Interessanter, wohl irregulärer Gordianus III.-Denar

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Homer J. Simpson
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Interessanter, wohl irregulärer Gordianus III.-Denar

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 19.11.07 22:49

Hier habe ich ein nettes neu erworbenes Stück aus meinem Seltsamkeitenkabinett. Ich weiß noch nicht recht, von wem und wozu diese Münze produziert wurde - offiziell ist sie wohl nicht, und untergewichtig oder gefüttert scheint sie auch nicht zu sein.

Gordianus III., Silberdenar
Vs. IMP GORDIANUS PIUS FEL AUG
Belorbeerte, drapierte und gepanzerte Büste nach re.
Rs. PAX PUBLICA
Pax mit Zweig und Zepter nach li. sitzend
Max. Durchmesser 20 mm, Gewicht 2,76 g, Stempelachse 12 Uhr

Der Haken bei der ganzen Geschichte ist natürlich, daß dieser Reverstyp keiner des Gordian ist, sondern zu seinen Vorgängern Balbinus und Pupienus gehört, die Gordian adoptiert hatten, um etwas gegen ihre wachsende Unbeliebtheit bei Volk und Armee zu tun (was ihnen nichts half). Man könnte sich noch erklären, wenn diese Rückseite bei den sehr seltenen frühen Denaren des Gordian III. mit der Vs. IMP C M ANT GORDIANUS AUG als Hybridprägung auftauchte, da diese Serie ja sehr bald nach der Thronbesteigung des Gordian herauskam. Hier aber haben wir die späte Vs.-Legende, die ab Mitte 240 (laut RIC) benutzt wurde, und da dürften eigentlich keine ollen Denarstempel der beiden Vorgänger mehr herumgelegen sein. Also mal wieder eine kleine Rätselmünze - mir ist vor allem ein Rätsel, wer zu welchem Zweck einen normalgewichtigen Denar in vielleicht allenfalls etwas schlechterem Silber als normal geprägt haben sollte. Zeitgenössische Imitationen habe ich bisher nur von Gordians Antoninianen gesehen; der Denar war schon ein Auslaufmodell.

Viele Grüße,

Homer
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Beitrag von Pscipio » Mo 19.11.07 23:14

Interessante Münze! Sicherlich eine Imitation, der Silbergehalt ist für eine offizielle Prägung zu niedrig und der Stil ist leicht "barbarisiert". Und die Münzen des Balbinus und Pupienus waren ja auch nach 240 n. Chr. gewiss noch im Umlauf, da hat dann jemand die falsche Rückseite auf einen Gordian geklebt.

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Beitrag von QVINTVS » Di 20.11.07 23:47

Es kommt häufiger bei antiken Fälschungen vor, dass die beiden Seiten nicht zu einer "üblichen" Prägung passen. Von Gordianus III. habe ich einen Denar, der ebenfalls eine solche Fälschung ist. Aber ich glaube nicht, dass er die gleiche Rückseite hat - werde mal nachsehen - und falls es so sein sollte Dir antworten.

Für mich ist das Ganze nur so erklärbar. Diese Fälschungen wurden einige Zeit später gemacht und hatten dann einen für diese Zeit nicht mehr üblichen Silbergehalt (theoretisch, wenn sie tatsächlich aus Vollsilber gewesen wären). Wurden sie dann gesammelt, dauerte es vielleicht nochmals ein paar Jahre, bis dann das wahre Gesicht ans Tageslicht trat. Unter Aurelianus hatten sie wahrscheinlich sogar die Fälschungen noch mehr Silber als die Antoniniane.
Viele Grüße

QVINTVS

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Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)

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