Diadumenian aus Aigeai mit Gegenst.

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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tilos
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Diadumenian aus Aigeai mit Gegenst.

Beitrag von tilos » Fr 11.12.09 16:02

Diadumenian
Aigeai, Cilicia
AE 17-30mm / g (wird nachgeliefert)
Gegenstempel

Mein Stück müsste diesem entsprechen, trägt aber zusätzlich noch einen Gegenstempel:

http://www.wildwinds.com/coins/ric/diad ... r_2354.jpg

http://www.wildwinds.com/coins/ric/diad ... r_2354.txt

Aus welchem Anlass könnte dieser Ggst. angebracht worden sein? Da sich meine Recherchemöglichkeiten a.d. Internet beschränken, bitte ich um Eure Mithilfe

Danke+Grüße
Tilos
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Dia Aig Rv.JPG
Dia Aig Av.JPG

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Beitrag von Peter43 » Fr 11.12.09 16:21

Hier ist eine Liste der möglichen Gründe für Gegenstempel:
(1) Gültigkeitserklärung. Macht eine ungültige oder abgenutzte ünze wieder gültig.
(2) Neutarifierung. Verändert den Wert einer Münze, in der Regel nach unten.
(3) Kennzeichnung von Sonderzahlungen an die Soldaten, z.B.
Antrittsdonative, Donative anläßlich eines Kaiserbesuchs oder wegen
militärischer Erfolge.
Auszahlung von Beuteanteilen
Diese nennen oft Spender oder Empfänger
(nach Werz). Ich ergänze:
(4) Sonderzahlungen anläßlich eines gesponsorten Ereignisses.

Am wahrscheinlichsten scheint mir hier ein Grund aus der 3. Gruppe zu sein, oder nach (4).

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Pscipio » Fr 11.12.09 16:49

Howgego, Greek Imperial Countermarks, führt diesen Gegenstempel unter der Nummer 200 auf: Tyche mit Mauerkrone nach rechts. Er kennt ihn für Caracalla und Diadumenian, was einen Zusammenhang mit dem Kaiser unwahrscheinlich erscheinen lässt, die Gegenstempelung hatte sicher lokale Gründe, die allerdings in diesem Fall unbekannt zu sein scheinen (was häufig vorkommt). Nummer drei und vier der von Peter43 nach Werz aufgeführten Gründe für Gegenstempelungen beziehen sich vor allem auf imperiale Münzen.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von areich » Fr 11.12.09 17:43

17-30mm?! Das muß ja eine seltsame Münze sein. ;)

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Beitrag von tilos » Fr 11.12.09 19:04

Ich danke Euch. Also leider - wie so oft bei Gegenstempeln - ein kaum lösbares Geheimnis.

areich, Du merkst aber auch alles! Dann mach halt aus der 1 eine 2, dann stimmts. :lol: Aber es gibt tatsächlich gelegentlich ziemliche "Eier" unter den Schrötlingen, in diesem Fall ist es nicht ganz so "schlimm".

Beste Grüße
Tilos

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Beitrag von areich » Fr 11.12.09 20:29

Und ich dachte, Du hättest die von mir, so eine hatte ich auch mal aber die ist es nicht.

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Beitrag von tilos » Sa 12.12.09 01:03

areich hat geschrieben:Und ich dachte, Du hättest die von mir, so eine hatte ich auch mal aber die ist es nicht.
Nö, die hab ich woanders her. Aber ich kann mal schauen, ob unter Deinen Ehemaligen (Unbestimmten) auch soetwas vorhanden ist.
Gruß
tilos

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Beitrag von Laterarius » Sa 12.12.09 08:00

Howgego schreibt im Hinblick auf den Gegenstempel noch von einer "Tyche". Besser wäre es, hier von einem Kopf der Stadtgöttin zu sprechen. Denn tatsächlich dürfte damit die Personifikation der Stadt Aigeai gemeint sein. Siehe dazu z.B. M. Meyer, Die sogenannte Tyche von Antiocheia als Münzmotiv in Kilikien, Olba 2, 1999, 185-194. Gerade dieses Bild könnte somit ein Argument dafür darstellen, dass die Gegenstempelung aus uns unbekannten loken Gründen erfolgte, wie auch Pscipio hervorhebt.
Beste Grüße
Laterarius

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Beitrag von areich » Sa 12.12.09 08:35

Hier ist meine.
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Diadumenian_Aegeae_AE30-32.jpg

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Beitrag von tilos » Sa 12.12.09 12:52

Laterarius hat geschrieben:... Besser wäre es, hier von einem Kopf der Stadtgöttin zu sprechen. ...
Du hast ja schon öfter auf die Unterscheidung von Tyche und Stadtgöttin hingewiesen. Könntest Du das für mich nochmal klar definieren, ich komme da ehrlich gesagt immer wieder durcheinander.
Danke+Grüße
Tilos


areich: Auch ein nettes Stück - schade, das Du es nicht mir vermacht hattest! :cry:
Zuletzt geändert von tilos am Sa 12.12.09 17:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Laterarius » Sa 12.12.09 16:51

Hallo Tilos,
es ist wahrlich kein Beinbruch, bei diesen Nuancen durcheinander zu kommen. Nach Meyers m.E. überzeugender Darlegung ist der Unterschied folgender: Der Kopf oder das Brustbild der Stadtgöttin bzw. Stadtpersonifikation geht auf die Darstellung der sog. "Tyche von Antiocheia" zurück: Das Bild einer sitzenden Frau mit Mauerkrone, die den rechten Fuß auf einen Flußgott stellt. Ausgehend von der Überlegung, daß dieses Münzmotiv in Kilikien nicht gut die "Antiocheia" darstellen kann, konnte Meyer aufzeigen, dass mit diesem Motiv jeweils die individuelle Stadtpersonifikation gemeint sein muss (trifft auch auf Antiocheia selbst zu, auch die "Tyche von Antiocheia" ist also keine Tyche). Gelegentlich wurden Nuancen gewählt, etwa in Rhosos. Diese Hafenstadt liegt an keinem erwähnenswerten Fluss, weshalb statt der Ähren, die die Personifikation üblicherweise in der Hand hält, ein Aphlaston gezeigt wird. Eine "Tyche" hingegen wird mit anderen Attributen dargestellt: mit Polos, Steuerruder und Füllhorn. Sie zeigt keine lokalspezifischen Modifikationen. In Städten des Ostens wurde gleichwohl auch diese Figur gerne als Münzmotiv gewählt; denn auch die Tyche konnte die Stadt "beschützen", sie personifiziert sie aber nicht.
Beste Grüße
Laterarius

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Beitrag von tilos » Sa 12.12.09 19:12

Laterarius, ich danke sehr für die differenzierte, wenn auch nicht ganz unkomplizierte Erklärung. Ich hoffe, dass ich damit in Zukunft zu einer korrekteren "Ansprache" der Darstellungen finde. Ich habe mal kurz zusammengefasst, so wie ich es jetzt verstehe:

Die Tyche ist eine Schutzgöttin für Städte "allgemein", mit feststehenden Attributen wie Polos, Steuerruder und Füllhorn.

Eine Stadtgöttin ist die Persinifikation einer Stadt, erkennbar an den jeweils stadtspezifischen Attributen, die entsprechend variieren können.

Die Argumentation, warum der Kopf im Ggst. nun aber die Personifikation der Stadt und nicht das Schutzsymbol darstellt, werde ich dann mal im zit. Aufsatz von MEYER nachlesen.

Danke&beste Grüße
Tilos

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Beitrag von Peter43 » Sa 12.12.09 19:17

Ich glaube es ist noch einfacher: Mit Mauerkrone ist es eine Stadtgöttin.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Laterarius » Sa 12.12.09 20:27

Ja, so einfach kann man das auch ausdrücken :lol: . Ich wollte die These von Frau Meyer paraphrasieren, weshalb die Erklärung etwas breit ausgefallen ist. Frau Meyers Studien sollen vor allem eine Antwort auf eine alte These von T. Dohrn (Die Tyche von Antiochia, Berlin 1960) darstellen.
Beste Grüße
Laterarius

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Beitrag von Peter43 » Sa 12.12.09 21:52

Zur 'Tyche' von Antiochia habe ich noch eine Frage. Sie steht ja mit einem Fuß auf dem Flußgott, der üblicherweise für den Orontes gehalten wird. Nun habe ich gelesen, daß dies ein Zeichen dafür sein könnte, daß sie die Stadt vor den gefährlichen Überschwemmungen des Orontes schützen, ihn sozusagen zähmen solle. Zudem sitzt sie auf einem Felsen, der den Stadtberg symbolisieren soll. Gibt es da einen Zusammenhang zwischen dem Berg und dem Schutz vor dem Orontes? Ein schützendes Bauwerk wie ein Damm etwa?

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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