Unzirkuliert?

Alles was sonst nirgends in "Rund ums Sammeln" passt & Phantasieprägungen und Verfälschungen
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Drudenfus
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Unzirkuliert?

Beitrag von Drudenfus » Mi 16.04.08 20:19

Sooo, wollte mal eine allgemeine Frage in die Runde werfen. Und zwar geht es mir um folgendes:
Ich sammle ja nicht nur Münzen, sondern unter anderem auch Briefmarken. Bei Marken ist es so, dass es je nach Marke verschieden sein kann, ob sie in ihrer Wertigkeit niedriger oder höher eingestuft wird, je nachdem ob sie bedarfsmäßig gelaufen und gestempelt ist, oder nicht. Manche Marken sind exorbitant teuer (im Verhältnis), wenn sie verwendet wurden, und werden in ungebrauchtem Zustand mehr oder weniger als wertloses Altpapier betrachtet (z.B. Hyperinflationsmarken).
Ich für meinen Teil bin ein "Verfechter" der Stempel, am besten noch mit Brief und allem drum und dran dabei. Das ist meiner Meinung nach, aus historischer Sicht, einfach um ein Vielfaches interessanter - das Wissen, dass jemand die Marke mal benutzt hat, das sie quasi "um die Welt" gegangen und ein einzigartiges Einzelstück ist, einfach das Bild dazu, dass sich im Kopf zusammenspinnt, macht einen großen Teil der Faszination aus :)
Und das selbe Gefühl habe ich auch bei Münzen. Klar, PP und Spiegelglanz, sieht schick aus, aber irgendwie bleibt es für mich da auch dabei. Gefühlsmäßig ist so eine Münze für mich ein Stück Dekoration, evl. auch ein wertvolles und teures Schmuckstück, aber jegliche Historie dazu fehlt. Das Gefühl mit Münzen zu hantieren, die vielleicht durch hunderte von Händen gewandert sind, ist irgendwie doch ein ganz anderes.
Ich liebe schöne Medaillen, wenn sie ordentlich abgelegt sind und gepflegt aussehen. Wenn ich eine neue Euromünze aus meinem Geldbeutel angle, die ich noch nicht habe und die noch schön glänzt, dann freue ich mich auch, dass die noch so schön erhalten ist. Aber ich habe ein komisches Gefühl bei dem Gedanken, eine Gedenkmünze zu erwerben und in Händen zu halten. Irgendwie ist das nicht "richtig". Oben erwähnte Medaillen, vielleicht zu Jubiläen oder ähnlichem, sind zu diesem Zweck geschaffen. Münzgeld ist zum Bezahlen und sollte zirkulieren. Gedenkmünzen, unzirkuliert... irgendwie sowas zwischendrin, nichts ganzes und nichts halbes - Medaillen zum Bezahlen, oder so :oops:

Gibt es das, dass Münzsammler (ähnlich wie die Briefmarkenkollegen) die Tatsache das eine Münze längere Zeit im Umlauf und in Gebrauch war, als (Sammler)Wertsteigerndes Kriterium betrachten? Oder ist der Allgemeinheit eine Münze lieber, die nach der Prägung so schnell wie möglich in eine Sammlung gewandert ist und seither dort vor sich hin konserviert?
Was haltet ihr von Münzen, mit denen man zwar theoretisch bezahlen kann, die aber in dem vollen Bewusstsein hergestellt werden, dass sie Sammlerobjekte sind und wahrscheinlich nie einen Geldbeutel von innen sehen?

Ich hoffe, ich habe jetzt nicht eine der berühmten "das hatten wir schon tausend mal"-Diskussionen begonnen, aber das würde mich echt mal interessieren 8)

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klosterschueler
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Beitrag von klosterschueler » Mi 16.04.08 20:35

Lieber Drudenfus!

Ich darf mich mal als erster zur Frage äußern:
Ich glaub schon, dass die Erhaltung einer Münze oder Medaille eine Rolle spielt, d.h. je weniger beschädigt, desto besser.
Was ich für meinen Teil - und das ist wirklich nur die Meinung vom Klosterschüler - behaupten kann: Mich interessieren eigentlich nur Münzen, die als Zahlungsmittel gelten bzw auch als solches verwendet werden (können).
Münzen, die nur dazu geprägt werden, dass sie von Sammlern um ein teures Geld um ein vielfaches ihres Materialwertes gekauft werden und ansonsten keinen Wert besitzen (8 3/4-Euro-Prägungen, PP aus Liberia oder so Mumpitz wie Euro-Probeprägungen aus Liechtenstein...) schau ich nicht mal an. ABer das soll jeder halten, wie er mag.
Deshalb hab ich perönlich mein Problem mit den 2-Euro-Prägungen, die ja schneller auf den Markt kommen, als diverse Versandhäuser ihre Kataloge prägen können.

Auf daß mir noch viele WENIG umgelaufene Münzen einlaufen mögen, das mag ich :D

Klosterschüler
„Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

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Salier
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Beitrag von Salier » Mi 16.04.08 22:27

Hallo Drudenfus,
Diese Frage hat sich wohl jeder Sammler einmal gestellt. Bei allem was man sammeln kann, wird auch die Erhaltung immer eine wichtige Rolle spielen und am besten läßt sich die Frage mit, warum sammelt man?, beantworten. Hier findest Du ein paar Meinungen.
http://www.numismatikforum.de/ftopic6571.html

schöne Grüße
Salier
Sancta Colonia Agrippina

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 16.04.08 23:30

Für mich spielt schon die Münze als historisches Zeugnis und Zahlungsmittel eine große Rolle. Trotzdem freue ich mich über jedes Stück, das nicht oder wenig umgelaufen ist, aber noch hätte können, die numismatische Jungfrau sozusagen. Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

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Beitrag von MünzenPeter » Fr 18.04.08 08:53

Hallo an alle!

Ich bin da immer hin und her gerissen.
Ich bevorzuge zwar Münzen die eindeutig zirkuliert sind, finde es aber hin und wieder schade, das man Details nicht mehr genau erkennen kann. In meinen Augen muss eine Münze „Karakter“ haben (ist Karakter das richtige Wort?, na ja, ich mein halt „das gewisse etwas“, Persönlichkeit eben). Ich bewerte jede Münze einzeln und was für einen anderen Sammler als „nicht mehr Sammelwürdig“ erachtet wird, kann in meinen Augen eine Wertsteigerung darstellen (Vorteil ist natürlich, ich bekomme die Münze billiger). Es erscheint mir meistens ehr seltsam, eine Münze von 300 oder 1000 Jahren in der Hand zu halten und sie sieht aus als wäre sie frisch vom Prägestock gefallen (wahrscheinlich auch noch auf ein Samtkissen).
Das schöne dabei ist, dass jeder das mit sich selber ausmachen kann und keiner einem reinredet.

PP, ist ok, auch wenn ich damit selber nichts anfangen kann.

So beleibt der Markt weitgefächert und jeder kann seine Münze für einen meist anständigen Preis bekommen.

Nur meine Persönliche Meinung
Grüße
MP

P.S.
Ich habe eine Dupondius von Vespasian, der ist so schlecht, das ich schon ausgelacht wurde. Ich liebe diese Münze, denn es ist die Münze die Vespasian seinen Sohn unter die Nase hielt und fragte wonach sie rieche.

MP
... und sollte die Welt einmal in Flammen aufgehen, dann wird man am Rande der Brandkatastrophe den Sammler sitzen sehen, wie er unbeirrt seine Kollektionen ordnet.

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Henrik
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Beitrag von Henrik » Di 29.04.08 22:22

Ich kann die Faszination von zirkulierten Münzen durchaus nachvollziehen. Für mich persönlich finde ich Münzen aber erst zirkuliert schön, wenn sie ein gewisses Alter haben. So alles vor der D-Mark finde ich zirkuliert interessant und würde auch keine Prägefrische Münze haben wollen.

Bei neuen Münzen (Euro, D-Mark) finde ich unzirkulierte oder gering zirkulierte aber schöner. Eine Euromünze muss für mich nicht zwingend blinken wie am ersten Tag(besonders die 10, 20 und 50 Cent Stücke können ohne Glanz manchmal sehr schön aussehen finde ich, 1,2,5 Cent Stücke sehen dagegen dann schon fast immer oll aus), aber es sollen alle Einzelheiten gut zu erkennen sein und die Münze allgemein einen nicht zu sehr genutzten Eindruck machen. Entgegen dieser Einstellung, habe ich aber auch PP Münzen in meiner Sammlung und freue mich jedes mal an ihnen, wenn ich mal z.B. den BRD KMS 1986 PP vor Augen habe.
Auch Euro und Deutsche Mark erzählen viele Geschichten, ihr müsst nur hinhören ;)

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