"TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Moderator: Homer J. Simpson
- drakenumi1
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"TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Ihr werdet siesen Antoninian kennen, er kam kürzlich bei Ebay unter den Hammer, für 39,50 Eur. war er der Meinige, möglicherweise nicht besonders beachtet von der potentiellen Käuferschaft, da auf seine Besonderheit nicht hingewiesen wurde.
Unter der Vielzahl ähnlicher Angebote aus dieser Prägezeit auch nicht besonders herausragend, wäre da nicht in der Averslegende dieser schockierende Graveurfehler, ausgerechnet im Namenszug des Kaisers: "TERB GALLVS". Und das verursacht mir Gedanken, oder besser Fragen:
Römische Kaiser waren doch gottgleiche Wesen, mehr oder weniger, - gleicht nicht eine solche Namensverstümmelung einer Majestätsbeleidigung? Waren nicht diese Kaiser Despoten, von denen man heute annehmen muß, daß sie unnachgiebig solche "Freiheiten" des "niederen Volkes" zu verhindern bemüht waren, weil diese die kaiserliche Würde untergraben könnten? -
Um so erstaunlicher, daß damals möglich war, was heute überall in der Welt unmöglich ist, daß der oberste Gebieter eines Staates dergestalt "verunglimpft" wird. Was duldete ein Herrscher (Kaiser) damals, was heute mit aller Unduldsamkeit aus dem Verkehr gezogen würde?
Was denkt Ihr über solchen (diesen) Fall? Oder handelt es sich bei dem Antoninian um ein Stück, welches nur für die Schmelze zurückbehalten worden ist und unmöglich in den Verkehr gelangen sollte?
Saeby sagt: Prägeort Milano. Das heißt doch wohl: vorgesehen für den Umlauf in Rom / Italien, und weniger an der Peripherie des röm. Reiches. Ist die Herkunft des Stückes nach heutigen Erkenntnissen noch die gleiche?
Hier die Münze
von
drake
Unter der Vielzahl ähnlicher Angebote aus dieser Prägezeit auch nicht besonders herausragend, wäre da nicht in der Averslegende dieser schockierende Graveurfehler, ausgerechnet im Namenszug des Kaisers: "TERB GALLVS". Und das verursacht mir Gedanken, oder besser Fragen:
Römische Kaiser waren doch gottgleiche Wesen, mehr oder weniger, - gleicht nicht eine solche Namensverstümmelung einer Majestätsbeleidigung? Waren nicht diese Kaiser Despoten, von denen man heute annehmen muß, daß sie unnachgiebig solche "Freiheiten" des "niederen Volkes" zu verhindern bemüht waren, weil diese die kaiserliche Würde untergraben könnten? -
Um so erstaunlicher, daß damals möglich war, was heute überall in der Welt unmöglich ist, daß der oberste Gebieter eines Staates dergestalt "verunglimpft" wird. Was duldete ein Herrscher (Kaiser) damals, was heute mit aller Unduldsamkeit aus dem Verkehr gezogen würde?
Was denkt Ihr über solchen (diesen) Fall? Oder handelt es sich bei dem Antoninian um ein Stück, welches nur für die Schmelze zurückbehalten worden ist und unmöglich in den Verkehr gelangen sollte?
Saeby sagt: Prägeort Milano. Das heißt doch wohl: vorgesehen für den Umlauf in Rom / Italien, und weniger an der Peripherie des röm. Reiches. Ist die Herkunft des Stückes nach heutigen Erkenntnissen noch die gleiche?
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drake
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- Posa
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Man muss davon ausgehen, dass sich jeder Kaiser einer Flut von Spottgedichten, Schmähschriften, unguten Spitznamen, Graffiti gegenübersah, ob er wollte oder nicht. Sueton etwa berichtet bei vielen Kaisern davon. Da dürfte m.E. so ein harmloser Buchstabendreher, der noch nicht einmal einen pejorativen Beiklang mit sich bringt, eher zweitrangig sein. Justinianus, sicher keiner, der mit Kritikern besonders tolerant umging, und jemand, mit einem hohen religiösen Sendungsbewusstsein, wurde auf Münzinschriften übrigens gemeinhin JVSTINI-ANVS getrennt... Das finde ich bedenklicher, war aber offenbar in Ordnung.
Gruß Posa
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- drakenumi1
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
der ist allerdings gut !Posa hat geschrieben: ... Justinianus wurde auf Münzinschriften übrigens gemeinhin JVSTINI-ANVS getrennt... Das finde ich bedenklicher, war aber offenbar in Ordnung.
Danke, Posa, für Deine Meinung in der Sache.
Mir ist zwar diese Vielzahl von inoffiziellen und abwertenden Äußerungen aus den unteren Volksschichten leidlich bekannt, aber es waren eben nur "inoffizielle". Die Münzprägung hingegen kann man doch nur als "offizielle" Handlung des Staates beurteilen und von dieser Seite denke ich, wurde überwiegend auch auf Einhaltung einer gewissen Korrektheit und Vermeidung von Diffamierungen gesehen, bezogen auf die Person des Kaisers.
Jedenfalls bei stadtrömischen oder nahegelegenen Münzstätten sind mir ähnliche Verstümmelungen der Kaisernamen bisher nicht bekanntgeworden, was allerdings nichts bedeuten soll. Oder kennt jemand einen Tarjan oder Hardian .... ?
Danke nochmals und Grüße von
drake
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Zu diesem Thema folgender Link:
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Gruß
chinamul
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Ich denke, dass auch damals, trotz aller Kontrolle, galt: Buchstabengepurzel erkennt man nicht sofort. Die Experimente dazu kennt ihr sicher alle. Wäre doch eine Möglichkeit, dass er daher unentdeckt blieb. Und einmal im Umlauf... ! Bis man die Münzen findet, kann ja schon der übernächste Kaiser auf dem Thron sitzen
Zur Gottgleichheit stellt sich mir die Frage, ob dies zu diesen Zeiten wirklich in letzter Instanz greift. Die Soldatenkaiser kamen aus den Reihen des Heeres, durchaus möglich, dass der Aspekt der Vergöttlichung bei einem "er ist einer von uns"-Gefühl nachlässt?!
Auf jeden Fall eine sehr interessante Kuriosität!
Zur Gottgleichheit stellt sich mir die Frage, ob dies zu diesen Zeiten wirklich in letzter Instanz greift. Die Soldatenkaiser kamen aus den Reihen des Heeres, durchaus möglich, dass der Aspekt der Vergöttlichung bei einem "er ist einer von uns"-Gefühl nachlässt?!
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Solche Verschreiber kommen immer mal vor... mir ist auch eine Münze vor PRBVS bekannt Und ein österreichisches Bundesland hat am Sonntag den Monatsnamen Septemper auf dem Wahlzettel stehen
MR
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Ich hab's schon oft gesagt aber jeder macht in seinem Beruf Fehler in dieser Größenordnung. Wer das leugnet der lügt oder bekommt es selbst gar nicht mit. Nichts besonderes, nur daß hier genauer hingeschaut wird.
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Damit wir uns richtig verstehen: Was mich keineswegs erstaunt, ist der den Buchstabensalat verzapfende arme Teufel, genannt Stempelschneider (in dessen Rolle kann ich mich sehr gut selbst wiederfinden, geht es mir doch häufiger als gewollt auch so, wenn ich die kuriosesten Schreibfehler mache), sondern die mangelhafte Kontrolle der Stempel oder der Tausenden geprägter fehlerhafter Münzen, die nicht wieder in die Schmelze zurückwanderten. Das hohe Maß der Duldsamkeit gegenüber der Inverkehrsetzung sicher großer solcher Mengen von Münzen mit fehlerhaftem KAISERNAMEN ist für mich das eigentlich Erstaunliche! Und bitte niemand möge einwenden, daß nach Tausenden Prägungen noch niemand so genau hingeschaut hätte, der Fehler also unentdeckt blieb.
Uns so häufig scheint es solche Verstümmelungen des Kaisernamens nun wohl auch nicht zu geben, wie Ihr Glauben macht .....
Weekendliche Grüße von
drake
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
Echte Spottmünzen haben da ein anderes Kaliber - bis in unsere Tage. Letztes Jahr zirkulierte in Schweden eine falsche Krone mit einem sehr heftigen Spruch gegen König Carl XVI. Gustaf (im Bild links, rechts das Original).
Iotapianus
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
[quote="Iotapianus"][attachment=0]kungamynt-468.jpg[/attachment]...
Echte Spottmünzen haben da ein anderes Kaliber - bis in unsere Tage. Letztes Jahr zirkulierte in Schweden eine falsche Krone mit einem sehr heftigen Spruch gegen König Carl XVI. Gustaf (im Bild links, rechts das Original).
Iotapianus[/quote]
Ich kann kein Schwedisch - kann das jemand übersetzen
Echte Spottmünzen haben da ein anderes Kaliber - bis in unsere Tage. Letztes Jahr zirkulierte in Schweden eine falsche Krone mit einem sehr heftigen Spruch gegen König Carl XVI. Gustaf (im Bild links, rechts das Original).
Iotapianus[/quote]
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meine Zahlungsmittel-Dateien
Ich lasse mich durch Ansichts- und Glaubensfragen nicht in einen Empörungsmodus bringen.
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Re: "TERB(onianus) GALLVS" - eine Majestätsbeleidigung ?
"Ungefähr so: Unser Hurenbock von einem König"
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