vorab: Experte ist definitiv zu hoch gegriffen. Ich habe diese Tetradrachmen aufgrund der Vielfalt und (in meinen Augen) Schönheit zu meinem primären Sammelgebiet gemacht – gepaart mit der Vorliebe für diesen Kaiser und seine Familie. Es ging mir nun im ersten Schritt darum, möglichst alle bekannten Varianten zusammenzutragen und auf einer Website zu vereinen. Noch nicht berücksichtigt sind z. B. Stempelkopplungen, tatsächliche Anzahl bekannter Stempeln und Exemplare, etc. Bisher also eher Fleißarbeiter

Zu deinen Fragen:
1)Weiß man denn eigentlich, warum Antiochenser Tetradrachmen gerade von Philippus so häufig zu finden sind?
Hier würde ich anführen, dass die Region um Antiochia zwischen Elagabal und Gordian III. nicht versorgt wurde. Die Prägung der Tetradrachmen setzte aus. Eine Verknappung könnte die Folge gewesen sein, die dann unter Gordian III. beendet wurde – natürlich nicht mit annähernder Vielfalt wie unter Philippus I. Prieur listet unter Gordian 27 verschiedene Typen. Unter Philippus I. & Familie habe ich nun bereits über 300 (!) Typen zusammen getragen – inkl. fehlerhafter Prägungen versteht sich.
Des Weiteren dürfte eine gewisse Heimatverbundenheit des Kaisers dazu beigetragen haben, dass er der Prägestätte eine überhöhte Stellung zugestand.
2) Warum wurden davon offensichtlich ausgerechnet in den 240er Jahren so viel mehr geprägt als jemals zuvor (Zumindest ist das der Eindruck, wenn man bei Vcoins und anderen Portalen nach Tetradrachmen aus Antiochia sucht und dabei auf mehr Philippi stößt als auf Tetradrachmen irgendeines anderen Kaisers)?
Die Region hatte an Wichtigkeit gewonnen. Die Stadt-Prägungen unter Philippus waren vielfältig. Die Prägung der Tetradrachmen wurde aber – im Gegensatz zu einigen anderen Kaisern, die in mehreren Städten prägen ließen – auf Antiochia beschränkt (übergreifend nach Macrinus und Diadumenian). Dies ist schon bei Elagabal (bis auf wenige Ausnahmen) und spätestens seit Gordian III. zu beobachten. Auch das dürfte ausschlaggebend für die erhöhte Menge sein – ein größeres Gebiet musste versorgt werden. Die Reduzierung der Prägestätten auf Antiochia wurde auch nach Philippus I. beibehalten.
3) Und wie weit ging eigentlich deren Zirkulation?
Waren diese Tetradrachmen tatsächlich nur Lokalgeld für Antiochia und Umgebung oder liefen sie in den ganzen griechisch geprägten Ostprovinzen oder gar reichsweit als Zahlungsmittel um?
Die Funde sind meines Wissens bisher auf den syrischen / östlichen Raum beschränkt. Das bedeutet, dass die Tetradrachmen – im Gegensatz zu den städtischen Bronzeprägungen – in der gesamten Region umliefen. Die Grenzen überschritten sie wohl nicht – im Gegensatz zu den in Antiochia geprägten reichsrömischen Antioninianen, die auch über die Grenzen hinaus gefunden wurden.