Münze von Kaiser Claudius I.

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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tomatol
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Münze von Kaiser Claudius I.

Beitrag von tomatol » Sa 02.07.05 21:39

Hallo, ich habe eine Münze von Kaiser Claudius I, mit folgendem Code: TI CLAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IMP . Eigentlich müssten noch 2 P´s folgen, aber dafür ist kein Platz. Ich habe die Münze auch im Netz gefunden

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 05&Lot=478

aber einige k l e i n e Details stimmen nicht. So ist das Verhältnis der Buchstaben S und C zu der Außenschrift AVGVSTA LIBERTAS anders. Meine Münze stammt also definitiv aus einer anderen Prägemaschine.

Habe ich einen Fake? Oder waren die alten Römer bei der Herstellung der Prägemaschinen nicht so genau? Woher weiss ich, ob meine Münze echt ist?

Danke für einen kurzen Hinweis!

Thomas

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Sa 02.07.05 22:09

Hallo Thomas!

Nett, Dich hier im Forum begrüßen zu können!

Die Römer hatten doch keine Prägemaschinen. Alle Münzen wurden in den Münzstätten per Hand geprägt. Die Münzen von Claudius z.B. in Lugdunum (Lyon). Dazu wurde der untere Prägestempel fest in einen Amboß gelegt, darauf kam der Schrötling - die leere Metallscheibe - und oben drauf kam der bewegliche obere Prägestempel. Dann wurde mit dem Prägehammer ein kräftiger Schlag auf den oberen Prägestempel ausgeführt und aus dem Schrötling war eine Münze geworden. Nach Hochheben des oberen Prägestempels konnte man die Münze entnehmen, und dann ging es von vorne los. Dies alles mit allergrößter Geschwindigkeit! In der Regel zeigte der feste Prägestempel im Amboß den Avers, der mobile obere den Revers.

Die Prägestempel hielten nun nicht unbegrenzt lange. Sie nützten sich ab. Wieviele Münzen man mit einem Stempel prägen konnte, ist immer noch ein Streitpunkt der Wissenschaftler. Sagen wir mal, es waren zwischen 10000 und 30000 Münzen. Deshalb mußten die Stempel nach einer gewissen Zeit ausgewechselt werden, wenn das Bild anfing, undeutlich zu werden. Deshalb waren die Stempelschneider (Celatores) dauernd damit beschäftigt, neue Stempel zu schneiden. Diese sind natürlich nie identisch, alles Handarbeit! Deshalb kommen bei der selben Münztype immer wieder Unterschiede vor. Trotzdem habe alle die selbe Katalognummer. Fachleute können aus dem Stil der Bilder sogar verschiedene Stempelschneider erkennen und so die Anzahl der angestellten Celatoren einer Münzstätte bestimmen. Das ist z.B. sehr wichtig für die Abschätzung, wielange es dauerte, eine bestimmte Edition auf den Markt zu geben. Und daraus kann man dann wichtige Rückschlüsse ziehen auf den Beginn einer Revolte oder den Zeitpunkt der Ausrufung eines Gegenkaisers. Die begannen nämlich immer damit, daß den Soldaten ein großes Geldgeschenk gemacht wurde!

Deshalb ist es ganz normal, daß Deine Münze etwas anders aussieht, als die andere, die Du abgebildet hast. Im Gegenteil, es ist sehr selten, wenn man mal eine Münze findet, die eine identische Seite wie eine andere hat. Das ist dann immer ein großer Glücksfall!

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

tomatol
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Beitrag von tomatol » So 03.07.05 00:08

Hallo Peter, vielen Dank für Deine ausführliche und kompetente Antwort. Jetzt weiß ich wieder mehr...

Herzliche Grüße

Thomas

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Beitrag von Pscipio » So 03.07.05 15:27

@tomatol

Die Echtheit deines Stückes kann man nur anhand eines Fotos beurteilen, und auch dann nicht immer mit Sicherheit.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

tomatol
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Beitrag von tomatol » So 03.07.05 18:51

Hallo Pscipio, danke für Deine Antwort.

..wenn es bei der Herstellung der Prägestempel durch die Celatores regelmäßig feine Unterschiede gab, war dann nicht Fälschungen Tür und Tor geöffnet? Wurde damals viel Falschgeld hergestellt?

Kann man heute überhaupt noch Fälschungen aus der damaligen Zeit (also keine Fälschungen, die in der Neuzeit entstanden sind) von echten unterscheiden?

Wenn ja, was ist heute wertvoller: eine Fälschung aus der selben Zeit oder eine echte Münze. Fälschungen dürften doch seltener sein?

Ich glaube, daß bei der Kopfseite meiner Claudiusmünze die letzten beiden PP für Pater Patriae nicht drauf waren. Diese Ecke ist leider beschädigt, aber dort ist auch kein Platz mehr für die beiden P, da der Hals von Claudius Konterfei bis an das P von IMP reicht. Kann das sein? Wurden manche Buchstaben gelegentlich weggelassen?

Danke für eine gute Expertenmeinung zu meinen laienhaften Fragen. Ich hoffe, ich nerve hier nicht mit meinem Anfänger-Fragen. Aber ich finde es super-interessant, mehr über ein Geldstück zu erfahren, mit dem Menschen vor knapp 2000 Jahren ihr täglich Brot gekauft haben....

Grüße

Thomas

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Beitrag von Pscipio » So 03.07.05 18:59

Hallo tomatol

Ja es gibt antike Fälschungen, man erkennt sie oft am Stil, oder an der Materialbeschaffenheit (z.b. ein mit silber überzogener Kupferkern als Fälschung einer Silbermünze), etc. Der Wert einer antiken Münze, ob Fälschung oder echtes Stück, hängt von so vielen Komponenten ab, dass sich eine allgemeine Aussage kaum treffen lässt:

- Erhaltung
- Seltenheit
- Patina
- künstlerische Qualität
- historische Bedeutung
- Bedeutung für den am Kauf interessierten Sammler/Händler/etc.
- etc.

Von diesen Komponenten können alle zusammen (oder auch nur einige davon) den Preis einer Münze bestimmen... und dennoch wird der Wert einer antiken Münze selbst von Experten mit jahrelanger Erfahrung im Handel oft nicht richtig eingeschätzt, wie sich auf Auktionen immer wieder zeigt. Vor allem bei seltenen und/oder besonders gut erhaltenen Stücken ist die Preisspanne nach oben fast unbegrenzt.

Ist es dir denn möglich, ein Foto deiner Münze einzustellen?

Gruss, Pscipio

PS: antike Fälschungen sind normalerweise günstiger als echte Münzen, weil der Preis eben nicht nur von der Seltenheit abhängig ist...
Nata vimpi curmi da.

tomatol
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Beitrag von tomatol » So 03.07.05 21:26

Hallo, hier ein Foto meiner Münze. Ich hoffe, man kann alles halbwegs erkennen. Mehr gibt mein Digitalkamera nicht her...

Ist meine Münze mehr als vz, ss oder s einzuordnen?

Danke und Gruß

Thomas

https://fotoalbum.web.de/gast/tomatol/Tomatol
Zuletzt geändert von tomatol am So 03.07.05 21:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Pscipio » So 03.07.05 21:40

Ich würde die Erhaltung mit -ss angeben, allerdings ist die Patina auf deiner Münze ziemlich zerstört. Auch bereiten mir die grünen Flecken grosse Sorgen, kann es sein, dass dort Bronzepest am Werke ist?

Gruss, Pscipio
Dateianhänge
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Beitrag von tomatol » So 03.07.05 21:43

Boaarrr, das ging aber schnell Pscipio - danke für die Antwort! Was ist denn Bronzepest? Die grünen Flecken haben sich seit gut 15 Jahren nicht verändert und ich dachte immer, sie seien Teil der Patina.

Mal eine ganz blöde Frage, wie füge ich Bilder ins Forum ein, so daß sie (wie bei Deiner Antwort) direkt sichtbar sind?

Danke und Gruß

Thomas

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Beitrag von Pscipio » So 03.07.05 21:56

Wenn sie sich nicht verändert haben, dann wird es wohl keine Bronzepest sein. Bronzepest ist eine aggressive Korrosionsart, die eine Münze unter Umständen innerhalb kürzester Zeit überwuchern und zerstören kann.

Bilder anhängen:

a.) "antwort erstellen"
b.) "Attachment hinzufügen"
c.) "Durchsuchen" -> nun kannst du auf deinem PC browsen und das gewünschte Foto per Doppelklick auswählen
d.) "Attachment hinzufügen"
e.) "Vorschau" um zu überprüfen, ob es geklappt hat
f.) "Absenden"

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Peter43 » So 03.07.05 22:43

@tomatol:

Deine Münze ist der folgende As:
Av. TI CLAVDIVS CAESAR AVG PM TRP IMP
bloßer Kopf des Claudius n.l.
Rv. LIBERTAS - AVGVSTA
Libertas steht frontal, Kopf n.r., hält in der re Hand Pileus, li Hand
ausgestreckt, S - C li und re
RIC I, 97; BMC 145
geprägt ca. 41-50(?); häufig

Deine Münze ist eine ganz andere, als die im von Dir aufgeführten Link. Deshalb fehlt das PP. Also kein Fehler vom Celator!

Mit der Bewertung von Pscipio stimme ich im Grunde überein, allerdings finde ich -SS bereits etwas wohlwollend. Ich würde sagen S-SS.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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