Die wollte ich Dir ersparen
Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Moderator: Numis-Student
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Re: Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Kurzer, komplettierender, Einwurf a la KI ... :
"Gefütterte Münzen haben unter der Edelmetalloberfläche einen Kern aus minderwertigem Material wie Kupfer oder Bronze. Oft handelt es sich bei den Münzen nicht um Fälschungen, sondern um Verfälschungen, die vom Münzherrn in Auftrag gegeben wurden. Antike gefüttertene Münzen (Subaerati) wurden meistens in Krisenzeiten geprägt."
Soetwas kenne auch ich aus meinem mittelalterlichem / spätmittelalterlichem Spezialgebiet --- eine Prägung in z.B. Kupfer und die dann erfolgte "Übersilberung" wie es Vossberg umschrieb. Soetwas liegt auch bei mir in der Sammlung und wäre früher sicher eher die gängigere Methode, womöglich in Notzeiten / oder vielleicht sogar vom Kriegsgegner hergestellt.
Da würde es auch nicht verwundern, daß eine "nicht zu identifizierende" Münzstättenkennzeichnung verwendet wurde um offizielle Nachforschungen (der Obrigkeit ?) zu sabotieren, obwohl andererseits garantiert noch nicht alle Münzstättenzeichen bekannt sind / sein müssen.
Der (alte / patinierte) Einschnitt einer Messerklinge, m.E. vergleichbar mit den Kerben bei etwa 1000 Jahre alten deutschen Denaren, wäre auch eher ein typisches Merkmal des Umlaufes in alter Zeit.
Interessante wie spannende Geschichte, zumal dann wohl eine der ältesten bekannten Münzverfälschungen überhaupt ?!
"Gefütterte Münzen haben unter der Edelmetalloberfläche einen Kern aus minderwertigem Material wie Kupfer oder Bronze. Oft handelt es sich bei den Münzen nicht um Fälschungen, sondern um Verfälschungen, die vom Münzherrn in Auftrag gegeben wurden. Antike gefüttertene Münzen (Subaerati) wurden meistens in Krisenzeiten geprägt."
Soetwas kenne auch ich aus meinem mittelalterlichem / spätmittelalterlichem Spezialgebiet --- eine Prägung in z.B. Kupfer und die dann erfolgte "Übersilberung" wie es Vossberg umschrieb. Soetwas liegt auch bei mir in der Sammlung und wäre früher sicher eher die gängigere Methode, womöglich in Notzeiten / oder vielleicht sogar vom Kriegsgegner hergestellt.
Da würde es auch nicht verwundern, daß eine "nicht zu identifizierende" Münzstättenkennzeichnung verwendet wurde um offizielle Nachforschungen (der Obrigkeit ?) zu sabotieren, obwohl andererseits garantiert noch nicht alle Münzstättenzeichen bekannt sind / sein müssen.
Der (alte / patinierte) Einschnitt einer Messerklinge, m.E. vergleichbar mit den Kerben bei etwa 1000 Jahre alten deutschen Denaren, wäre auch eher ein typisches Merkmal des Umlaufes in alter Zeit.
Interessante wie spannende Geschichte, zumal dann wohl eine der ältesten bekannten Münzverfälschungen überhaupt ?!
HONOR MAGRI JVDICIVM DILIGIT
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Re: Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Die Verwendung weniger edler Kerne bei der Herstellung von Falschmünzen ist so alt wie die Münzprägung selbst , siehe auch hier: viewtopic.php?f=13&t=24889&start=15#p600535
Gruß
Altamura
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Re: Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Das ist eine weitere Möglichkeit - neben des Plattierens - echt silberne Münzoberflächen herzustellen.Comthur hat geschrieben: ↑So 19.05.24 09:45---
Soetwas kenne auch ich aus meinem mittelalterlichem / spätmittelalterlichem Spezialgebiet --- eine Prägung in z.B. Kupfer und die dann erfolgte "Übersilberung" wie es Vossberg umschrieb. Soetwas liegt auch bei mir in der Sammlung und wäre früher sicher eher die gängigere Methode, womöglich in Notzeiten / oder vielleicht sogar vom Kriegsgegner hergestellt.
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Interessante wie spannende Geschichte, zumal dann wohl eine der ältesten bekannten Münzverfälschungen überhaupt ?!
Neben der Über-/Versilberung (durch verschiedene Techniken, z.B. Feuerversilberung, galvanische Versilberung) gab es dann auch noch das sogen. Weißsieden.
Gruß
Tilos
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Re: Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Es gibt zahlreiche Literatur zu den antiken Versilberungstechniken, auch spezielle Studien zu Plattierungstechniken an subaeraten Münzen (finde ich gerade nicht in meinem elektronischen Bücherschrank).
Einen allgemeiner Überblick über antike Versilberungstechniken findet sich auch in folgender Monographie:
Peter, Markus: Eine Werkstätte zur Herstellung von subaeraten Denaren in Augusta Raurica / von Markus Peter. — Berlin : Mann, 1990
(Studien zu Fundmünzen der Antike ; Bd. 7)
ISBN 3-7861-1596-6
Ich habe mal alle dort diskutierten möglichen Techniken herausgesucht, den Text eingekürzt um die Diskussion des Autors in Bezug der Befunde in der Fundstelle Augusta Raurica bei Basel.
Zitat:
"" ---
- Der Schrötling wird zwischen zwei genau zugeschnittene Silberplättchen auf den Unter Stempel gelegt; darauf wird der Ober Stempel angesetzt und die Prägung mit einem Hammerschlag vollzogen.
- Ein noch leicht kugelförmiger Schrötling wird in dünne Silberfolie eingeschlagen, zwischen die Stempel gelegt und geprägt. Die Prägung müßte in diesem Fall durch besonders kräftige Hammerschläge ausgeführt werden, da der Schrötling gleichzeitig flachgeschlagen werden muß.
- Der Schrötling wird mit einer Silberfolie umhüllt, leicht erhitzt und schließlich mit dem Hammer bearbeitet, um eine gute Verbindung zwischen Anima und Pella zu erzielen.
- Bei der Feuerversilberung werden die Schrötlinge mit einem flüssigen Amalgam überzogen; eine leichte Erhitzung lässt das Quecksilber entweichen, zurück bleibt der Silberüberzug.
- Eine weitere Möglichkeit, ist das Aussiedeverfahren, das bekanntlich in der römischen Münzprägung des 3. und 4. Jhs. eine große Rolle gespielt hat. Bei diesem Verfahren werden die Münzen aus einer stark silberhaltigen Kupferlegierung hergestellt; durch Erhitzen und durch Behandlung mit Säure erfolgt eine Silberanreicherung an der Oberfläche.
- Der Schrötling wird erhitzt und in flüssiges Silber eingetaucht. Eine Variante dieser Methode besteht darin, dass nicht reines Silber geschmolzen wird, sondern Silberchlorid; dies hat den Vorteil, dass der Schmelzpunkt bereits bei 455°C erreicht wird.
- Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Schrötling zuerst mit einer dünnen Blei- oder Zinnschicht überzogen wird, auf die man Silberfolien bei relativ geringen Temperaturen aufschmilzt.
- Man überzieht den Schrötling mit Hartlot aus einer Silber-Kupfer-Legierung, deren Schmelzpunkt unter jenem von reinem Silber liegt. Darauf werden zwei dünne Silberplättchen so um den Schrötling gelegt, dass sich eine Überlappung ergibt. Durch Erhitzen auf eine Temperatur, die das Hartlot, nicht aber die Silberumhüllung zum Schmelzen bringt, entsteht ein gut haftender Überzug.
- Das gleiche Resultat lässt sich auch ohne die Verwendung von Hartlot erreichen: wenn ein Schrötling direkt mit überlappenden Silberblechen umfasst und anschließend auf eine Temperatur gebracht wird, die über dem eutektischen Punkt des Kupfer- und Silbermischkristalls, aber unter dem Schmelzpunkt des Silbers liegt, zwischen 778°C und 961 °C also, bildet sich ebenfalls eine enge eutektische Verbindung zwischen der Anima und dem Überzug.
- Auf den Schrötling wird ein einigermaßen abgewogenes Stück einer Silberlegierung mit Kupferanteilen, unter Beifügung von Flussmittel, gelegt. Bereits bei einer Temperatur, die unter dem Schmelzpunkt von reinem Silber liegt, verflüssigt sich die Silber-Kupfer-Legierung und legt sich gleichmäßig um den Schrötling.
--- "
Einen allgemeiner Überblick über antike Versilberungstechniken findet sich auch in folgender Monographie:
Peter, Markus: Eine Werkstätte zur Herstellung von subaeraten Denaren in Augusta Raurica / von Markus Peter. — Berlin : Mann, 1990
(Studien zu Fundmünzen der Antike ; Bd. 7)
ISBN 3-7861-1596-6
Ich habe mal alle dort diskutierten möglichen Techniken herausgesucht, den Text eingekürzt um die Diskussion des Autors in Bezug der Befunde in der Fundstelle Augusta Raurica bei Basel.
Zitat:
"" ---
- Der Schrötling wird zwischen zwei genau zugeschnittene Silberplättchen auf den Unter Stempel gelegt; darauf wird der Ober Stempel angesetzt und die Prägung mit einem Hammerschlag vollzogen.
- Ein noch leicht kugelförmiger Schrötling wird in dünne Silberfolie eingeschlagen, zwischen die Stempel gelegt und geprägt. Die Prägung müßte in diesem Fall durch besonders kräftige Hammerschläge ausgeführt werden, da der Schrötling gleichzeitig flachgeschlagen werden muß.
- Der Schrötling wird mit einer Silberfolie umhüllt, leicht erhitzt und schließlich mit dem Hammer bearbeitet, um eine gute Verbindung zwischen Anima und Pella zu erzielen.
- Bei der Feuerversilberung werden die Schrötlinge mit einem flüssigen Amalgam überzogen; eine leichte Erhitzung lässt das Quecksilber entweichen, zurück bleibt der Silberüberzug.
- Eine weitere Möglichkeit, ist das Aussiedeverfahren, das bekanntlich in der römischen Münzprägung des 3. und 4. Jhs. eine große Rolle gespielt hat. Bei diesem Verfahren werden die Münzen aus einer stark silberhaltigen Kupferlegierung hergestellt; durch Erhitzen und durch Behandlung mit Säure erfolgt eine Silberanreicherung an der Oberfläche.
- Der Schrötling wird erhitzt und in flüssiges Silber eingetaucht. Eine Variante dieser Methode besteht darin, dass nicht reines Silber geschmolzen wird, sondern Silberchlorid; dies hat den Vorteil, dass der Schmelzpunkt bereits bei 455°C erreicht wird.
- Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Schrötling zuerst mit einer dünnen Blei- oder Zinnschicht überzogen wird, auf die man Silberfolien bei relativ geringen Temperaturen aufschmilzt.
- Man überzieht den Schrötling mit Hartlot aus einer Silber-Kupfer-Legierung, deren Schmelzpunkt unter jenem von reinem Silber liegt. Darauf werden zwei dünne Silberplättchen so um den Schrötling gelegt, dass sich eine Überlappung ergibt. Durch Erhitzen auf eine Temperatur, die das Hartlot, nicht aber die Silberumhüllung zum Schmelzen bringt, entsteht ein gut haftender Überzug.
- Das gleiche Resultat lässt sich auch ohne die Verwendung von Hartlot erreichen: wenn ein Schrötling direkt mit überlappenden Silberblechen umfasst und anschließend auf eine Temperatur gebracht wird, die über dem eutektischen Punkt des Kupfer- und Silbermischkristalls, aber unter dem Schmelzpunkt des Silbers liegt, zwischen 778°C und 961 °C also, bildet sich ebenfalls eine enge eutektische Verbindung zwischen der Anima und dem Überzug.
- Auf den Schrötling wird ein einigermaßen abgewogenes Stück einer Silberlegierung mit Kupferanteilen, unter Beifügung von Flussmittel, gelegt. Bereits bei einer Temperatur, die unter dem Schmelzpunkt von reinem Silber liegt, verflüssigt sich die Silber-Kupfer-Legierung und legt sich gleichmäßig um den Schrötling.
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Re: Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Alles sehr beeindruckend, was man hier entdecken kann - vielen Dank allen Beteiligten auch von meiner Seite aus schon jetzt !
Da ich gesehen habe, daß in der Verlinkung noch ein spätmittelalterliches Stück fehlt, werde ich wohl auch ein schönes wie äußerst seltenes Exemplar beisteuern.
Viele Grüße
HONOR MAGRI JVDICIVM DILIGIT
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Re: Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Damit haben wir das Rätsel dann abschließend gelöst und nebenher wieder eine Menge gelernt - Vielen Dank !
Der o.g. französische (Fach-)Händler hat meine Fragen bzgl. seinem Angebot leider nicht beantwortet. Nun, ein weiterer Beweis, das die wahren Kenner, Experten, Sachverständigen ... hier im Forum zu finden sind +
Und wen meine spätmittelalterliche Fälschung eines Deutschordens-Schillings interessiert - ist nun endlich verkleinert und eingestellt.
Viele Grüße
HONOR MAGRI JVDICIVM DILIGIT
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Re: Bestimmungshilfe einer Drachme Alexander der Große
Der Fairnes halber die heutig erhaltene Rückmeldung des französische Händlers mit Link zum Angebot auf seiner Homepage, auf mashops gab es wohl nur eine Kurzversion aber kein Problem :
Dear .........,
This coin is indeed a fourrée coin as indicated in the full description of this one :
https://www.cgbfr.com/macedoine-royaume ... 961,a.html
Best Regards,
Also ein "fourrée", eine leichte wie gefütterte Münze.
Olricus - Glückwunsch - wie angedacht, ein originaler Beleg aus der Zeit, nur jetzt noch etwas interessanter. Gönne ich Dir von Herzen !
Viele Grüße nach Nordsachsen
Dear .........,
This coin is indeed a fourrée coin as indicated in the full description of this one :
https://www.cgbfr.com/macedoine-royaume ... 961,a.html
Best Regards,
Also ein "fourrée", eine leichte wie gefütterte Münze.
Olricus - Glückwunsch - wie angedacht, ein originaler Beleg aus der Zeit, nur jetzt noch etwas interessanter. Gönne ich Dir von Herzen !
Viele Grüße nach Nordsachsen
HONOR MAGRI JVDICIVM DILIGIT
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