Ich sammle ja nicht nur Münzen, sondern unter anderem auch Briefmarken. Bei Marken ist es so, dass es je nach Marke verschieden sein kann, ob sie in ihrer Wertigkeit niedriger oder höher eingestuft wird, je nachdem ob sie bedarfsmäßig gelaufen und gestempelt ist, oder nicht. Manche Marken sind exorbitant teuer (im Verhältnis), wenn sie verwendet wurden, und werden in ungebrauchtem Zustand mehr oder weniger als wertloses Altpapier betrachtet (z.B. Hyperinflationsmarken).
Ich für meinen Teil bin ein "Verfechter" der Stempel, am besten noch mit Brief und allem drum und dran dabei. Das ist meiner Meinung nach, aus historischer Sicht, einfach um ein Vielfaches interessanter - das Wissen, dass jemand die Marke mal benutzt hat, das sie quasi "um die Welt" gegangen und ein einzigartiges Einzelstück ist, einfach das Bild dazu, dass sich im Kopf zusammenspinnt, macht einen großen Teil der Faszination aus

Und das selbe Gefühl habe ich auch bei Münzen. Klar, PP und Spiegelglanz, sieht schick aus, aber irgendwie bleibt es für mich da auch dabei. Gefühlsmäßig ist so eine Münze für mich ein Stück Dekoration, evl. auch ein wertvolles und teures Schmuckstück, aber jegliche Historie dazu fehlt. Das Gefühl mit Münzen zu hantieren, die vielleicht durch hunderte von Händen gewandert sind, ist irgendwie doch ein ganz anderes.
Ich liebe schöne Medaillen, wenn sie ordentlich abgelegt sind und gepflegt aussehen. Wenn ich eine neue Euromünze aus meinem Geldbeutel angle, die ich noch nicht habe und die noch schön glänzt, dann freue ich mich auch, dass die noch so schön erhalten ist. Aber ich habe ein komisches Gefühl bei dem Gedanken, eine Gedenkmünze zu erwerben und in Händen zu halten. Irgendwie ist das nicht "richtig". Oben erwähnte Medaillen, vielleicht zu Jubiläen oder ähnlichem, sind zu diesem Zweck geschaffen. Münzgeld ist zum Bezahlen und sollte zirkulieren. Gedenkmünzen, unzirkuliert... irgendwie sowas zwischendrin, nichts ganzes und nichts halbes - Medaillen zum Bezahlen, oder so

Gibt es das, dass Münzsammler (ähnlich wie die Briefmarkenkollegen) die Tatsache das eine Münze längere Zeit im Umlauf und in Gebrauch war, als (Sammler)Wertsteigerndes Kriterium betrachten? Oder ist der Allgemeinheit eine Münze lieber, die nach der Prägung so schnell wie möglich in eine Sammlung gewandert ist und seither dort vor sich hin konserviert?
Was haltet ihr von Münzen, mit denen man zwar theoretisch bezahlen kann, die aber in dem vollen Bewusstsein hergestellt werden, dass sie Sammlerobjekte sind und wahrscheinlich nie einen Geldbeutel von innen sehen?
Ich hoffe, ich habe jetzt nicht eine der berühmten "das hatten wir schon tausend mal"-Diskussionen begonnen, aber das würde mich echt mal interessieren
