Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Griechische Münzen des Altertums

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loron
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Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von loron » So 18.09.11 17:12

Liebe Foranden,

in der numismatischen Literatur findet man immer wieder die Behauptung, dass Städte, deren Stadtgöttin eine Mauerkrone trägt, über eine Stadtmauer verfügten. So z. B. Berges -- Nollé, Tyana 368. Kennt jemand auch einen Beweis für diese Behauptung? Oder vielleicht sogar ein Gegenbeispiel?

Gute Grüße,

Florian
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Altamura
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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von Altamura » So 18.09.11 17:35

Zur Sache kann ich da leider nichts Konkretes beitragen :( .
Aber derartige Pauschalaussagen erwecken immer erstmal mein Mißtrauen :wink: .

Wenn es eine solche Regel gäbe, dann hätte sie jemand aufstellen und auch durchsetzen müssen, damit sich da auch ja nicht irgendein Gernegroß ohne ordentliche Stadtmauer mit einer illegalen Tyche-mit-Mauerkrone-Münze schmückt :wink: . So jemanden sehe ich in der Antike (der vorrömischen) aber nicht.

Man könnte vermutlich schon hergehen und bei allen bekannten Tyche-mit-Mauerkrone-Münzen nachschauen, ob die herausgebende Stadt auch eine Stadtmauer besaß (sofern man das heute in allen Fällen feststellen kann). Das meinst Du wohl mit "Beweis"? Aber warum sollte sich jemand dieser Fleißarbeit unterziehen? Was hat man von der Antwort?

Gruß

Altamura

loron
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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von loron » Mo 19.09.11 11:00

Hallo Altamura,
vielen Dank für die Antwort.
Den Beitrag möchte ich ein wenig zurechtrücken, um die Diskussion vielleicht in Gang zu bringen.
1. Es geht mir gar nicht speziell um vor-römische Münzen, sondern um solche, die dem griech. Kulturraum angehören, speziell: provinzialrömische.
2. Bildkonventionen auf griech. Münzen bedurften keiner Kontrolle oder Durchsetzung. Wenn eine Stadtgöttin ein aphlaston hält, dann hat ihre Stadt einen Hafen. Wenn ein Flussgott zu sehen ist, dann verläuft auf der chora der Stadt ein Fluss. Pfuschen ist da mehr oder weniger ausgeschlossen. Soviel Ehrlichkeit war Ehrensache.
3. Die Frage, was man nun von der Antwort habe, zeugt von großem Pragmatismus, verdirbt aber schnell den Spaß daran, sich überhaupt Fragen zu den Bildern auf Münzen zu stellen.

Gute Grüße,
Florian
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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von vMadai » Mo 19.09.11 13:07

Ich gehe davon aus, dass alle Städte, die es sich leisten konnten, eine Stadtmauer hatten. Jeder Stadt, die sogar Münzen ausgibt, traue ich es ohne weiteres zu. Kennst du überhaupt Beispiele für antike Städte ohne Mauer? Mir fällt spontan keine einzige ein.

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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von Pscipio » Mo 19.09.11 13:35

Es gibt viele antike Städte, die keine Stadtmauer hatten (oder haben durften), insbesondere unter römischer Herrschaft. Viele begannen erst in den Krisenzeiten des 3. oder 4. Jh. mit dem (Neu-)Bau einer Stadtmauer.

Die Theorie, dass nur Städte mit Mauern eine Stadtgöttin mit Mauerkrone abbildeten, ist mir bisher noch nicht begegnet. Hört sich interessant an, auch wenn ich zuerst mal skeptisch bin.
Nata vimpi curmi da.

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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von vMadai » Mo 19.09.11 14:19

An welche Stadt denkst du beispielsweise?
Wie gesagt - ich erinnere mich bisher an keine.

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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von Pscipio » Mo 19.09.11 16:50

Da gibt es viele, selbst in grenznahen Gebieten (z.B. Philippopolis und Serdica: befestigt im späten 2. Jh., oder Augusta Vindelicum = Augsburg: Mitte des 2. Jh., Augusta Treverorum = Trier: spätes 2. Jh.). In Kleinasien geschieht das teilweise erst später, nämlich als auch die anatolischen Provinzen unter Verwüstungen zu leiden hatten (3. Jh.). Oft wurden auch alte, ungenügende und zerfallene Befestigungen erneuert, erweitert oder ersetzt - so z.B. in Condate (Rennes), wo durch den hastigen Ausbau der Stadtmauer im späten 3. Jh. glücklicherweise mehrere Meilensteine des "Gallischen Sonderreiches" erhalten geblieben sind, weil sie als Baumaterial verwendet wurden. Und nicht zuletzt in Rom selber: die Stadt war zwar vor dem Bau der Aurelianischen Mauser nicht völlig unbefestigt, aber die alte servianische Mauer war wohl aufgrund ihres Alters und mangelndem Unterhalt in schlechtem Zustand, vor allem aber umschloss sie nur einen kleinen Teil der Stadt.

Gruss, Pscipio
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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von vMadai » Mo 19.09.11 17:00

Danke!

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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von Peter43 » Mo 19.09.11 22:03

Es ist eher umgekehrt. Eine Tyche mit Mauerkrone ist die Stadtgöttin.

Jochen
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Re: Mauerkrone: Zuverlässiges Indiz

Beitrag von Iulia » Di 20.09.11 13:05

@ Ioron,
Dass eine Stadt ihre Stadtgöttin mit einer Mauerkrone darstellt, auch wenn die Stadt zur Zeit der besagten Prägung keine Stadtmauer besitzt, halte ich tatsächlich für nicht sehr wahrscheinlich. Insofern spricht die Logik für die zitierte These. Wenn Du mit einem Gegenbeispiel diese These widerlegen möchtest, hilft es nur die Grabungsberichte münzprägender Städte durchzuforsten. Aber auch dann könnten diese Befunde noch keine sicheren Gegenbeweise abgeben, denn die entsprechenden Mauerreste könnten noch nicht entdeckt, abgetragen oder verbaut worden sein. Auf die Schnelle ist ein Gegenbeweis sicher nicht zu bekommen.

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