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von chinamul » Mi 13.10.04 12:33
Ich gestatte mir, hier einige Punkte, die ebenfalls einen Einfluß auf die Preisentwicklung bei Großbronzen haben dürften, in die Debatte zu werfen:
Preistreibend wirkt
1. die Tatsache, daß sehr viel mehr Menschen erkannt haben, daß Römersammeln ein faszinierendes Hobby ist, das auch für Normalverdiener erschwinglich ist. An dieser doch eigentlich erfreulichen Entwicklung ist unser Forum vielleicht nicht ganz unschuldig. Großbronzen sind nun einmal die eindrucksvollsten und damit vom Sammlerneuling besonders gesuchten Römer.
2. die Flucht in Sachwerte, die wegen ihrer begrenzten Menge nur in geringem Maße spekulativen Schwankungen unterliegen, wenn man sie mal mit Aktien vergleicht. Man hat mit antiken Münzen Werte, an denen man sich zudem auch noch erfreuen kann.
3. Bronzen sind im Boden vergänglicher als Silbermünzen. Daher haben sehr gute Erhaltungen von vornherein einen gewissen Seltenheitswert, der jedenfalls größer ist als der von gängigen Edelmetallmünzen. Die sind, übrigens ebenso wie schlecht erhaltene Großbronzen, kein bißchen teurer geworden. Zu bedenken ist auch, daß Großbronzen in der Regel älter sind als die kleinen Spätrömer, die dazu noch in viel größeren Mengen geprägt worden sein dürften. Damit waren sie, wenn auch nur um wenige Jahrhunderte, länger der Korrosion ausgesetzt. Zudem nutzt sich eine schwere Münze im Zahlungsverkehr stärker ab, und das nicht nur wegen ihres hohen Gewichts, sondern auch, weil sie eher Kleingeld war, das im alltäglichen Leben viel häufiger als die höheren Nominale über die Theke ging.
Preismindernd (oder zumindest preisregulierend) wirkt oder wird wirken
1. die Tatsache, daß in naher Zukunft immer häufiger größere Privatsammlungen als Nachlässe auf den Markt kommen werden, weil die Erben nicht an ihnen interessiert sind sondern Kasse machen wollen.
2. Daß das Verhältnis von Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt, ist sicher richtig. Strittig ist aber, ob dieses Verhältnis sich noch wesentlich zuungunsten der Nachfrager verschieben wird oder kann. Es sammeln ja nicht ausschließlich Gutverdiener, und mancher würde angesichts nicht mehr bezahlbarer Preise sein Hobby entweder ganz aufgeben oder es zumindest ruhen lassen, auf jeden Fall aber als Käufer ausscheiden. Ich behaupte, daß der Handel und auch viele Sammler immer noch auf riesigen Vorräten an Münzen und Dubletten hocken, die dem Markt jederzeit zugeführt werden könnten, wenn sie denn absetzbar wären. Am Beispiel des stagnierenden Antiquitätenhandels (mittlere Qualitäten) läßt sich ganz deutlich ablesen, daß die Bäume, was Preise anbetrifft, nicht in den Himmel wachsen.
Schlußbemerkung:
Antike Münzen sind keine Bananen oder Grillwürste, die überall fast das gleiche Geld kosten und jederzeit zu haben sind. Man muß eben schon sehr viel Geduld und Spürsinn aufbringen, wenn man ein schönes Stück zu einem günstigen Preis ergattern will. Aber gerade darin liegt für mich der besondere Reiz des Sammelns römischer Münzen, sonst hätte ich mir ja auch gleich ein Briefmarkenabonnement bei der Post bestellen können.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit