Abzeichen BARNABITES 1791

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Moderator: Lutz12

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mumde
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Abzeichen BARNABITES 1791

Beitrag von mumde » Di 10.07.07 21:26

Ich bekam jetzt einen Anhänger mit der Jahreszahl 1791 in die Hände, der auf den ersten Blick nicht viel mit der Münzenprägung zu tun hat. Tatsächlich ist es aber wohl ein Ausweis, der den Arbeitern der Münzstätte den Zugang zu ihrem Arbeitsplatz ermöglichte.
Nach kurzer Recherche scheint es da folgenden Zusammenhang zu geben: Die Französische Revolution trennte ja Kirche und Staat, löste die Klöster auf und setzte die Vernunft an die Stelle der Religion. Jede nun ungenutzte Kirche hatte mindestens eine Glocke, die verkauft und eingeschmolzen werden konnte.
Ein Teil der französischen Kleinmünzen der Jahre 1791 bis 1793 wurde nach Gadoury, dem Katalog für französische Münzen, in Kupfer geprägt, aber große Mengen wurden auch aus „métal de cloche“, also aus Glockenmetall, geprägt. Glockenmetall ist eine Bronze mit mehr als 20 % Zinn, die sich gut gießen lässt und einen schönen Klang hat, aber eigentlich für die Münzenprägung zu hart und spröde ist. In normalen Zeiten würde man so etwas nicht verwenden.
Aber es gab ja genug nicht mehr benutzte Glocken. Das Material war vorhanden, und man brauchte Kleingeld, also wurde das Glockenmetall verwendet.
In Paris gab es im ehemaligen Kloster der Barnabiter eine Münzenprägeanstalt, die die Glocken einschmolz und zu Kleingeld verarbeitete. Nach Gadoury wurden im Jahr 1792 allein vom 1 Sol 7.828.080 Stück im ehemaligen Kloster der Barnabiter geprägt. Und da nicht jeder einfach so in eine Prägestätte hineingehen darf, erhielten die dort Beschäftigten eine Ausweismarke, die ihnen den Zutritt gestattete.
Es gibt verschiedene Formen dieser Marken. Alle zeigen auf der Vorderseite eine Glocke und die Umschrift BARNABITES 1791. Die Rückseiten variieren.
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Abzeichen Barnabiter 1791.jpg
Gruß mumde

klaupo
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Beitrag von klaupo » Di 10.07.07 21:58

Ebenso interessant wie die Marke erscheint mir ihre Fassung - eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Man findet dieses Symbol auch auf Medaillen aus dieser Zeit. Ein wenig googlen ergab, daß es sich ...

... um ein Zeichen für ewige Wiederkehr, für Wiederholung und Zyklus handelt. Ein Objekt, welches von einem Kreis umgeben und eingeschlossen ist, wird durch diesen bekräftigt und verstärkt.

Der Fachbegriff für dieses Schlangensymbol ist wohl Uroborus. Wenn es sich bei dem vorgestellten Stück, einer Ausweismarke, nicht um ein bloßes Dekorationselement handeln sollte, griff man anscheinend - Vernunft hin, Religion her - gern auf religiöse Symbolik zurück. Etwas mehr dazu fand ich hier:

http://en.wikipedia.org/wiki/Ouroboros

Gruß klaupo

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 10.07.07 21:59

Das Abzeichen zeigt am Rand den Ourobouros, die sich in den Schwanz beißende Urschlange, ein alchemistisches und auch in der Freimaurerei verwendetes Symbol für den ewigen Wandel der Dinge. Hochinteressantes Stück, davon gibts bestimmt nicht mehr viele? Grüße, KarlAntonMartini
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Patlin
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Re: Abzeichen BARNABITES 1791

Beitrag von Patlin » Fr 20.08.10 13:12

Man möge mir verzeihen, dass ich mich nach über 3 Jahren in diesen Thread mit einbinde,
aber durch einen kürzlichen Forumsbeitrag bin ich auf dieses Thema ( Link ) gestoßen.

Dazu habe ich eine Münze gefunden, die aus einem solchen Glockenmetall hergestellt wurde.
Von diesen DIXAIN Münzen gibt es nach meinem Kenntinsstand mehrere Varianten in Kupfer,
Zinn oder Eisen. Auch Proben ( Essai ) gibt es davon:

http://www.cgb.fr/monnaies/vso/v09/imag ... eb374.html

Aus was für ein Metall meine gezeigte Münze ist, kann ich leider nicht sagen.
Aus Eisen ist sie nicht, aus Zinn und Kupfer ist sie auch nicht, dann müßte
es ja Messing sein.

Material = nicht definierbar, aber aus Glockenmetall , Dm = 32 mm, Gewicht = 17,7 Gramm

LG

Patlin
Dixain.JPG

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