Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Deutschland vor 1871
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Erst Ludwig
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Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Beitrag von Erst Ludwig » Fr 29.07.11 10:56

Liebe Münzfreunde.

Mir sind zwei deutsche Taler vorgelegt worden, die einen Gegenstempel Napoleonkopf aufweisen.
Es handelt sich um einen Kronentaler 1810 von Württemberg und um einen Konventionstaler 1809 von Regensburg des Carl von Dalberg. Die Münzen sind zweifelsfrei echt und waren im Umlauf. Qualität circa gutes ss.
Nun war die Zeit der Gegenstempel ja im Mittelalter und französische Gegenstempelung war mir bis dato ebenfalls unbekannt.

Welcher Hintergrund wäre denkbar, daß ein Napoleonkopf auf einem deutschen Taler landet.

Wer hat eine Idee oder kennt Literatur zu diesem Thema ?

Erst Ludwig

klaupo
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Re: Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Beitrag von klaupo » Fr 29.07.11 12:33

Welcher Hintergrund wäre denkbar, daß ein Napoleonkopf auf einem deutschen Taler landet.
Der Gegenstempel mit dem Kopf Napoleons taucht auch auf einem 2 Lire Stück des Königreichs Neapel unter Joachim Murat auf. Die einzige Quelle, die sich nach meiner Suche mit diesem Thema befaßt, nennt das Stück eine "monnayage énigmatique" - eine rätselhafte Münze. Der Erklärungsversuch für den Gegenstempel ist jedoch interessant und würde auch auf die beiden oben genannten Taler passen: Verrat - aus der Sicht Napoléons. 1813 fielen Württemberg und der Rheinbund (Dahlberg) nach der Völkerschlacht von Leipzig von Napoléon ab, 1814 wechselte Murat die Seiten. Als Zeitrahmen für die Aufbringung des Gegenstempels auf Prägungen der "Verräter" wird daher 1814 - 1815 vermutet, also die Zeit von der Rückkehr Napoléons von Elba bis zu seiner Niederlage bei Waterloo. Immerhin eine interessante Hypothese.

Denkbar wäre natürlich auch eine sinnfreie Gegenstempelung zur Bedienung der Sammler.

Gruß klaupo

Erst Ludwig
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Re: Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Beitrag von Erst Ludwig » Fr 29.07.11 14:54

Hallo klaupo,

vielen Dank für diese hochinteressante Hypothese.
Würdest du mir die "Quelle" verraten, welche sich mit dieser Thematik beschäftigt.

Gruß

Erst Ludwig

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bingoHH
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Re: Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Beitrag von bingoHH » Fr 29.07.11 15:13

Es gibt auch mind. zwei Stücke aus Hamburg, auf Doppelmarkstücken geprägt ab 1813, mit zwei verschiedenen Napoleon Gegenstempeln. Hamburg wurde erst 30. Mai 1814 von den Franzosen geräumt. Somit hat es sich nicht als "Verräter" klassifiziert. Daher scheint mir die zweite Variante "sinnfreie Gegenstempelung" schon viel für sich zu haben.

Gab es da nicht eine alte "Napoleon"-Sammlung, wo die Münzen das erste mal beschrieben hat? Wenn mir der Name nochmal über den Weg läuft.
Dateianhänge
Stempel 2.jpg
Stempel 1.jpg

klaupo
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Re: Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Beitrag von klaupo » Fr 29.07.11 16:07

Meine "Quelle" war die Beschreibung zur Münze Nr. 5 ROYAUME DE NAPLES - JOACHIM MURAT auf dieser Seite:

http://www.cgb.fr/monnaies/vso/v04/v040181.html

Dort läßt sich auch die Abb. anklicken.

Die bekanntesten Napoleon-Sammlungen (in erster Linie allerdings Medaillen) wurden von Bramsen und dem Prince d'Essling zusammengetragen und katalogisiert. Zu nennen wäre außerdem die Sammlung Julius, in der ein Großteil der vorgenannten Sammlungen zusammengeführt wurden. Die Auktionskataloge dieser Sammlungen sind die üblichen Zitierwerke. In der Sammlung Schwering (Münzen & Medaillen GmbH, Auktion 24, 19.10.2007), die auch zahlreiche Münzen der napoleonischen Zeit enthielt, ist ein solches gegengestempeltes Exemplar nicht aufgeführt.

Gruß klaupo

Erst Ludwig
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Re: Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Beitrag von Erst Ludwig » Fr 29.07.11 16:16

Hallo bingoHH,
vielen Dank für Deine Info und den Dateianhang.
Wäre es möglich, den Gegenstempel im Bild noch deutlicher herauszustellen ?

Vielen Dank und Gruß aus Hessen

Erst Ludwig

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bingoHH
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Re: Gegenstempel Napoleonkopf auf deutschen Talern

Beitrag von bingoHH » Fr 29.07.11 16:31

@Ernst Ludwig: Leider nein, das ist das Ende der Qualität, den Rest frist die Rasterung der Vorlage auf. Wenn ich ein "Orginal" mal treffe, stelle ich es hier dazu.

@klaupo: Die waren es nicht, da bin ich mir sicher. Ich hatte irgentwo von den Gegenstempel in einem alten Katalog gelesen, die Sammlung schien mir bekannt, und die Gegenstempel waren da schon fraglich. Gefühlsmäßig kommt mir Italien aus Auktionsland in Kopf, zumindest nichts gängiges (also kein Hess, Cahn & Co), aber wie gesagt, benannte Sammlung. Wie gehabt, wenn mal wieder auftaucht füge ich es hinzu.

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