das ich mich hier in Einzelheiten ergehen könnte :wink:

Grüße
pingu
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Re: Münzen aus dem Kushan Empire

Beitrag von numistheo » Mi 27.11.13 11:43

vielen Dank. Ich werde mich mal näher damit beschäftigen.

Grüße
Theo

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