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von Peter43 » Fr 03.05.13 09:46
Das was Klunch geschrieben hat, kann ich nur unterstreichen! Jede Sprache gibt eine Weltsicht wieder. Und bei jeder ausgestorbenen Sprache geht eine Welt unter. Das Problem mit Verstand und Vernunft hatte ich auch im amerikanischen Forum. Um den Unterschied zwischen Verstand und Vernunft zu erklären, brauchte ich einen ganzen Absatz. Aber ob der Unterschied allen Deutschen geläufig ist, bezweifele ich natürlich auch stark.
Meine Mythologieartikel habe ich alle ins Englische übersetzt und im amerikanischen Forum eingestellt. Dabei habe ich gemerkt, daß immer dann, wenn es um abstrakte und philosophische Themen ging, ich Schwierigkeiten mit der Übersetzung hatte. Da gibt es im Deutschen oft Begriffe, die ich im Englischen nur durch ganze Sätze wiedergeben konnte. Und das bei einer Sprache, die eigentlich durch ihre Kürze berühmt ist! Aber ich habe gesehen, daß das Deutsche für philosophische und geistesgeschichtliche Erörterungen besser geeignet ist. Mit ein Grund, warum viele dieser Begriffe ins Englische übernommen wurden.
Ein anderes Problem ist dagegen, daß im Deutschen die Gefahr besteht, über Worte zu streiten, die es vielleicht nur linguistisch gibt, denen aber in der Welt der Realität und des Geistes kein Äquivalent gegenübersteht. "Dort eben wo Begriffe fehlen, da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Mit Worten läßt sich trefflich streiten, mit Worten ein System bereiten." (Goethe, Faust II. Etwas, was man dem Deutschen vorwirft, das ja gegenüber dem klaren Französisch eine etwas dunkle Sprache ist, allein durch das erst am Schluß erscheinende Prädikat, was Ausländer oft beklagen, weil sie erst am Schluß des Satzes erfahren, ob oder was geschieht.
Mit freundlichem Gruß
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.