Focas Tremissis

Münzen des alten Byzanz

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Timesitheus
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Focas Tremissis

Beitrag von Timesitheus » Fr 10.04.09 19:31

Hallo,

dieser ziemlich zerknitterte Focas Tremissis (1,36 Gramm) stammt aus derselben Alt-Sammlung wie der vermeintliche hybride Tremissis (http://www.numismatikforum.de/ftopic30912.html).

Auffällig ist wieder eine doch eher ungewöhnliche Umschrift, die aber schon seit folgende Auktion bekannt ist:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 2&Lot=1623

Beinahe könnte man meinen, daß beide Stücke stempelgleich sind.

Viele Grüße und schöne Ostern,

Gerd
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Focas-Tremissis-rv.jpg
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Timesitheus

Basil
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Beitrag von Basil » Fr 10.04.09 21:37

Nein lieber Timesitheus stempelgleich sind diese beiden Stücke keineswegs. Beachte bitte auch die Gewichtsunterschiede, sowie die Datierungen.

Gruß Basil

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Beitrag von Timesitheus » Fr 10.04.09 23:20

Hallo Basil,

mit "beinahe" habe ich auch gemeint, "bis man näher hinschaut". Der Gewichtsunterschied ist mir auch aufgefallen, aber bedeutet daß nun daß mein Exemplar zu stark außerhalb der Schwankungsbreite des Gewichts für Tremisses liegt? (Wurden Goldmünzen unter Phocas al-pezzo oder al-marco gemünzt?)

Bezüglich Datierungen verstehe ich leider nicht was Du genau sagen willst. Meinst Du die eine Münze ist frühes 7. Jarhundert und die andere 20. Jahrhundert (d.h. moderne Fälschung)?

Gruß Gerd
Timesitheus

Basil
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Beitrag von Basil » Sa 11.04.09 08:54

Die gesamte byz. Goldwährung wurde al pezzo geprägt. Beide Stücke sind meiner Meinung nach echt. Dein Exemplar würde ich auf 607 datieren, das andere früher. Ich sehe in Deinem Exemplar ein Stempelfehler.

Gruß Basil

Timesitheus
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Beitrag von Timesitheus » Sa 11.04.09 19:20

Danke Basil.

Da habe ich wieder etwas gelernt. Ich glaube, ich habe irgendwann einmal gelesen, daß z.B. der Solidus unter Konstantin d. Gr. al marco ausgemünzt wurde. Leider weiß ich jetzt nicht ob das auch schon falsch ist bzw. wann der Übergang von al marco zu al pezzo bei der Solidusprägung stattfand.

Eine so genaue Datierung ist für mich phaszinierend. Ich denke dazu gehört verdammt viel Erfahrung und sehr viel Spezialliteratur.

Viele Grüße, Gerd
Timesitheus

Basil
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Beitrag von Basil » Sa 11.04.09 19:52

Der Solidus zu 4.55 g Gold wurde unter Konstantin d. Gr. eingeführt (anders als al- pezzo garnicht denkbar) und war jahrhundertelang die Standardwährung des byz. Reiches.

Gruß Basil

Timesitheus
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Beitrag von Timesitheus » Sa 11.04.09 21:01

Hallo Basil,

Du hast recht, aber

ich denke es gibt eine babylonische Sprachverwirrung (auf Grund eines alten Tippfehlers bei Aföldi?) bei einigen Autoren bezüglich Verwendung der Begriffe „al marco“, al pezzo und „al numero“

Zitat:

Constantinus I. hatte im Jahr 309 n. Chr. mit der Schaffung des Solidus (Abb. 16) zum ersten Mal in der Antike eine Goldmünze herausgebracht, die im Gewicht von 4.54 g al marco ausgeprägt worden war, das heißt, daß – im Gegensatz zur gebräuchlich gewesenen al pezzo Prägung, bei der aus einem römischen Pfund eine bestimmte Anzahl etwa gleichwiegender Münzen ausgebracht wurden – jeder Solidus im Gewicht genau kontrolliert worden war.

aus : http://www.nationalbank.at/de/img/roemi ... 14-784.pdf


Richtig sind wohl aber:

http://www.anumis.de/lexikon/a/pa104.html

http://www.anumis.de/lexikon/a/pa105.html

http://www.anumis.de/lexikon/a/pa106.html

Jetzt bin ich zwar etwas schlauer, aber ich werde nachschauen, wo die Begriffe noch verwechselt wurden (wenn ich mich richtig erinnere bei Maria R.- Alföldi, Gloria Romanorum und noch einigen anderen).

Viele Grüsse,
Timesitheus

Basil
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Beitrag von Basil » Sa 11.04.09 22:01

ja, Du hast Recht, es geht mit den Begriffen wirklich durcheinander.

Gruß Basil

aestasaetatum
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Beitrag von aestasaetatum » Mo 13.04.09 10:06

Das Auffällige an diesem Stück ist die dativische Legendenform FOCAE statt FOCAS. Das ist parallel zu den Solidi, von denen es die Dativ-Legende auch gibt, und zwar aus der Frühzeit der Herrschaft 602/03. Die Tremisses mit der dativischen Legendenform sind sehr selten, aber keineswegs, wie in der Künker-Auktion behauptet, bislang unbekannt. Siehe

Andreas U. Sommer, Ein unedierter Tremissis des Phokas (602-610 n. Chr.), in: Schweizer Münzblätter 152, Jg. 38, November 1988, S. 108-109, sowie Andreas U. Sommer, Ein weiterer neuer Tremissistyp des Phokas (602-610 n. Chr.), in: Schweizer Münzblätter 161, Jg. 41, Februar 1991, S. 6-7

Wolfgang Hahn, Zur Münzprägung des frühbyzantinischen Reiches. Anastasius I. bis Phocas und Heraclius-Revolte 491-610, Wien 2005, verzeichnet den Typ ebenfalls.

Beste Grüsse,

aestasaestatum

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Beitrag von aestasaetatum » Mo 27.04.09 23:06

Hier ein Link zu den Artikel über die FOCAE-Tremisses:

http://www.byzanz.eu/Bilder/Muenzen/aes ... rtikel.tif

Beste Grüsse

aestasaestatum

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Beitrag von Wurzel » Mo 27.04.09 23:23

Danke für den Link!


Anmerkung, mit dem Windows Bild- Und Faxbetrachter kann man alle 4 Seite des Artikels einsehen.


Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

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Beitrag von Timesitheus » Di 28.04.09 09:14

Hallo aestaetatum,

auch von mir vielen Dank für den Artikel.

Viele Grüsse
Timesitheus

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Beitrag von Posa » Mi 29.04.09 22:43

Funktioniert der vielgelobt Link nur bei mir nicht? - Bei mir ist das der Link in ein großes, weißes Nirvana... sehr beruhigend aber wenig informativ...

Posa

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dionysus
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Beitrag von dionysus » Mi 29.04.09 22:50

Hi,

also bei mir funktioniert der Link.

Probier mal: Rechtsklick -> "Ziel speichern unter" (Einen Ordner auf deinem rechner auswählen.)

Gruß
Maico
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bleib im Dunkeln unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben. - Goethe -

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Beitrag von Posa » Mi 29.04.09 23:20

Danke!dionysus,

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