ich möchte hier eine Medaille vorstellen, die durch ihre Motivwahl im Revers überrascht und auf den ersten Blick möglicherweise befremdet. Die Darstellung zeigt nämlich neben dem Papst im Avers mit dem gehörnten Bockskopf und dem Drachen im Revers Symbole, die seinerzeit in erster Linie für den Satan standen. Den Drachen, der seinen eigenen Schwanz jagt bzw. verschlingt, hatten wir kürzlich schon anderer Stelle - er wird als Ouroboros bezeichnet. Der Widderkopf ist außerdem von ägyptischen - und damit aus kirchlicher Sicht heidnischen - Gottheiten bekannt (Ammon, der Göttervater oder Sonnengott der Ägypter, oder auch Khnum, der auf seiner Töpferscheibe den Menschen aus dem Nilschlamm schuf). Hinzu kommt, daß Gregor XIII. den Drachen auch als Symbol für sein Wappen wählte. Der Hintergrund für diese ungewöhnliche Wahl des Wappens ist mir nicht bekannt.
Die Symbolik des Revers läßt aber auch eine ganz andere Deutung zu, und damit gelangt man zum Ausgabe-Anlaß der Medaille. Im Jahr 1582 ließ Gregor XIII. den Kalender um zehn Tage kürzen und ein neues System der Schaltjahre schaffen. Durch diese Änderung fiel die Tagundnachtgleiche im Frühjahr, wenn die Sonne den Äquator überschreitet, vergleichsweise konstant in die Zeit um den 21. März, und hier stand sie im Beginn des Tierkreis-Jahres im Zeichen des Widders / Aries. So bekommt auch der Stern über dem Widderkopf seinen Sinn. Durch diesen Kunstgriff fiel nun das Osterfest wieder in den Zeitraum, den man auf dem Konzil von Nicaea (325 AD) vorgegeben hatte. Der Drache oder Ouroboros stellt in diesem Kontext die zyklische Wiederkehr dieses Kreislaufs dar. Dies war die Geburtsstunde des Gregorianischen Kalenders, nach dem wir heute rechnen.
Zur Medaille: Gregor XIII., Ugo Boncompagni di Bologna (1572-1585); Medaglia Straordinarie (1582) auf die Einführung des Gregorianischen Kalenders. (Silber 25,26g 38 mm) Av. GREGORIVS XIII PONT OPT MAX, barhäuptige Büste rechts mit reich verziertem Pluviale (Jesus wandelt über den See, s. Mt. 14,25-33), im Schulterabschnitt Signatur L PARM. / Rv. ANNO RESTITVTO MDLXXXII Im Ring eines Drachen Kopf eines Widders mit ausladendem Gehörn en face, darüber Umschrift, Schleife und sechsstrahliger Stern, darunter Blütengirlande. Referenz?
Und nun etwas Verblüffendes: In Bronze habe ich das Stück ermitteln können. Ich weiß aber nicht, ob es die Medaille in einer Version in Silber überhaupt gibt! Sie ist ein jüngerer Guß - und für meine Begriffe eine wunderschöne und sehr saubere Arbeit - aus dem Nachlaß eines Medailleurs, der sein Handwerk verstand. Ich erhielt sie mit dieser Begründung quasi geschenkt und möchte mich an dieser Stelle dafür noch einmal herzlich bedanken.
Gruß klaupo
P.S. Die Recherche ist zweifellos korrekturfähig. Ich würde mich freuen!
