Medaille Johannes Wilkes, Middlesex 1768

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Medaille Johannes Wilkes, Middlesex 1768

Beitrag von Lutz12 » Fr 22.09.06 15:41

Habe hier ein interessantes Stück, zu dem in ein ähnliches Referenzstück bei coinarchiv gefunden habe. Vielleicht kann mir jemand dazu etwas näheres sagen, wie z.B. Hintergründe der Ausgabe und Literaturquellen.
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 2&Lot=1450
Mein Stück unterscheidet sich in der Porträtseite,im Durchmesser und ist signiert.
Angaben: helle Bronze oder Bronze vergoldet, 40,1 mm, 19,5 g, signiert: IW (im Armabschnitt)
Text der RS: GENIUS OF LIBERTY, im Abschnitt 4 Zeilen: ELECTED KNIGHT OF THE SHIRE FOR MIDDLESEX MDCCLXVIII
Freue mich wie immer auf Eure Hinweise
Danke und Grüße
Lutz12
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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 22.09.06 19:21

Du hast das Gegenstück zu der Medaille von Kirk. Zum gleichen Anlaß, der erfolgreichen Wahl als MP für Middlesex 1768 von John Westwood. Das Material ist helle Bronze, nach dem Erfinder der Legierung Pinchbeck genannt. Wilkes war ein populärer Politiker wegen seiner Kritik am König. Deshalb wurde er nach der Wahl abgesetzt und kam für 22 Monate ins Gefängnis, was seine Popularität noch erhöhte. 1774 wurde er zum Lord Mayor von London gewählt, danach noch mehrfach ins Parlament. Es gibt insgesamt 12 verschiedene Medaillen auf ihn. Literatur: Mitchiner erwähnt das Stück nur und zitiert zwei Varianten mit BHM 113 und 114. BHM hab ich leider nicht. (Solltest du sie veräußern wollen, ich hab sie noch nicht.) Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von Lutz12 » Fr 22.09.06 20:26

Danke KAM,
ich wusste, dass auf Dich Verlass ist :D Die Engländer faszinieren mich irgendwie, wenn ich auch nur wenige alte Stücke habe (und dann in ähnlicher Erhaltung wie das vorgestellte Stück). Ich möchte mich nicht von dem Stück trennen, wenn sich das mal ändert, bist Du mit Sicherheit der erste der dann gefragt wird - versprochen.
Eine Frage an Dich als GB-Kenner: Sind die Briten beim Thema Medaillen offener als die Deutschen oder werden die Medaillensammler dort auch von den meisten als "Schrottsammler" gesehen?
Gruß Lutz12
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Beitrag von chinamul » Sa 23.09.06 11:06

Die häufig aufgestellte Gleichung Medaillensammler = Schrottsammler möchte ich für mich - und besonders auch für Euch Experten hier im Medaillenforum - in dieser Pauschalität nicht gelten lassen. Natürlich hat die Flut von teils miserabel getalteten und ausgeführten Prägungen zu den nichtigsten und banalsten Anlässen, die zum ausschließlichen Zweck der Geldschneiderei angefertigt wurden, eine solche Meinung sehr befördert. Sie wird aber meist von solchen Sammlern geteilt und verbreitet, die sich mit der Materie niemals ernsthaft beschäftigt haben.
Als Römer- und Chinasammler habe ich, angeregt nicht zuletzt durch regelmäßige Besuche im Medaillenforum, inzwischen mein Faible für schöne und aussagekräftige Medaillen entdeckt und muß sagen, daß ich dadurch bereits eine Menge neues Wissen erworben habe. Mit Hilfe des Internets gehe ich allen sich aus einem Stück ergebenden Fragen nach und erweitere so auf den unterschiedlichsten Gebieten allmählich meinen durch eine 50jährige, fast ausschließliche Beschäftigung mit Römern und Chinesen möglicherweise leicht verengten Horizont.
Übrigens: Sollte etwa der Vorname des Lincolnmörders, der bekanntlich John Wilkes Booth hieß, sich aus dem J. W. der Medaille herleiten? Könnte der Vorname damit eventuell insofern programmatisch sein, als hier ebenfalls einer für das, was er für politisch richtig und notwendig hielt, mit allen Konsequenzen aktiv geworden ist?

Gruß

chinamul
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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 25.09.06 09:51

Der Lincoln Mörder wurde tatsächlich nach unserem John Wilkes getauft: http://en.wikipedia.org/wiki/John_Wilkes_Booth
Aber politisch hat da wohl nichts abgefärbt, Booth war ja Anhänger der Sklaverei und gerade kein Progressiver. - Nach meiner Kenntnis der britischen Sammler trägt dort die Mehrheit jahrgangsweise einen bestimmten Münztyp zusammen. Die Leute mit einem tieferen Interesse, die dann oft auch Medaillen für sich entdecken, sind dort auch die wenigeren. Grüße, KAM
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Beitrag von gorostiza » Mi 27.09.06 16:44

Lieber Lutz, lieber chinamul,

auch als Sammler klassischer Griechenmünzen stimme ich voll und ganz mit chinamul überein - Medaillen sind, mit den Ausnahmen, die chinamul anführt, nicht Schrott. Es erfüllt gerade den Ästhetiker mit grosser Freude, sich an den herrlichen Geprägen sattzusehen. Mit wieviel Liebe und eifrigem Interesse die seriösen Sammler sich mit der Materie und der Geschichte auseinandersetzen, kann ich gut gerne in diesem thread verfolgen!
Auch ich lasse mich gelegentlich von einer schönen Medaille verführen und trage sie dann mit Stolz nach hause. Meine kleine Sammlung freut mich stets, wenn auch keine sog. highlights dabei sind.

mfg
Roland

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