Unbekanter Grieche

Griechische Münzen des Altertums

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rati
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Unbekanter Grieche

Beitrag von rati » So 29.07.07 01:01

Brauche nochmal die Hilfe der Experten.Leider habe ich im Moment keine Angaben über Gewicht und Durchmesser.
Gruß rati
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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » So 29.07.07 14:20

Hallo rati,

bei deiner Münze handelt es sich um eine pseudo-autonome Bronze aus Tyros in Phoenizien. Die Vorderseite zeigt eine Tyche mit Mauerkrone nach rechts, die Rückseite eine Palme, umgeben von der Legende MHTPOΠOΛ IEPAΣ. Im Feld steht die Datierung, die ich als ZMC = Jahr 241 = 121/122 n. Chr. lese. Geprägt wurde sie also unter Traian.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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rati
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Beitrag von rati » Mo 30.07.07 08:25

Hallo Pscipio,

vielen Dank für die Hilfe.Was verstehe ich unter einer pseudo-autonomen Ausgabe.Eine lokale Ausgabe einer Röm.Province/Kolonie ohne Autorisation der Römer oder eventuell eine Notgeldausgabe wegen Kleingeldmangel?

Gruß rati

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Beitrag von Pscipio » Mo 30.07.07 10:06

Hallo rati,

nein, pseudo-autonom ist ein Hilfsbegriff der Numismatik und bezeichnet griechische Münzen, die unter römischer Herrschaft geprägt wurden, aber keinen Kaiserkopf zeigen. Der Begriff ist ein bisschen unglücklich, weil er eine grössere Autonomie suggeriert, die Münzen damit aber eigentlich nichts zu tun haben. Wir haben im Römerforum einen eigenen Thread dazu: http://www.numismatikforum.de/ftopic15786.html

Gruss, Pscipio
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Beitrag von rati » Mo 30.07.07 22:58

Hallo Pscipio,

da habe ich wieder was dazu gelernt.Fällt der Provinz-Römer,welcher von mir hier" http://www.numismatikforum.de/ftopic20262.html" vorgestellt wurde, in die gleiche Kategorie?
In Auktions-Katalogen werden 'Griechische Städteprägungen der Römischen Kaiserzeit' eingeteilt.Ist das auch das Gleiche?Hier sind teilweise jedoch auch Röm.Herrscher auf den Münzen abgebildet.
Wie verhält es sich mit der unten abgebildeten Münze.
Röm.Reich:Provinz Decapolis;Gadara(Palästina)Jahr 92(28/29AD)
Kaiser Tiberius

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Beitrag von rati » Mo 30.07.07 23:00

1,8gr / 12mm
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Beitrag von Pscipio » Mo 30.07.07 23:10

Der Macrinus ist nicht pseudo-autonom, eben weil er ein Kaiserporträt mit Namen aufweist. "Griechische Städteprägungen der Römischen Kaiserzeit" ist eine Umschreibung von Provinzialmünzen, in Englisch wird das Ganze oft auf "Greek Imperials" genannt. Darunter fallen alle Münzen, die von griechischen Städten (aber teilweise auch von latinischen Kolonien) unter römischer Herrschaft geprägt wurden, also sowohl solche mit Kaiserporträts wie auch solche ohne! Falls du Englisch verstehst; Curtis Clay hat im US-Forum gerade die Hauptmerkmale der Reichs- und Provinzmünzen sowie die Unterscheidunsmöglichkeiten aufgezählt (ich hoffe, er nimmt es mir nicht übel, wenn ich ihn hier so schamlos zitiere):

The difference is, in general, perfectly clear.

Roman provincial coins, formerly called Greek imperials, are essentially the continuation under the Roman empire of the coinages issued by cities around the Mediterranean before they came under Roman rule. Roman imperial coins, in contrast, are the continuation of Rome's own Republican coinage, and of the coinages that Republican generals had produced in the provinces following Republican norms.

Roman provincials only lasted until the reign of Tacitus (275-6), except for the billon tetradrachms of Alexandria which lasted until 296 under the First Tetrarchy. So the problem of distinguishing Provincials from Imperials only extends from the reign of Augustus until that of Tacitus. ALL Roman coins produced from Probus on, with the exception of those Alexandrian tetradrachms lasting until 296 which are easily distinguishable, are Imperials not Provincials.

Characteristics of the IMPERIAL coins of 27 BC-276 AD:

1. Inscriptions in Latin.

2. Roman denominational system: gold aurei and half-aurei (quinarii), plus double aurei from 215 on; silver denarii and quinarii and, from 215 on, double denarii (antoniniani); brass sestertii and dupondii, copper asses and quadrantes, plus occasional semisses and, later, double sestertii. Also rare oversize coins in all four medals (medallions), struck for distribution as gifts on New Year's Day and other occasions. Virtually all of the bronze coins (but not the bronze medallions) bear the letters S C, "By decree of the Senate."

3. The legends name the emperor and describe the reverse type, but virtually never indicate the mint that produced the coins, whether Rome or a Roman mint in a provincial city. The only exceptions are a few antoniniani from about 260 on that indicate the mint by letters in the reverse exergue, e.g. M=Milan, SERD=Serdica, LUG=Lugdunum; this practice of marking coins with abbreviated mintmarks then becomes universal on Imperials from the reign of Diocletian on, after the Provincials had ended.

Characteristics of PROVINCIAL coins, 27 BC-296 AD.

1. Legends normally in Greek, though a number of Roman colonies and municipalities struck coins with Latin legends.

2. The legends on provincials almost always name the mint, written out in full or only slightly abbreviated on the reverse, for example BYZANTIWN, "of the people of Byzantium", or MVNICIPIVM STOBENSIVM, the "Municipium of Stobi" in Macedonia.

3. Almost no gold. Silver generally following the local Greek precedents: cistophoric tetradrachms in Asia Minor, tetradrachms in Syria, billon tetradrachms in Alexandria in Egypt. Most provincials are in bronze, but usually not following the Roman denominational system, and usually without S C on the reverse.


Entschuldige, wenn ich im Moment zu faul bin, das Ganze in Deutsch zu erklären :) Aber es ist eigentlich relativ einfach.

Gruss, Pscipio
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Beitrag von rati » Mo 30.07.07 23:24

Mit Englisch habe ich kein Problem.Der Artikel beschreibt leicht verständlich die Unterschiede,sodass ich in Zukunft die Münzen zuordnen kann.Danke Dir für Deine Hilfe auf diesem für mich neuen Gebiet.

Gruß rati

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