Milet Obole gelocht

Griechische Münzen des Altertums

Moderator: Numis-Student

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Milet Obole gelocht

Beitrag von cojobo » Do 27.10.16 17:13

Hallo nach langer Zeit mal wieder,
in unserer Sammlung befinden sich seit langem (Erwerbsdatum ist wie bei unseren meisten Stücken unbekannt)
30 typische Obole aus Milet, 5.Jhdt. oder so. Typisch Avers Löwenkopf, Revers Sternornament im Quadratum incusum.
Aber: Fast die Hälfte von denen ist gelocht.
Ich habe den Schülern früher immer erzählt, das hätte man gemacht, um die kleinen Dinger auf einen Faden auszuziehen, damit sie nicht verloren gehen. Klingt auch ganz logisch. Aber ich finde nirgendwo, auch nicht bei acsearch u.ä., einen Hinweis auf gelochte Obole.
Ich wäre wie immer dankbar für jeden sachdienlichen Hinweis, sogar wenn mir jemand belegen kann, dass das eine moderne Mißhandlung von antikem Kulturgut ist.
Ich habe mal zwei Bilder angefügt, Av. und Rv. von zwei Obolen, jeweils eins ungelocht und eins gelocht.
Bin sehr gespannt auf das Ergebnis!
Wie immer mit besten Grüßen
cojobo
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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von Numis-Student » Fr 28.10.16 16:19

Hallo,
ich glaube, es liegt nur daran, dass eine so häufige Münze, die ohne Loch kaum 50 € bringt, MIT Loch einfach nicht in Auktionen auftaucht, da zu minderwertig... das ist eher typische Ebay-Ware, daher keine Bilder auf acsearch.

Im Anhang noch meiner...

Schöne Grüße,
MR
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von cojobo » Fr 28.10.16 17:17

Hallo,
vielen Dank für die Antwort. Immerhin hat also nach 24 Stunden doch jemand reagiert. Ich war schon ganz irritiert über die Nicht-Reaktion bislang.
Wobei: ich glaube, dass die Dinger schon länger in unserer Sammlung sind als es Ebay gibt. Und es ist ja nicht nur acsearch, wo sich keine Informationen finden. Wenn diese Lochungen doch ein original historisches Objekt sind, müsste doch irgendwann irgendwer mal was darüber geschrieben haben.
Also nochmals Dankeschön für die Reaktion, und ich bin gespannt, ob noch was kommt.
Beste Grüße
cojobo

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von kijach » Fr 28.10.16 17:36

Vielleicht stammen die Obole mit dem Loch alle aus der selben Quelle und es hat sich jemand den Spaß gemacht und es ist kein Massenphänomen sondern das Werk eines einzelnen
Jetzt auch Griechen-Sammler!

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von cojobo » Sa 29.10.16 16:47

Dann bleibt nur noch die Frage: antik oder modern?

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Numis-Sven
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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von Numis-Sven » Sa 29.10.16 22:35

Da das Silber am Loch recht abgenutzt ist, halte ich das Loch für Antik.
Außerdem sieht das Loch viereckig/ quadratisch aus, was auf einen geschmiedeten Nagel hindeutet.


Liebe Grüße

Sven

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von Altamura2 » So 30.10.16 11:45

cojobo hat geschrieben:... Ich war schon ganz irritiert über die Nicht-Reaktion bislang. ...
Tja, Ihr seid halt verwöhnt :wink: .

Löcher in antiken Münzen sind ja nichts ungewöhnliches, wenn man da bei acsearch mal sucht, findet man sie in Massen: https://www.acsearch.info/search.html?t ... 1&company=
Das Thema wurde hier auch schon einmal lang und breit diskutiert: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 5&start=30

Dass man Löcher auf kleinen Münzen seltener findet als auf großen, hat sicher auch praktische Gründe. Wenn Du in ein Tetartemorion ein Loch schlägst, dann ist die Münze weg :wink: .
Und da die gelochten Münzen aus meiner Sicht wohl meist zu Schmuckzwecken im weiteren Sinne verwendet wurden (das ist aber meine persönliche Meinung), wird man auch eher größere genommen haben, die machen dann einfach mehr her als Winzlinge :D .

Ein bisschen was dazu findet sich hier: http://www.forumancientcoins.com/moonmo ... coins.html

Eine systematische Abhandlung dieses Themas kenne ich aber auch keine :? .

Gruß

Altamura

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von cojobo » So 30.10.16 12:48

Na, so allmählich lichtet sich der Fragehimmel!
Vielen Dank jedenfalls und beste Grüße
cojobo

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von Numis-Student » Mo 31.10.16 12:29

Was auch möglich wäre: bei den Osmanen wurden Unmengen an Münzen, große und kleinere, für Bauchtanzkostüme gelocht. Das geht teilweise so weit, dass manche Münztypen nur gelocht bekannt sind...

Es könnte möglich sein, dass eure Münzen im 18./19. Jhdt. im Osmanenreich gefunden wurden, als Schmuck verwendet wurden und erst später wieder als "Sammlermünzen" vom Kostüm getrennt und verkauft wurden.

Schöne Grüße,
MR
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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von cojobo » Mo 31.10.16 16:56

Na, ein solches Kostüm hätte ich ja mal gern gesehen!

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von diwidat » Mo 31.10.16 20:18

das geht gerade so 8)
Belly-Money-Argent.jpg
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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von cojobo » Mo 31.10.16 21:41

Hihi, danke!

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von Numis-Sven » Mo 31.10.16 22:38

Numis-Student hat geschrieben:Was auch möglich wäre: bei den Osmanen wurden Unmengen an Münzen, große und kleinere, für Bauchtanzkostüme gelocht. Das geht teilweise so weit, dass manche Münztypen nur gelocht bekannt sind...
Ich bin dem ganzen gegenüber skeptisch. Gibt es denn Belege, dass für solche Kostüme antike Münzen verwendet wurden?
Es wäre unpraktisch, da antike Münzen v.a. Griechen größtenteils (im Gegensatz zu den im Bild gezeigten Münzen) dick und schwer sind.
Die Obolen finde ich für ein Kostüm viel zu klein. Ich könnte mir eher vorstellen, dass sie als Armband- oder Kettenglieder gedient haben.

LG Sven

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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von kijach » Mo 31.10.16 22:50

und die klimpern auch nicht so schön wie die dünnen größeren osmanischen Münzen :D
aber irgendeinen modoschen oder praktischen Grund wird es schon gehabt haben
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Re: Milet Obole gelocht

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 19.11.16 19:10

Ich habe mal gelesen, daß Kleinmünzen gelocht wurden, wenn sie als "Charonsobole" verwendet werden sollten, d.h. um sie dem Zahlungsverkehr der Lebenden zu entziehen.

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